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Börse Stuttgart-News: bonds weekly

Veröffentlicht am 20.01.2012, 14:39

STUTTGART (BOERSE-STUTTGART AG) - bonds weekly kw 03

Standard & Poor’s stuft auch EFSF herab

ZEW-Index so hoch wie seit Juli 2011 nicht mehr

Bereits am Montagabend war es vorbei mit den Spekulationen, ob der europäische Rettungsschirm EFSF unter den Herabstufungen von gleich neun europäischen Staaten durch Standard & Poor’s (S&P) würde leiden müssen. Er musste. Nachdem die US-Ratingagentur bereits in der Vorwoche unter anderem die beiden bisherigen „AAA-Staaten“ Frankreich und Österreich herabstufte, war es für viele Marktteilnehmer keine Überraschung mehr, als auch der EFSF seine Top-Bewertung nicht halten konnte. Dennoch war der Zeitpunkt der Bekanntgabe des „downgrades“ - zumindest aus europäischer Sicht - dann doch ein wenig prekär, da für Dienstag eine EFSF-Anleiheemission angesetzt war, in deren Folge gut 1,5 Milliarden Euro aufgenommen werden sollten. Doch die Herabstufung hatte wenig bis gar keine Auswirkung auf die Auktion des EFSF: Die Anleihen mit sechsmonatiger Laufzeit waren dreifach überzeichnet und die gesamte Summe konnte zu einem Durchschnittszins von 0,2664 Prozent am Markt platziert werden. Österreich, das ebenfalls am Montag kurz laufende Schuldverschreibungen emittierte, konnte sich nach eigenen Angaben zu einem Zinssatz nahe Null refinanzieren.

Mahnende Worte kamen in dieser Woche von der Weltbank. Die Experten zeichnen im Konjunkturbericht 2012 ein düsteres Bild für Europa und prognostizieren einen Wachstumseinbruch für Europa von mindestens Minus 0,3 Prozent: „Die reicheren Länder haben nicht mehr die fiskalischen und monetären Ressourcen, um die Banken zu retten oder die Nachfrage anzuregen.“ Der wirtschaftliche Abschwung könne im Falle einer Zuspitzung der Krise diesmal auch deutlich länger ausfallen als in den Jahren 2008/2009, so die Analysten der Weltbank.

Weit weniger pessimistisch - zumindest was die deutsche Wirtschaft betrifft - als ihre Kollegen von der Weltbank sind die vom ZEW befragten Finanzexperten aus Deutschland. „Die Einschätzung der befragten Finanzmarktexperten gibt Anlass zu vorsichtigem Optimismus, dass es sich entgegen wiederholt vorgebrachter Warnungen vor einer Rezession lediglich um eine Konjunkturdelle handelt“, so ZEW-Präsident Franz zu den Ergebnissen des ZEW-Index. Dieser konnte in der abgelaufenen Woche so stark zulegen wie noch nie und verzeichnet bei minus 21,6 Zählern den höchsten Wert seit Juli 2011. Während jedoch der ZEW-Index auf subjektiven Einschätzungen beruht, darf sich der deutsche Staat offenbar über harte Fakten freuen. Nach Informationen der F.A.Z. rechnet das Bundesfinanzministerium damit, dass der Schuldenstand auf 79 Prozent (gemessen am BIP) nach unten korrigiert werden kann. Die Neuverschuldung des Bundes läge somit bei nur noch einem Prozent.

Neuigkeiten gab es in der abgelaufenen Handelswoche wieder einmal aus Athen. Hier nahm der geplante Schuldenschnitt offenbar konkretere Formen an. Im Mittelpunkt der Verhandlungsgespräche stand unverändert der Plan, dass die privaten Gläubiger - vor allem Banken und Hedgefonds - einem freiwilligen Umtauschangebot zustimmen. Geplant sei - Medienberichten zufolge - bestehende Anleihen, in neue Bonds mit 30-jähriger Laufzeit umzutauschen, wobei die Gläubiger auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten müssten. Wie die „Welt-Online“ berichtet, sollen sich die offerierten Zinssätze dieser Bonds im Bereich von 3,5 bis 4,6 Prozent bewegen. Doch bislang scheinen die Verhandlungen am Veto einige Hedgefonds zu scheitern, die bereits mit einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof gedroht hätten, so „Welt-Online“ weiter.

