FRANKFURT (dpa-AFX) - Die enttäuschenden geldpolitischen Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) vom Vortag haben am deutschen Aktienmarkt am Freitag nachgewirkt. Am Nachmittag verstärkten sich die Abgaben noch. Auch der zehnprozentige Rückgang der deutschen Exporte im Juli drücke auf die Stimmung, hieß es. Immerhin handle es sich um den stärksten Einbruch seit dem Jahr 2009.
Der Dax (DAX) sank zuletzt um 0,66 Prozent auf 10 605,06 Punkte. Damit läuft es für den deutschen Leitindex auf einen moderaten Wochenverlust hinaus. Am Donnerstag war der Dax um 0,72 Prozent abgesackt. Der MDax (MDAX), der die mittelgroßen Unternehmen repräsentiert, fiel am Freitag um 0,99 Prozent auf 21 459,20 Punkte. Für den Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) ging es um 0,55 Prozent auf 1748,87 Zähler nach unten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) verlor 0,72 Prozent.
DEUTSCHE BANK DAX-SPITZENREITER
Unter den Einzelwerten standen Bankaktien im Anlegerfokus. Papiere der Deutschen Bank (XETRA:DBKGn) stiegen nach einem Pressebericht um knapp 4 Prozent und waren damit Dax-Spitzenreiter. Demnach stehe die Bank kurz davor, gegen eine Milliardenbuße ihren mutmaßlich größten noch ausstehenden Rechtsstreit mit den US-Behörden aus dem Weg zu räumen.
Aktien der Commerzbank (XETRA:CBKG) verbuchten ein Plus von 0,37 Prozent. Der neue Bankchef Martin Zielke erwägt einem "Handelsblatt"-Bericht zufolge die Aufspaltung des Firmenkundengeschäfts. Zudem solle das Investmentbanking weiter verkleinert werden. Beide Schritte würden zu einem erheblichen Stellenabbau führen. Eine Sprecherin der Bank wollte den Bericht nicht kommentieren.
Die Bayer-Papiere (ETR:BAYN) waren hingegen mit einem Minus von 1,59 Prozent weit unten im Dax-Tableau zu finden. Medienberichten zufolge kommt der Pharma- und Chemiekonzern nach der jüngsten Angebotserhöhung bei den Gesprächen mit seinem Übernahmeziel Monsanto (NYSE:MON) schnell voran. Eine Einigung sei bereits in der kommenden Woche möglich, hieß es. Zudem prüfe Bayer (DE:BAYGN) den Verkauf seines Dermatologie-Geschäfts.
SCHAEFFLER ERWÄGT ZUKÄUFE
Schaeffler-Titel (ETR:SHA) notierten zuletzt 2,29 Prozent höher. Der Automobilzulieferer kommt beim Schuldenabbau besser voran als zunächst gedacht und kann sich nun wieder Übernahmen vorstellen. Nach der 2008 versuchten Übernahme des Konkurrenten Conti (XETRA:CONG) drückte die Franken ein Schuldenberg von gut zwölf Milliarden Euro, der sich nun auf 3,2 Milliarden Euro reduzierte.
Nach einer leichten Zwischenerholung am Vortag ging es für die Papiere von Steinhoff (XETRA:SNHG) mit minus 2 Prozent wieder merklich abwärts. Die Analysten von Exane BNP Paribas und Morgan Stanley (NYSE:MS) schraubten ihre Kursziele für die Titel des Möbel- und Einzelhandelskonzerns zurück.
NORDEX NUMMER EINS IM TECDAX
Ebenfalls weit unten im MDax rangierten die Titel von Brenntag (XETRA:BNRGn) mit einem Verlust von 2,32 Prozent. Die Analysten der britischen Investmentbank HSBC stuften die Aktie auf "Reduce" ab und senkten das Kursziel von 45 auf 43 Euro. Sie sehen für den Marktführer im weltweiten Chemikalienhandel im kommenden Jahr einige Gewinnrisiken.
Nordex-Aktien (ETR:NDX1) verteuerten sich um mehr als 4 Prozent und standen damit ganz oben in der Gewinner-Rangliste im TecDax. Zuvor hatte die US-Investmentbank Goldman Sachs (NYSE:GS) das Kursziel für den Hersteller von Windenergieanlagen von 36 auf 44 Euro angehoben und die Anteilsscheine auf der "Conviction Buy List" belassen. Laut Analyst Manuel Losa überzeugt Nordex mit einem starken Wachstum und hohen Liquiditätszuflüssen.