FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Europäische Zentralbank (EZB) sorgt mit ihrem Billionensegen an der Börse für gute Laune: Die Ankündigung massiver Anleihekäufe hat den Dax (DAX) am Donnerstag auf ein Rekordhoch bei gut 10 399 Punkten getrieben. Anschließend rasselte der deutsche Leitindex zwar kurz wieder in die Verlustzone, fing sich dann aber und stand zuletzt 0,72 Prozent höher bei 10 373,70 Punkten.
Für den MDax (MDAX) als Index der mittelgroßen Konzerne ging es um 0,48 Prozent auf 18 108,01 Punkte nach oben; der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) rückte um 0,05 Prozent auf 1452,47 Punkte vor. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (DJ Euro Stoxx 50) gewann mehr als 1 Prozent.
'FINANZMÄRKTE GEBEN SICH DER GELDILLUSION HIN'
Die Notenbank wird Anleihen im Volumen von monatlich 60 Milliarden Euro kaufen und das bis zum September 2016. Das soll die Wirtschaft in der Eurozone ankurbeln. Insgesamt geht es zunächst um 1,14 Billionen Euro.
"Die Finanzmärkte gaben und geben sich mit Hingabe der Geldillusion hin - mehr Geld soll auch mehr helfen", sagte Chefvolkswirt Stefan Bielmeier von der DZ Bank. Die realwirtschaftlichen Effekte für Wachstum und Inflation dürften aber sehr überschaubar bleiben. Was der Euroraum aus Sicht von Bielmeier wirklich braucht, seien nicht noch weitere Programme der EZB, sondern Reformen in Wirtschaft und Politik.
Schon seit Wochen fiebern die Märkte auf die massiven Anleihekäufe hin. Alleine für den Dax war es der fünfte Handelstag in Folge mit einem Rekordhoch. Erst am Mittwoch waren neue Details zum EZB-Programm in den Medien durchgesickert. "Die EZB versteht es gut, die ganze Klaviatur der Markterwartungen zu spielen", sagte Aktienhändler Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner.
ÜBERNAHMEOFFERTE TREIBT DMG MORI SEIKI AN
Im Dax zählten nach der EZB-Ankündigung Bankenaktien zu den Favoriten: Die Papiere der Commerzbank (XETRA:CBKG) verteuerten sich um 3,68 Prozent und die Titel der Deutschen Bank (XETRA:DBKGn) zogen um 2,25 Prozent an. Die EZB dürfte vor allen den Banken die Anleihen abkaufen.
Zudem richteten sich die Blicke nach einer Übernahmeofferte auf den früher unter Gildemeister firmierenden Werkzeugmaschinenbauer DMG Mori Seiki (XETRA:GILG). Dessen Aktien schossen um 12,35 Prozent auf 28,75 Euro hoch. Am Mittwochabend hatte der gleichnamige japanische Partner DMG Mori Seiki eine Offerte von 27,50 Euro je Aktie in bar veröffentlicht. Einige Analysten gehen aber schon jetzt von einer Angebotserhöhung aus.
ANALYSTENKOMMENTARE BEWEGEN WACKER CHEMIE UND KRONES
Ansonsten bewegten vor allem Analystenkommentare die Einzelwerte: Bei den Aktien von Wacker Chemie (XETRA:WCHG) sehen die Experten der Deutschen Bank und der Landesbank Baden-Württemberg nach den jüngsten Kursverlusten eine Kaufgelegenheit. Die Papiere des Chemiekonzerns, der einen guten Teil seines Geschäfts mit der Solarindustrie macht, verteuerten sich daraufhin um fast 4 Prozent.
Krones-Aktien (XETRA:KRNG) fielen hingegen um 5,50 Prozent von ihrem Rekordhoch zurück. "Verkaufen, wenn es am schönsten ist", empfiehlt Analyst Markus Turnwald von der DZ Bank nach dem Kursanstieg der vergangenen Monate.