Börsen-Zeitung: Neue Verunsicherung, Börsenkommentar 'Marktplatz', von
Thorsten Kramer.
Frankfurt (ots) - Ausgerechnet im September, der normalerweise zu
den beiden schwächsten Börsenmonaten zählt, ist der deutsche
Leitindex Dax erstmals bis an die Schwelle von 8800 Punkten
herangerückt. Aber was ist dieser Tage schon normal? Die große
Mehrheit der Investoren jedenfalls fühlt sich von der Federal Reserve
fehlgeleitet, nachdem die Währungshüter am Mittwoch auf die fest
erwartete erste Drosselung ihrer Anleihenkäufe verzichtet hatten.
Insbesondere die Notierungen risikobehafteter Assets wie Aktien
legten daraufhin in erster Reaktion deutlich zu. Bereits am Freitag
hielten sich Anleger aber schon wieder zurück, und dafür hatten sie
guten Grund: Es galt, die Anlagepolitik für die nächsten Wochen zu
überdenken, und dabei hatte die Federal Reserve schon wieder eine
kleine Überraschung parat. Wie James Bullard, Leiter der regionalen
Notenbank von St. Louis, sagte, könnte der Ausstieg aus dem monatlich
85 Mrd. Dollar schweren Anleihenkaufprogramm nun im Oktober beginnen.
Die mit der Geldpolitik verbundene Verunsicherung bleibt also hoch.
Die Entwicklung dämpft auch die Hoffnung mancher Beobachter, die
dem Dax bereits in absehbarer Zeit einen Anstieg auf 9000 Punkte und
darüber hinaus zutrauen. Selbst wenn die Federal Reserve nun
tatsächlich im nächsten Monat mit der Drosselung beginnen sollte,
steht indes fest, dass die Märkte weiterhin üppig mit Liquidität
ausgestattet sind - und das billige Geld der Notenbanken gilt schon
seit längerem als wesentlicher Treiber der Aktienmärkte.
Mittelfristig bleiben die Aussichten also gut.
Seitdem die US-Notenbank das erste Quantitative-Easing- Programm
beschlossen hat, tendiert der amerikanische Benchmarkindex S&P 500
nachhaltig aufwärts (siehe Grafik). Inzwischen notiert er auf
Rekordniveau, und der deutsche Aktienmarkt folgte dem amerikanischen
- wie so oft. Dies ist ein wesentliches Argument dafür, dass die
Notierungen mit Blick auf das neue Börsenjahr 2014 weiter aufwärts
tendieren dürften. Dazu sollten die in nächster Zeit zur
Veröffentlichung anstehenden Wirtschaftsdaten die Hoffnungen auf eine
Belebung möglichst unterstützen. Für einen deutlichen Anstieg scheint
es allerdings notwendig, dass sich die Perspektiven für die
Entwicklung der Firmengewinne spürbar aufhellen. Die sich bisher
abzeichnende Wachstumsdynamik spricht eher für ein Gewinnwachstum auf
durchschnittlichem Niveau. Neue Impulse versprechen sich
Marktteilnehmer deshalb von der Berichtssaison für das noch laufende
dritte Quartal, wobei weniger die Zahlen an sich, sondern vielmehr
die begleitenden Kommentare im Fokus des Interesses stehen.
Bestenfalls würden dann die Investments internationaler Anleger, die
bereits seit Jahresbeginn viele Gelder an Europas Aktienmärkte
lenken, die Aktienkurse aufs Neue antreiben.
Bis dahin spricht hingegen einiges dafür, dass Investoren erst
einmal die kräftigen Kursgewinne absichern, die sie in den
zurückliegenden Wochen erzielen konnten. Allein seit seinem
zyklischen Tief von Ende August ist der Dax nunmehr um rund 600
Punkte oder 7,5% vorgerückt. Seit Ende Juni summiert sich der Zuwachs
sogar auf rund 1000 Stellen. Es ist folglich schon viel Positives in
die Kurse eingepreist, was nicht zuletzt die positiven
Stimmungsindikatoren an den Märkten belegen. Eine Konsolidierung
scheint deshalb angesagt.
Womöglich ist es nun die Bundestagswahl, die Anleger zum Anlass
für Gewinnmitnahmen nehmen. Ihre Sorge gilt dabei weniger der
Regierungsbildung: Sowohl mit einer christlich-liberalen als auch mit
einer großen Koalition, den beiden wahrscheinlichsten Ergebnissen,
könnten die Märkte gut leben, weil nur geringe Belastungen für die
Wirtschaft drohen. Vielmehr stellt sich danach aber die Frage, ob
beispielsweise das Thema Griechenland wieder stärker in den Fokus der
Märkte rückt und neue Verunsicherung hervorruft. Dies gilt umso mehr,
sollte die neue Regierung in der Schuldenkrise künftig eine neue
Linie verfolgen.
