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OTS: Börsen-Zeitung / Börsen-Zeitung: Neue Verunsicherung, Börsenkommentar ...

Veröffentlicht am 20.09.2013, 19:37
Börsen-Zeitung: Neue Verunsicherung, Börsenkommentar 'Marktplatz', von

Thorsten Kramer.

Frankfurt (ots) - Ausgerechnet im September, der normalerweise zu

den beiden schwächsten Börsenmonaten zählt, ist der deutsche

Leitindex Dax erstmals bis an die Schwelle von 8800 Punkten

herangerückt. Aber was ist dieser Tage schon normal? Die große

Mehrheit der Investoren jedenfalls fühlt sich von der Federal Reserve

fehlgeleitet, nachdem die Währungshüter am Mittwoch auf die fest

erwartete erste Drosselung ihrer Anleihenkäufe verzichtet hatten.

Insbesondere die Notierungen risikobehafteter Assets wie Aktien

legten daraufhin in erster Reaktion deutlich zu. Bereits am Freitag

hielten sich Anleger aber schon wieder zurück, und dafür hatten sie

guten Grund: Es galt, die Anlagepolitik für die nächsten Wochen zu

überdenken, und dabei hatte die Federal Reserve schon wieder eine

kleine Überraschung parat. Wie James Bullard, Leiter der regionalen

Notenbank von St. Louis, sagte, könnte der Ausstieg aus dem monatlich

85 Mrd. Dollar schweren Anleihenkaufprogramm nun im Oktober beginnen.

Die mit der Geldpolitik verbundene Verunsicherung bleibt also hoch.

Die Entwicklung dämpft auch die Hoffnung mancher Beobachter, die

dem Dax bereits in absehbarer Zeit einen Anstieg auf 9000 Punkte und

darüber hinaus zutrauen. Selbst wenn die Federal Reserve nun

tatsächlich im nächsten Monat mit der Drosselung beginnen sollte,

steht indes fest, dass die Märkte weiterhin üppig mit Liquidität

ausgestattet sind - und das billige Geld der Notenbanken gilt schon

seit längerem als wesentlicher Treiber der Aktienmärkte.

Mittelfristig bleiben die Aussichten also gut.

Seitdem die US-Notenbank das erste Quantitative-Easing- Programm

beschlossen hat, tendiert der amerikanische Benchmarkindex S&P 500

nachhaltig aufwärts (siehe Grafik). Inzwischen notiert er auf

Rekordniveau, und der deutsche Aktienmarkt folgte dem amerikanischen

- wie so oft. Dies ist ein wesentliches Argument dafür, dass die

Notierungen mit Blick auf das neue Börsenjahr 2014 weiter aufwärts

tendieren dürften. Dazu sollten die in nächster Zeit zur

Veröffentlichung anstehenden Wirtschaftsdaten die Hoffnungen auf eine

Belebung möglichst unterstützen. Für einen deutlichen Anstieg scheint

es allerdings notwendig, dass sich die Perspektiven für die

Entwicklung der Firmengewinne spürbar aufhellen. Die sich bisher

abzeichnende Wachstumsdynamik spricht eher für ein Gewinnwachstum auf

durchschnittlichem Niveau. Neue Impulse versprechen sich

Marktteilnehmer deshalb von der Berichtssaison für das noch laufende

dritte Quartal, wobei weniger die Zahlen an sich, sondern vielmehr

die begleitenden Kommentare im Fokus des Interesses stehen.

Bestenfalls würden dann die Investments internationaler Anleger, die

bereits seit Jahresbeginn viele Gelder an Europas Aktienmärkte

lenken, die Aktienkurse aufs Neue antreiben.

Bis dahin spricht hingegen einiges dafür, dass Investoren erst

einmal die kräftigen Kursgewinne absichern, die sie in den

zurückliegenden Wochen erzielen konnten. Allein seit seinem

zyklischen Tief von Ende August ist der Dax nunmehr um rund 600

Punkte oder 7,5% vorgerückt. Seit Ende Juni summiert sich der Zuwachs

sogar auf rund 1000 Stellen. Es ist folglich schon viel Positives in

die Kurse eingepreist, was nicht zuletzt die positiven

Stimmungsindikatoren an den Märkten belegen. Eine Konsolidierung

scheint deshalb angesagt.

Womöglich ist es nun die Bundestagswahl, die Anleger zum Anlass

für Gewinnmitnahmen nehmen. Ihre Sorge gilt dabei weniger der

Regierungsbildung: Sowohl mit einer christlich-liberalen als auch mit

einer großen Koalition, den beiden wahrscheinlichsten Ergebnissen,

könnten die Märkte gut leben, weil nur geringe Belastungen für die

Wirtschaft drohen. Vielmehr stellt sich danach aber die Frage, ob

beispielsweise das Thema Griechenland wieder stärker in den Fokus der

Märkte rückt und neue Verunsicherung hervorruft. Dies gilt umso mehr,

sollte die neue Regierung in der Schuldenkrise künftig eine neue

Linie verfolgen.

(Börsen-Zeitung, 21.9.2013)

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