Deutschland bleibt am Rentenmarkt währenddessen der Fels in der Brandung. Noch am Montag markierte der Bund-Future ein neues Allzeithoch. Erstmals in seiner Geschichte übersprang die Benchmark für deutsche Staatsanleihen - Intraday - die Marke von 140,00 Zählern. Die durchschnittliche Rendite sank auf nur noch 1,631 Prozent.

Bondm-News

Die Centrosolar AG (WKN: A1E85T) hat die Zertifizierung ihres Qualitätsmanagement-system abgeschossen. VDE, der Verband für Elektrotechnik hat dem Unternehmen bestätig, dass das Qualitätsmanagement-system die Kriterien der international an-erkannten Norm DIN ISO 9001:2008 erfüllt.

Die Centrosolar hat das Qualitätsmanage-mentsystem als Teil eines komplexen Pro-duktsystems entwickelt um alle Aktivitäten auf die Anforderungen der Kunden aus-richten zu können und die Qualität der Produkte kontinuierlich zu verbessern.

Zum Jahresende 2011 hat die Windreich AG (WKN: A1CRMQ, A1H3V3) die personel-le Umbesetzung des Aufsichtsrat vorge-nommen.

Nach dem Ausscheidenden der Aufsichts-räte Prof. Dr. Hans Jörg Bullinger und Dr. Eberhard Veit wird sich ab 01.01.2012 der Aufsichtrat aus dem Vorsitzenden Dr.-Ing. Axel Müller, dem stellvertretenden Auf-sichtsratsvorsitzenden Dipl.-Wirt.-Ing (FH) Ralph Jacoby und August von Joest zu-sammensetzen.

Börse Stuttgart TV:

Nach dem jüngsten Rundumschlag von Standard & Poor’s werden die Forderungen nach einer europäischen Ratingagentur wieder lauter. Europas Politiker fordern mehr Wettbewerb und eine Emanzipation von den Einschätzungen der großen Drei aus den USA. Wie sinnvoll wäre eine solche Agentur überhaupt? Würde es was an den Herabstufungen ändern? Sabine Traub, Leiterin Primary Markets, bei Börse Stuttgart TV.

Gleich neun Länder der Eurozone hat Standard & Poor\'s in der vergangenen Woche herabgestuft. Am Montag wurde auch noch dem Rettungsschirm EFSF seine Top-Bonität entzogen. Und Deutschland? Wie S&P betont besteht zumindest für 2012 für die Bundesrepublik keine Gefahr. Auch nicht wenn Deutschland weitere Milliarden zur Beilegung der Krise beisteuern muss? Das DAF-Anleihenforum zum Thema.

Bondsweekly-Spezial:

Die wichtigsten Antworten für Anleger nach dem S&P „downgrade“

1.Warum wurden Europas Staaten herabgestuft?

In der Begründung von Standard & Poor’s (S&P), hieß es, dass man „die Initiativen der europäischen politischen Entscheidungsträger als bislang unzureichend erachte, die anhaltenden systemischen Probleme innerhalb der Eurozone zu lösen“. Insbesondere der anhaltende Druck auf dem Rentenmarkt, die steigende Zinslast und die unverän-dert hohe Staatsverschuldung einiger Euro-Länder würden diesen Schritt unausweich-lich machen. Zudem würden die sich verschlechternden Konjunkturerwartungen für die Eurozone die Schwierigkeiten zusätzlich katalysieren. Sowohl die jüngsten Be-schlüsse auf EU-Ebene, als auch die bisher eingesetzten Instrumente seien bislang den Nachweis schuldig geblieben, die Probleme in der Eurozone tatsächlich und lang-fristig lösen zu können.

2.Gelten europäische Staatsanleihen fortan als nicht mehr sicher?

