FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax (DAX) hat am Donnerstag mit Verlusten auf Aussagen von Notenbankchef Mario Draghi zur Geldpolitik in der Eurozone reagiert. Dass nicht über eine Verlängerung der milliardenschweren geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen diskutiert wurde, wie der EZB-Chef sagte, quittierten Anleger mit Aktienverkäufen. Mit Erleichterung nahmen sie zugleich aber auf, dass auch ein Ausklingen lassen der Maßnahmen kein Thema gewesen ist.
Am Nachmittag sank der deutsche Leitindex um 0,27 Prozent auf 10 617,19 Punkte, nachdem er zuvor noch leicht zugelegt hatte. Der MDax (MDAX), in dem mittelgroße Konzerne versammelt sind, büßte hingegen 1,21 Prozent auf 21 293,48 Zähler ein. Ein wesentlicher Grund hierfür war die Gea-Aktie, nachdem der Maschinenbauer den Markt mit einer überraschenden und heftigen Gewinnwarnung geschockt hatte. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) verlor zugleich 0,58 Prozent auf 1775,47 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) sank um 0,31 Prozent.
"Die EZB steht mit dem Rücken an der Wand und hat sich selber den Spielraum genommen", kommentierte Händler Andreas Lipkow. "Alle Aktionen wirken eher ideenarm und lustlos."
LUFTHANSA-AKTIE ERHOLT SICH - GEA-AKTIE BRICHT EIN
Unternehmensseitig zogen vor allem zwei Aktien die Aufmerksamkeit der Investoren auf sich. Im Dax sprangen die Anteilsscheine der Lufthansa (XETRA:LHAG) nach dem am Vorabend angehobenen Jahresgewinnziel der Fluggesellschaft um knapp 7 Prozent hoch. Vor zehn Tagen noch war das Papier bei 9,103 Euro auf den tiefsten Stand seit mehr als vier Jahren gefallen. Seither hat es sich nun bereits um rund 23 Prozent erholt, gehört damit aber immer noch zu den drei Aktien im Dax, die sich seit Jahresbeginn am schlechtesten entwickelt haben.
Eine Umsatz- und Gewinnwarnung schockierte hingegen die Anleger der Gea Group (XETRA:G1AG), deren Aktien im MDax um fast 19 Prozent abstürzten. Als Gründe wurden unter anderem Verzögerungen und Kostenüberschreitungen bei Großprojekten genannt. Fast der komplette Jahresgewinn des Papiers verpuffte. Die Gewinnwarnung sei umso überraschender, da auf dem Kapitalmarkttag des Unternehmens vor zwei Wochen keine Anzeichen dafür erkennbar gewesen seien, sagte Commerzbank-Analyst Sebastian Growe.
ZALANDO-RALLY GEHT WEITER
Die Zalando-Aktie (XETRA:ZALG) setzte zeitweise ihre Rally fort und stieg bis auf ein neues Rekordhoch bei 41,115 Euro. Am Mittwoch hatten sie nach überraschend starken Gewinnzahlen und einem verbesserten Jahresausblick um knapp 7 Prozent zugelegt. Zalando ist damit an der Börse mehr wert als der nach Umsatz 15 Mal so große Handelskonzern Metro (XETRA:MEOG).
Studien trieben zudem die Papiere von Rational (XETRA:RAAG), Siltronic (XETRA:WAFGn) und SAF Holland (XETRA:SFQn) um 3,8 bis 4,8 Prozent hoch. Laut der Deutschen Bank (DE:DBKGn) überzeugt der Großküchengerätehersteller Rational mit einer soliden Erfolgsbilanz und sehr guten Wachstumsperspektiven. Das Investmenthaus Kepler Cheuvreux sieht eine Aufhellung der Geschäftsperspektiven bei Siltronic und hält den Halbleiterhersteller zudem für ein Übernahmeziel. Die Privatbank Berenberg glaubt hingegen, dass der Markt die tatsächliche Stellung des Lkw-Zulieferers SAF Holland in seinen Lkw- und Anhängermärkten unterschätzt.