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Aktienmarkt: Ölpreis-Crash schürt Furcht vor zweiter Abwärtswelle

Veröffentlicht am 21.04.2020, 11:46
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von Robert Zach

Investing.com - Der Ausverkauf am Ölmarkt, wo US-Öl gestern zum ersten Mal in der Geschichte unter 0 Dollar gefallen war, hat die Frage aufgeworfen, ob die Rallye an den Aktienmärkten nachhaltig ist oder nur ein kurzes Strohfeuer vor der zweiten Abwärtswelle. Schließlich droht vielen Ölkonzernen sowie Ölfelddienstleistern für die Erdölindustrie mit hohen Schuldenquoten die Pleite - darunter Tetra Technologies (NYSE:TTI), Equitrans Midstream (NYSE:ETRN), Apache (NYSE:APA), ONEOK (NYSE:OKE) und Par Pacific Holdings (NYSE:PARR), sofern sich der Preis für das schwarze Gold nicht schleunigst wieder erholt.

Der Preis für die US-Ölsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Mai schloss gestern bei minus 37,63 Dollar je Barrel. Der Absturz des später ablaufenden Mai-Terminkontrakts zog auch den nachfolgenden Kontrakt mit nach unten. US-Leichtöl zur Lieferung im Juni verbilligte sich am Dienstag um 29,71 Prozent auf 14,46 Dollar je Barrel.

Der Energy Select Sector SPDR® ETF (NYSE:XLE), der die Nachbildung der Wertentwicklung der US-Energieunternehmen anstrebt, verliert vorbörslich um 4,47 Prozent auf 31,42 Dollar.

Hinzu kommt, dass viele Banken bei der Finanzierung des Energieträgers Öl engagiert sind. Sollten die Unternehmen ihre Kredite angesichts der tiefstehenden Ölpreise jedoch nicht mehr bedienen können, droht eine Kettenreaktion von Kreditausfällen. Das könnte Banken, die ein hohes Finanzierungsexposure in der Ölbranche aufweisen, erheblich unter Druck setzen. Dazu zählen u.a. Citigroup (NYSE:C), Goldman Sachs (NYSE:GS), Wells Fargo & Company (NYSE:WFC), Bank of America (NYSE:BAC), Comerica (NYSE:CMA), CIT Group (NYSE:CIT) und KeyCorp (NYSE:KEY). Auch an den Aktienmärkten kann diese Gefahr von den Akteuren auf längere Sicht nicht ignoriert werden.

Der Financial Select Sector SPDR® ETF (NYSE:XLF), der die Entwicklung des US-Finanzsektors nachbildet, verbilligte sich am Dienstag vor US-Börsenbeginn um weitere 1,86 Prozent, nach -1,74 Prozent gestern. Im März war der ETF auf den tiefsten Stand seit Februar 2016 gefallen.

"Wir liegen nur 15 Prozent unter dem Allzeithoch vom 19. Februar", sagte Howard Marks, milliardenschwerer Investor und Mitgründer von Oaktree Capital Management, am Montag in einem Gespräch mit CNBC. Doch "es kommt mir so vor, als ob die Welt zu mehr als 15 Prozent in Schieflage geraten ist".

Der S&P 500 holte seit dem Intraday-Tief am 23. März um mehr als die Hälfte seiner Verluste vom Rekordhoch wieder auf. Am Dienstag vor US-Börsenbeginn lag der markt breite US-Aktienindex, der 500 der wichtigsten US-Unternehmen umfasst, nur noch knapp 17 Prozent unter seinem Allzeithoch.

Getrieben wurde die Rallye von Hoffnungen auf einen Wirkstoff gegen das Coronavirus, den massiven Interventionen der Zentralbanken sowie billiardenschweren Hilfsprogrammen der Regierungen. Mit dem historischen Ölpreis-Crash kommt nun aber eine weitere Unbekannte hinzu, die der Gegenreaktion der Wall Street Steine in den Weg legt.

Allerdings seien solche Rallyes charakteristisch für einen Bärenmarkt, sagte Marks. Nach solchen raschen Kurserholungen folgten Vergangenheit in der Regel neue Tiefs, stellte er fest.

"Es brauchte sieben Jahre, bis wir 2007 wieder die Höchstkurse aus 2000 erreichten", so Marks. "Es dauerte fünfeinhalb Jahre, um Ende 2012 wieder die Hochs aus 2007 zu erreichen. Ist es also tatsächlich gerechtfertigt, dass wir in Anbetracht all der schlechten Nachrichten auf der Welt in nur drei Monaten wieder auf die Rekordhochs zurückkehren? Das wäre unangemessen optimistisch."

Laut der renommierten Johns-Hopkins-Universität gibt es weltweit mehr als 2,4 Millionen bestätigte Coronavirus-Fälle. In den USA steht die Zahl der nachgewiesenen Infizierten bei 787.960.

Die US-Konjunkturdaten waren in den letzten Wochen im Zuge der abrupten Shutdowns in den USA massiv eingebrochen. Mehr als 22 Millionen Amerikaner stellten erstmals einen Antrag auf Arbeitslosenhilfe, die Einzelhandelsumsätze brachen so stark ein wie noch nie seit Beginn der Datenaufzeichnung und der Sammelindex der Chicago Fed stürzte per März auf den tiefsten Stand seit Januar 2009 ein.

"Die Menschen sind traumatisiert, und zwar nicht nur wegen der Performance ihrer Aktien", sagte Marks. "Das Leben eines jeden Menschen hat sich gewaltig verändert."

Die Futures auf den Russell 2000 werden vorbörslich gut 2,40 Prozent tiefer gehandelt. Für den Dow-Jones-Future geht es um 1,63 Prozent nach unten und der S&P-500-Future weist mit 2.773 Punkten ein Minus von 1,15 Prozent auf. Der Nasdaq-100-Future fällt um 0,52 Prozent.

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