„In diesem Zusammenhang wollen wir jedoch betonen, dass sich die Bonitätsbewer-tungen der Staaten der Eurozone, mit drei Ausnahmen auf unverändert hohem Niveau bewegen“, so S&P im Bericht zur Begründung. Bis auf Griechenland, Portugal und Zypern werden alle übrigen Staaten der Eurozone mit Noten im Investmentbereich, das heißt mit einer Bewertung besser als BB+, in den Büchern von S&P geführt. Die Ausfallquote von Staatsanleihen im Investmentgrade-Bereich liegt, laut Angaben von S&P, bei gerade einmal einem Prozentpunkt. Staaten deren Bonität mit „A“ oder höher eingestuft wurde, sind in den vergangenen 15 Jahren noch nie ausgefallen.

3.Welche Staaten haben unter der Herabstufung besonders zu leiden?

Bislang erwies sich der Entzug der Top-Bonität für Frankreich und Österreich nur als psychologischer Nackenschlag. Österreich konnte sich am Montag, unmittelbar nach der Herabstufung, ohne Probleme am Finanzmarkt refinanzieren. Mehr noch: Wie die

österreichische Bundesfinanzagentur bekannt gab, konnten die kurz laufenden Papie-re mit einem Zins im Bereich von Null platziert werden. Selbst die Herabstufung des

EFSF hatte bislang keine negativen Folgen auf die Refinanzierung am Finanzmarkt.

Anders liegt der Fall bei Zypern: Hier ist davon auszugehen, dass die Zyprioten kurz- bis mittelfristig Probleme haben werden sich am Finanzmarkt eigenständig zu refinan-zieren. Nachdem den Schuldverschreibung Zyperns der Investmentgrade fehlt, dürften weitere Investoren ihre Gelder aus den ohnehin stark illiquiden Anleihen abziehen. Doch selbst eine Flucht Zyperns unter den Rettungsschirm wäre aufgrund des ver-gleichsweise sehr geringen Liquiditätsbedarfs (im einstelligen Milliardenbereich) für die Eurozone ohne Schwierigkeiten zu verkraften.

4.Was sind die Folgen für Deutschland?

„Wir glauben, dass sich Deutschland in einer vergleichsweise starken Position befindet und auch eine mögliche Rezession in diesem Jahr ohne Herabstufung überstehen soll-te“, so S&P Europachef, Moritz Krämer, gegenüber der „Bild“-Zeitung. Zieht man zu-dem aktuelle Wirtschaftsdaten, Prognosen und Statistiken heran, so scheint Deutsch-land im Augenblick wirklich die „Insel der Glückseligen“ der Eurozone.

Allerdings bleibt fraglich, wie lange Deutschland die finanziellen Mehrbelastungen im Zuge der Schuldenkrise wird wegstecken können. So steht bereits im Raum, dass die deutsche Bürgschaft für den Rettungsschirm erhöht werden könnte, um das „AAA-Rating“ für den EFSF wiederherzustellen. Der deutsche Anteil an allen bisherigen Ret-tungsschirmen, Notkrediten etc. liegt ohnehin bereits im mittleren zweistelligen Milli-ardenbereich. Bürgschaften oder eventuelle Abschreibungen durch die EZB nicht ein-gerechnet.

Anlegertrends:

In der abgelaufenen Handelswoche wurden einmal mehr griechische Anleihen sehr rege gehandelt. Diesmal allerdings mit anderen Vorzeichen, da sich viele Anleger von ihren Griechenland-Papieren verabschiedeten. Starke Kursverluste, auch bei Bonds mit vergleichsweise kurzer Restlaufzeit, waren die Folge. Grund dafür war die Unsi-cherheit im Markt, da der freiwillige Schuldenschnitt immer noch nicht Spruchreif war.

Nach den positiven Schlagzeilen der Commerzbank AG - offenbar ist das Finanzinstitut auf keine weiteren Staatshilfen angewiesen, um die gesetzlich erforderliche Eigenkapi-talquote zu decken - können auch die Anleihen der zweitgrößten deutschen Bank in dieser Woche wieder zulegen.

Quelle: Boerse Stuttgart AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein boerse-stuttgart AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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