Frankfurt (Reuters) - Enttäuschende Quartalsergebnisse von Amazon (NASDAQ:AMZN) und der Google-Mutter Alphabet (NASDAQ:GOOGL) lösen eine erneute Verkaufswelle am europäischen Aktienmarkt aus.
Darüber hinaus bereite auch der Streit um den italienischen Haushalt Anlegern Kopfschmerzen, sagte Anlagestratege Miraji Othmann von der BayernLB. "Derzeit kommt einfach alles zusammen und macht die Leute pessimistisch."
Dax und EuroStoxx50 verloren am Freitag zeitweise jeweils mehr als zwei Prozent und notierten mit 11.051,04 und 3094,99 Punkten auf dem niedrigsten Stand seit etwa zwei Jahren. Im Gegenzug deckten sich einige Investoren mit der "Antikrisen-Währung" Gold ein. Das Edelmetall verteuerte sich um 0,3 Prozent auf 1235,67 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Gefragt waren auch Bundesanleihen. Dadurch sank die Rendite der zehnjährigen Titel auf 0,355 von 0,397 Prozent.
Im vorbörslichen US-Geschäft brachen die Aktien von Amazon und Alphabet um bis zu 9,2 Prozent ein. Der Online-Händler äußerte sich zurückhaltend zum wichtigen Weihnachtsgeschäft. Bei der Google-Mutter blieb das Umsatzwachstum hinter den Erwartungen zurück. Im Sog der beiden US-Technologiewerte rutschte der europäische Branchenindex um 1,6 Prozent ab. Der Terminkontrakt auf den US-Technologieindex Nasdaq büßte zwei Prozent ein. Bei Amazon & Co. seien allerdings überdurchschnittlich viele spekulativ orientierte Anleger investiert, betonte Christopher Peel, Chef-Anleger des Vermögensverwalters Tavistock. "Am konjunkturellen Umfeld hat sich kaum etwas geändert." Aus seiner Sicht würden längerfristig orientierte Anleger Rücksetzer wohl zum Einstieg nutzen.
ENTTÄUSCHENDE FIRMENBILANZEN AUCH AUS EUROPA
Im Dax zählte BASF (DE:BASFN) wegen eines Gewinnrückgangs zu den größten Verlierern. Die Aktien des Chemiekonzerns fielen zeitweise auf ein Zweieinhalb-Jahres-Tief von 64,33 Euro. Auf Basis der vorgelegten Zahlen seien die Gesamtjahresziele in Gefahr, sagte Analyst Markus Mayer von der Baader Helvea Bank.
In Stockholm brachen die Titel von Electrolux sogar um bis zu 13,8 Prozent ein und steuerten auf den größten Tagesverlust seit mehr als sieben Jahren zu. Die AEG-Mutter erwartet steigende Kosten durch anziehende Rohstoffpreise und den Handelsstreit mit den USA. Das Nordamerika-Geschäft des schwedischen Haushaltsgeräte-Herstellers laufe vor dem Hintergrund der ermutigenden Zahlen des US-Konkurrenten Whirlpool überraschend schlecht, sagte Analyst Karri Rinta von Handelsbanken. Dessen Papiere gaben vorbörslich 2,1 Prozent nach.
Den Titeln von Valeo (PA:VLOF) brockte die zweite Gewinnwarnung binnen weniger Monate den größten Kurssturz der Firmengeschichte ein. Außerdem sei das Ergebnis für das abgelaufene Quartal hinter den Erwartungen zurückgeblieben, sagte ein Börsianer. Die Aktien des Autozulieferers fielen um knapp 22 Prozent auf ein Fünf-Jahres-Tief von 23,43 Euro. Der europäische Branchenindex gab 1,8 Prozent nach.
Einen der wenigen Lichtblicke im Bilanzreigen lieferte Banco de Sabadell. Das spanische Geldhaus übertraf mit einem Quartalsgewinn von 127 Millionen Euro die Markterwartungen. Seine Anteilsscheine stiegen daraufhin um bis zu 7,7 Prozent - so stark wie zuletzt vor etwa zweieinhalb Jahren.