FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax (DAX) hat am Mittwoch zum Befreiungsschlag angesetzt. Der Leitindex zeigte eine deutliche Reaktion auf die Verluste der vergangenen Tage und stieg bis zum Nachmittag um 1,09 Prozent auf 11 120,88 Punkte. Marktanalyst Frank Geilfuß vom Berliner Bankhaus Löbbecke begründete die wieder bessere Stimmung der Anleger mit einer Entspannung am Anleihemarkt. Dort waren die Renditen zuletzt wieder etwas gesunken, was Aktien gegenüber festverzinslichen Anleihen attraktiver erscheinen lässt. Binnen drei Wochen hat der Dax aber immer noch knapp 6 Prozent an Wert eingebüßt.
Die griechische Schuldenkrise laste zwar weiterhin auf den Märkten, sagte Geilfuß. Am späteren Abend ist ein Krisentreffen in kleiner Runde zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel, dem französischen Staatspräsidenten François Hollande und Premier Alexis Tsipras geplant - offiziell bestätigt ist dieser Termin bisher nicht. Jedoch sah Geilfuß in den jüngsten Kursverlusten am Aktienmarkt keine nachhaltige Trendwende nach unten. Denn die Konjunkturdaten aus Deutschland etwa zu den Industrieaufträgen oder den Exporten seien zuletzt stark ausgefallen.
Für den Index der mittelgroßen Werte MDax (MDAX) ging es am Nachmittag um 0,71 Prozent auf 19 890,13 Punkte nach oben. Der TecDax (TecDAX) der Technologie-Werte stieg um 0,97 Prozent auf 1644,65 Punkte. Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) als Leitindex der Eurozone zog um 0,83 Prozent an.
GERRY WEBER VERLIEREN MEHR ALS 30 PROZENT AN WERT
Hierzulande spielte die Musik vor allem bei den Nebenwerten. So ließ eine gekappte Prognose die Aktien von Gerry Weber (ETR:GWI1) am MDax-Ende um mehr als 30 Prozent einbrechen. Damit fielen sie auf das Niveau von Ende 2011 zurück. Der Modekonzern rechnet "aufgrund des derzeit schwierigen Marktumfeldes" mit einem Rückgang des operativen Ergebnisses um 20 bis 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ursprünglich war einschließlich der übernommenen Modekette Hallhuber ein deutlicher Anstieg prognostiziert worden. Im Sog dessen gaben die Papiere des Wettbewerbers Tom Tailor (XETRA:TTIGn) im SDax (SDAX) um 0,22 Prozent nach.
Für Gesprächsstoff sorgte auch ein Kurssprung bei den Papieren von Wincor Nixdorf (XETRA:WING), die sich dank Übernahmespekulationen mit einem Plus von knapp 8 Prozent an die MDax-Spitze setzten. Wincor hat laut eines Zeitungsberichts der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) Gespräche über eine Übernahme durch einen amerikanischen Wettbewerber begonnen. Es gebe Verhandlungen mit dem Konkurrenten Diebold, schrieb die "FAZ" unter Berufung auf mit dem Vorhaben vertraute Personen. Am frühen Morgen reagierte der Geldautomatenhersteller allerdings mit einem Dementi: "Wir befinden uns nicht in Merger- oder Übernahme-Verhandlungen", hieß es.
SMA SOLAR EINDEUTIGER FAVORIT IM TECDAX
Die Aktien von SMA Solar (XETRA:S92G) zogen als einsamer Spitzenreiter im TecDax um mehr als 18 Prozent an. Der angeschlagene Solartechnikhersteller arbeitet bei Photovoltaik-Großanlagen künftig mit dem Elektroriesen Siemens (XETRA:SIEGn) (ETR:SIE) zusammen.
Im Dax gab es am Nachmittag nur Gewinner, nachdem es am Morgen noch trübe ausgesehen hatte. So stiegen die Papiere von Bayer (ETR:BAYN) um rund 2 Prozent. Deutschlands größter Pharmakonzern verkauft sein Geschäft mit Diabetes-Technik an seinen japanischen Partner Panasonic Healthcare.
Anteilsscheine des Baustoffherstellers HeidelbergCement (XETRA:HEIG) profitierten mit einem Plus von rund zweieinhalb Prozent von positiv aufgenommenen Finanzzielen. Auch RWE-Aktien (XETRA:RWEG) zogen um mehr als 2 Prozent an. Deutschlands zweitgrößter Energiekonzern kann sich Hoffnungen auf einen neuen Großinvestor machen. Die Kommunen, die an dem Versorger 24 Prozent halten, zeigten sich erstmals aufgeschlossen für einen Interessenten aus dem arabischen Raum.