FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Dienstag seinen Schwung verloren. Kursverluste bei Volkswagen angesichts der drohenden Ausweitung des Dieselskandals drückten auf die Stimmung. Das zum Greifen nahe Zweieinhalb-Monatshoch im Dax über 11 000 Punkte rückte wieder weiter weg.
Der Dax (DAX) verlor am Mittag um 0,34 Prozent auf 10 913,05 Punkte. Der MDax (MDAX) fiel mit 0,13 Prozent ins Minus auf 21 262,99 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) bröckelte um 0,22 Prozent auf 1818,59 Punkte ab. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) stand 0,10 Prozent tiefer.
Die neuen Anschuldigungen gegenüber Volkswagen hätten leichte Gewinnmitnahmen ausgelöst, sagte Aktienhändler Markus Huber vom Handelshaus Peregrine & Black. Zusätzlich drücke das Chartbild etwas auf die Stimmung. Die Schwäche könnte aber nur vorübergehend sein. Nach Einschätzung von Huber könnte schon am Abend EZB-Chef Mario Draghi einen neuen positiven Impuls für den Dax bringen. Er hält eine Rede in Frankfurt.
VOLKSWAGEN BLEIBEN IM VISIER
Die Vorzugsaktien von Volkswagen (XETRA:VOW3) rutschten am Dax-Ende um 3,33 Prozent ab. Die US-Umweltbehörde EPA wirft dem europäischen Branchenprimus vor, auch bei Dieselmotoren mit 3,0 Litern Hubraum eine Manipulations-Software eingesetzt zu haben. Volkswagen wies zurück, die Abgaswerte in unzulässiger Weise verändert zu haben. Wenn sich die Vorwürfe bewahrheiteten, dürften sich die Kosten aus dem "Dieselgate" noch einmal substanziell erhöhen, sagte ein Händler.
BMW-Papiere (XETRA:BMWG) und auch andere Autowerte wurden laut Huber hiervon mit beeinträchtigt. Dabei berichteten die Münchener am Morgen über ein überraschend deutliches Gewinnwachstum im dritten Quartal. Die Aktie konnte ihre Startgewinne aber nicht halten und fiel um 1,12 Prozent.
QUARTALSBILANZEN KOMMEN GEMISCHT AN
Insgesamt kamen die Quartalsbilanzen gemischt am Markt an: Aktien von Vonovia (XETRA:VNAn) verteuerten sich um 0,66 Prozent. Deutschlands größter Immobilienkonzern will im kommenden Jahr auch ohne eine mögliche Übernahme der Deutsche Wohnen AG (DE:DWNG) (ETR:DWNI) kräftig wachsen. Börsianer sahen den erhöhten Ausblick und die gut verlaufende Integration der bisherigen Zukäufe als Antrieb.
Im MDax sorgte die Vorlage des Quartalsberichts bei Dürr-Aktien (XETRA:DUEG) für 4,60 Prozent Kursgewinn. Die Bilanz des Anlagen- und Maschinenbauers sei auf allen Ebenen etwas besser als erwartet ausgefallen, lobte ein Händler in seiner ersten Einschätzung. Hinzu komme der erhöhte Ausblick, der das Papier antreibe. Auch Analyst Sebastian Ubert von der Societe Generale (PA:SOGN) sprach von einem soliden Zahlenwerk.
KLÖCO IM AUFWIND, FUCHS PETROLUB RUTSCHEN AB
Die Aktien von Klöckner & Co (KlöCo) (XETRA:KCOGn) legten 2 Prozent zu als zweitbester Wert in dem Index. Analyst Dirk Schlamp von der DZ Bank sah aber keine Überraschungen in den Resultaten. Der Stahlhändler steckt bei hohem Preisdruck wie angekündigt in den roten Zahlen fest.
Die Aktien von Fuchs Petrolub (ETR:FPE3) rutschten dagegen um mehr als 5 Prozent ab. Der Schmierstoffhersteller habe im dritten Quartal etwas schwächer abgeschnitten als gedacht, schrieb Analyst Ulle Wörner von der Landesbank Baden-Württemberg in einer ersten Reaktion. Einem Händler zufolge könnten zudem einige Anleger auf einer Erhöhung der Jahresziele spekuliert haben. Diese hatte das Unternehmen bestätigt.