Um die Finanzmärkte nach dem Brexit-Votum zu beruhigen, stellt die britische Zentralbank eine milliardenschwere Finanzspritze in Aussicht. Sie sei bereit, "mehr als 250 Milliarden Pfund" (326 Milliarden Euro) bereitzustellen, sagte der Gouverneur der Bank of England, Mark Carney, am Freitag in einer im Fernsehen übertragenen Rede. Daneben sei die Notenbank auch "in der Lage, bedeutende Liquidität in ausländischen Devisen bereitzustellen, wenn es nötig ist".
Zuvor hatte die Notenbank in einer Mitteilung bereits erklärt, sie werde "alle notwendigen Maßnahmen" ergreifen, um finanzielle Stabilität in Großbritannien sicherzustellen. Sie reagierte damit auf den Ausgang des Referendums, bei dem 51,9 Prozent der britischen Wähler für einen EU-Austritt votiert hatten.
Auch die französische Zentralbank erklärte am Freitagmorgen, sie sei nach dem Referendum "bereit und entschlossen". Details zum weiteren Vorgehen nannte Notenbankchef François Villeroy de Galhau zunächst nicht.
Die Schweizerische Nationalbank erklärte, sie habe bereits auf dem Devisenmarkt eingegriffen, um den Franken zu stabilisieren. Die Schweizer Währung ist traditionell eine Zuflucht für Anleger in unsicheren Zeiten und hatte deutlich an Wert gewonnen, seit sich in der Nacht eine Mehrheit für die Brexit-Befürworter abzeichnete. Am frühen Morgen entsprach ein Euro 1,06 Franken, nachdem es sieben Stunden zuvor 1,10 Franken gewesen waren. Im Laufe des Morgens gab die schweizerische Währung wieder etwas nach.
Auch der japanische Yen wird in Zeiten der Unsicherheit verstärkt nachgefragt. Am Freitagmorgen gab es zeitweise für einen Dollar nur noch 99,02 Yen; der Wechselkurs fiel damit erstmals seit November 2013 unter 100 Yen. Die japanische Zentralbank erklärte, sie werde die Entwicklung genau beobachten und stehe bereit, die Märkte mit Liquidität zu versorgen. Finanzminister Taro Aso kündigte an, nötigenfalls "entschlossen" zu reagieren.