FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Autozulieferer und Reifenkonzern Continental (4:CONG) hat seine Anleger zum zweiten Mal in diesem Jahr mit einer Prognosesenkung geschockt. Anders als bei der vergleichsweise moderaten Reaktion Mitte April kam es nun zu einer massiven Verkaufswelle: Binnen einer Stunde verloren die Conti-Papiere fast 15 Prozent oder 5,4 Milliarden Euro an Börsenwert und fanden sich auf dem tiefsten Niveau seit November 2016 wieder.
Zuletzt kosteten sie bei einem Abschlag von 13,6 Prozent 160 Euro. Die Warnung zog auch die gesamte europäische Autohersteller- und Zuliefererbranche (Stoxx 600 Automobiles & Parts RP) mit in die Tiefe. Papiere von Daimler (4:DAIGn) und VW (4:VOWG_p) sanken um über 2 Prozent, Teilehersteller wie Schaeffler (61:SHA), Leoni (4:LEOGn) oder Hella (4:HLE) gar teils über 6 Prozent.
Conti peilt für das Gesamtjahr nun nur noch einen Umsatz von 46 Milliarden Euro vor Wechselkurseffekten an, nach bisher 47 Milliarden Euro. Die operative Umsatzrendite soll noch bei mehr als 9 Prozent liegen. Bisher waren mehr als 10 Prozent angepeilt worden - bis April gar 10,5 Prozent.
Analyst David Lesne von der Schweizer Großbank rechnet nun mit Korrekturen der Markterwartungen für das bereinigte operative Ergebnis im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich. Die Warnung sei gerade drei Wochen nach dem letzten Zwischenbericht nicht gerade vertrauensbildend, so der Experte in einer ersten Reaktion. Auch für andere Autozulieferer sei die Prognosesenkung ein Dämpfer.
Auch Frank Schwope von der NordLB zeigte sich negativ überrascht. Der starke Kursrückgang nach der Meldung zeige eventuell auch teilweise die Unsicherheit der Marktteilnehmer über die anstehende Umstrukturierung des Konzerns. Das Unternehmen will sich in eine Reifen-, eine Autozuliefer- und eine Antriebsstrang-Sparte gliedern. Letztere soll Anfang 2019 abgespalten werden. Nun ist klar: Die für das Jahr 2019 geschätzten Ziele können auch bei Powertrain nicht mehr erreicht werden.
Probleme könnte Conti laut Schwope in den nächsten Monaten obendrein durch die Problematik rund um das neue Abgasprüfverfahren WLTP, aber auch durch zunehmende weltweite Handelskonflikte bekommen.