FRANKFURT (dpa-AFX) - Die internationalen Krisen und die Sorge vor einem scharfen Konjunkturabschwung haben den Dax am Mittwoch unter 9000 Punkte fallen lassen. Das war das erste Mal seit zwei Monaten, dass der deutsche Leitindex unter die symbolisch wichtige Marke gesunken ist. Im Handelsverlauf fiel das wichtigste deutsche Börsenbarometer bis auf ein Tagestief von 8986,23 Punkten. Zuletzt notierte er bei 9006,76 Punkten und damit 0,87 Prozent unter dem Vortagesschluss.
Der MDax F:MDAX verlor 1,25 Prozent bei 15 356,26 Punkten. Der TecDax F:TDXP sank um 1,74 Prozent auf 1182,06 Punkte. Der EuroStoxx 50 F:SX5E als Leitindex der Eurozone konnte sich mit einem Verlust von 0,69 Prozent der schlechteren Stimmung ebenfalls nicht entziehen.
Der Dax hat ein bewegtes und durchwachsenes Jahr hinter sich: Zunächst trieben das billige Geld der Notenbanken und erfreuliche wirtschaftliche Aussichten den Index in die Höhe. Am 5. Juni war er zum ersten Mal in seiner Geschichte über die Marke von 10 000 Punkten gesprungen. Seitdem aber verdüsterte sich die Lage. Vom Jahresbeginn an gerechnet kommt der Dax auf ein Minus von mehr als 5 Prozent, seit Mitte September sind es knapp 9 Prozent.
Ausschlaggebend für die aktuelle Schwäche ist laut Händlern die Sorge um die Konjunktur. Es verdichten sich unter anderem die Anzeichen, dass die Eurozone erneut in die Rezession abgleiten könnte. Hinzu kommen politische Spannungen, Kriege sowie die Ebola-Epidemie in Westafrika.
KONJUNKTURSORGEN UND KRISEN LASSEN DAX FALLEN
Auch aus Deutschland - zuletzt eher Motor der wirtschaftlichen Entwicklung in Europa - kamen zuletzt enttäuschende Signale. "Der Abwärtstrend ist kristallklar, das Potenzial reicht bis an die 8900-Punkte-Marke", schrieb Chartexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar in einem Kommentar.
An den US-Börsen läuft es ebenfalls nicht mehr rund, mögliche Zinserhöhungen der Notenbank Fed und die anstehende Berichtssaison machen die Börsianer vorsichtig. Es wäre die erste Zinserhöhung seit der Finanzkrise. Die bisherige Politik des billigen Geldes gilt als einer der wichtigsten Kurstreiber der vergangenen Jahre.
Aktien von SAP F:SAP waren Dax-Schlusslicht mit einem Minus von mehr als 4 Prozent. Händler sind in Sorge darüber, dass die Jahresziele des größten europäischen Softwareherstellers in Gefahr geraten könnten - schließlich hat Finanzchef Luka Mucic einen Einstellungsstopp bis Jahresende verordnet und pocht auf Kostendisziplin. Analysten zufolge ist das aber bei den Walldorfern in der zweiten Jahreshälfte nichts Ungewöhnliches. Zudem wird - fast schon traditionell - an der Börse spekuliert, SAP könne die Vorlage der Geschäftszahlen zum dritten Quartal vorziehen.
LUFTHANSA SETZEN SCHWÄCHE FORT - GERRESHEIMER ENTTÄUSCHT
Für Lufthansa-Aktionäre F:LHA gab es erneut wenig Grund zur Freude: Nach dem kräftigen Rutsch am Vortag um mehr als 5 Prozent wegen Sorgen um einen Ebola-Fall in Spanien verloren die Papiere am Mittwoch weitere anderthalb Prozent. Zum einen kommen Konjunktursorgen bei den Airlines besonders schwer zum Tragen. Zum anderen warnte Konkurrent Air France-KLM (PSE:PAF) (FSE:AFR), der Pilotenstreik könne das Unternehmen rund eine halbe Milliarde Euro kosten. Die Lufthansa liegt mit ihren Piloten derzeit ebenfalls im Clinch.
Schwach präsentierten sich unter den Einzelwerten auch die Aktien von Gerresheimer aus dem MDax. Sie verloren fast 4 Prozent, weil der Verpackungsspezialist seine Jahresprognose nach einem Wachstumsdämpfer im dritten Quartal etwas eindampfte. Aktien des Stahlhändlers Klöckner & Co (KlöCo) F:KCO fielen um fast 2 Prozent. Die US-Investmentbank JPMorgan strich ihre Kaufempfehlung für die Papiere. Profitieren konnten hingegen die Papiere von Fresenius F:FRE an der Dax-Spitze mit einem Plus von zweieinhalb Prozent - die Experten der Deutschen Bank hatten sich optimistisch gezeigt.