FRANKFURT (dpa-AFX) - Italiens Regierung hat mit ihren Schuldenplänen die Aktienbörsen am letzten Handelstag der Woche auf Talfahrt geschickt. Sie zurrte eine Finanzplanung fest, die ein Haushaltsdefizit für die kommenden drei Jahre von 2,4 Prozent vorsieht. An der Mailänder Börse brachen daraufhin Aktien und Staatsanleihen regelrecht ein. Den Turbulenzen konnte sich auch der Dax (DAX) nicht entziehen, er fiel am Nachmittag um knapp zwei Prozent auf 12 195,63 Punkte.
Die populistischen Regierungsparteien Lega und Fünf Sterne setzen damit auf eine höhere Neuverschuldung als zunächst vom parteilosen Finanzminister Giovanni Tria vorgesehen. Dieser wollte die Neuverschuldung auf 1,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts begrenzen.
"Finanzminister Tria knickt ein", sagte Uwe Burkert von der Landesbank Baden-Württemberg. Lega und Fünf Sterne dürften hingegen zufrieden sein. Mit dem Schritt lasse es die Regierung nun offenbar auf einen Konflikt mit der EUankommen. Diese fordert von dem Land schon seit langem, die Verschuldung zu senken. Italiens Innenminister und stellvertretender Ministerpräsident Matteo Salvini ließ verlauten, die Finanzmärkte würden sich schon mit den Haushaltsplänen anfreunden.
Für die zu Ende gehende Woche zeichnet sich für den Dax ein Verlust von 1,7 Prozent ab. Etwas geringer fällt das Minus im Börsenmonat September sowie im dritten Quartal aus. Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Börsentitel verlor am Freitag ein knappes Prozent auf 25 904,48 Zähler. Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) gab ähnlich stark nach wie der Dax.
Unter Druck gerieten angesichts der Nachrichten aus Italien erneut die Papiere von Banken. Aktien der Deutschen Bank (4:DBKGn) büßten am Dax-Ende 3,8 Prozent ein. Anteile der Commerzbank (4:CBKG) verloren 5,7 Prozent, womit sie Schlusslicht im MDax waren. Sie folgten damit den noch deutlich höheren Verlusten italienischer Bankentitel in Mailand.
Zweitschwächster Titel im Dax waren die Aktien von BASF (4:BASFN) mit einem Abschlag von 3,5 Prozent. Analyst lobten zwar die beschlossene Fusion der Öltochter Wintershall mit der ehemaligen RWE (4:RWEG)-Tochter Dea. Die revidierte Gewinnprognose der Ludwigshafener für dieses Jahr kam bei Investoren jedoch nicht gut an.
Daneben bewegten Kommentare von Analysten vereinzelt die Kurse. Eon-Aktien (4:EONGn) gaben um 1,5 Prozent nach. Die Bank Societe Generale (PA:SOGN) senkte das Votum für die Papiere von "Buy" auf "Hold".
Aktien von Telefonica (MC:TEF) Deutschland (4:O2Dn) legten an der MDax-Spitze um 3,2 Prozent zu. Die Investmentbank Morgan Stanley (NYSE:MS) hob die Papiere von "Untergewichten" auf "Übergewichten". Eine Verkaufsempfehlung der Metzler Bank drückte die Aktien des Medizintechnikherstellers Drägerwerk (4:DRWG_p) um 6 Prozent nach unten.
K+S (4:SDFGn) verteuerten sich in dem sehr schwachen Marktumfeld um 0,6 Prozent. Der Salz- und Düngemittelproduzent kann zwei Produktionsstätten nach wochenlanger Zwangspause wegen Trockenheit nun wieder anfahren. SMA Solar (112:S92G) sackten dagegen nach der Gewinnwarnung vom Vortag nochmals um 8,6 Prozent ab.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 0,33 Prozent am Donnerstag auf 0,31 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) stieg um 0,15 Prozent auf 140,34 Punkte, Anleger suchten angesichts der Lage in Italien Zuflucht in sicheren Papieren. Der Bund-Future (DE0009652644) stieg um 0,35 Prozent auf 159,04 Punkte. Der Euro litt dagegen erneut unter dem italienischen Defizitbeschluss und notierte zuletzt mit 1,1578 US-Dollar. Am Donnerstagnachmittag hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs auf 1,1707 US-Dollar festgesetzt.