(Börsen-Zeitung, 21.9.2013)
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Thorsten Kramer.
Frankfurt (ots) - Ausgerechnet im September, der normalerweise zu
den beiden schwächsten Börsenmonaten zählt, ist der deutsche
Leitindex Dax erstmals bis an die Schwelle von 8800 Punkten
herangerückt. Aber was ist dieser Tage schon normal? Die große
Mehrheit der Investoren jedenfalls fühlt sich von der Federal Reserve
fehlgeleitet, nachdem die Währungshüter am Mittwoch auf die fest
erwartete erste Drosselung ihrer Anleihenkäufe verzichtet hatten.
Insbesondere die Notierungen risikobehafteter Assets wie Aktien
legten daraufhin in erster Reaktion deutlich zu. Bereits am Freitag
hielten sich Anleger aber schon wieder zurück, und dafür hatten sie
guten Grund: Es galt, die Anlagepolitik für die nächsten Wochen zu
überdenken, und dabei hatte die Federal Reserve schon wieder eine
kleine Überraschung parat. Wie James Bullard, Leiter der regionalen
Notenbank von St. Louis, sagte, könnte der Ausstieg aus dem monatlich
85 Mrd. Dollar schweren Anleihenkaufprogramm nun im Oktober beginnen.
Die mit der Geldpolitik verbundene Verunsicherung bleibt also hoch.
Die Entwicklung dämpft auch die Hoffnung mancher Beobachter, die
dem Dax bereits in absehbarer Zeit einen Anstieg auf 9000 Punkte und
darüber hinaus zutrauen. Selbst wenn die Federal Reserve nun
tatsächlich im nächsten Monat mit der Drosselung beginnen sollte,
steht indes fest, dass die Märkte weiterhin üppig mit Liquidität
ausgestattet sind - und das billige Geld der Notenbanken gilt schon
seit längerem als wesentlicher Treiber der Aktienmärkte.
Mittelfristig bleiben die Aussichten also gut.
Seitdem die US-Notenbank das erste Quantitative-Easing- Programm
beschlossen hat, tendiert der amerikanische Benchmarkindex S&P 500
nachhaltig aufwärts (siehe Grafik). Inzwischen notiert er auf
Rekordniveau, und der deutsche Aktienmarkt folgte dem amerikanischen
- wie so oft. Dies ist ein wesentliches Argument dafür, dass die
Notierungen mit Blick auf das neue Börsenjahr 2014 weiter aufwärts
tendieren dürften. Dazu sollten die in nächster Zeit zur
Veröffentlichung anstehenden Wirtschaftsdaten die Hoffnungen auf eine
Belebung möglichst unterstützen. Für einen deutlichen Anstieg scheint
es allerdings notwendig, dass sich die Perspektiven für die
Entwicklung der Firmengewinne spürbar aufhellen. Die sich bisher
abzeichnende Wachstumsdynamik spricht eher für ein Gewinnwachstum auf
durchschnittlichem Niveau. Neue Impulse versprechen sich
Marktteilnehmer deshalb von der Berichtssaison für das noch laufende
dritte Quartal, wobei weniger die Zahlen an sich, sondern vielmehr
die begleitenden Kommentare im Fokus des Interesses stehen.
Bestenfalls würden dann die Investments internationaler Anleger, die
bereits seit Jahresbeginn viele Gelder an Europas Aktienmärkte
lenken, die Aktienkurse aufs Neue antreiben.
Bis dahin spricht hingegen einiges dafür, dass Investoren erst
einmal die kräftigen Kursgewinne absichern, die sie in den
zurückliegenden Wochen erzielen konnten. Allein seit seinem
zyklischen Tief von Ende August ist der Dax nunmehr um rund 600
Punkte oder 7,5% vorgerückt. Seit Ende Juni summiert sich der Zuwachs
sogar auf rund 1000 Stellen. Es ist folglich schon viel Positives in
die Kurse eingepreist, was nicht zuletzt die positiven
Stimmungsindikatoren an den Märkten belegen. Eine Konsolidierung
scheint deshalb angesagt.
Womöglich ist es nun die Bundestagswahl, die Anleger zum Anlass
für Gewinnmitnahmen nehmen. Ihre Sorge gilt dabei weniger der
Regierungsbildung: Sowohl mit einer christlich-liberalen als auch mit
einer großen Koalition, den beiden wahrscheinlichsten Ergebnissen,
könnten die Märkte gut leben, weil nur geringe Belastungen für die
Wirtschaft drohen. Vielmehr stellt sich danach aber die Frage, ob
beispielsweise das Thema Griechenland wieder stärker in den Fokus der
Märkte rückt und neue Verunsicherung hervorruft. Dies gilt umso mehr,
sollte die neue Regierung in der Schuldenkrise künftig eine neue
Linie verfolgen.
(Börsen-Zeitung, 21.9.2013)
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