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In letzter Zeit habe ich etwas mehr über die Automobilbranche nachgedacht. Den Anstoß dazu gab ein Interview mit Warren Buffett. Wie du vielleicht weißt, ist Warren Buffett mittlerweile einer der größten Aktionäre von Apple (NASDAQ:AAPL) (WKN: 865985). Deshalb wurde er gefragt, ob es nicht klug wäre, wenn Apple mit dem vielen Cash, das sie horten, Tesla (NASDAQ:TSLA) (WKN: A1CX3T) kaufen würde.
Warren Buffett sagte darauf, er hielte das für eine schlechte Idee. Für ihn ist die Automobilbranche einfach nicht attraktiv genug. Sie ist extrem wettbewerbsintensiv, das heißt, selbst wenn man in einem Jahr ein gutes Auto gebaut hat, das sich gut verkauft, ist das keine Garantie dafür, dass man im nächsten Jahr genauso erfolgreich sein wird. Die Chancen dafür sind eher geringer, da man wahrscheinlich von der Konkurrenz kopiert oder preislich unterboten wird.
Außerdem nannte Buffett den Nachteil, dass es in der Automobilbranche keine nennenswerten Wettbewerbsvorteile wie Netzwerkeffekte (wie beispielsweise bei Google (NASDAQ:GOOGL) oder Netflix (NASDAQ:NFLX) (WKN: 552484) – ja, Buffett nannte diese beiden Tech-Konzerne wirklich) oder First-Mover-Advantage (der Vorteil, Erster am Markt zu sein) gibt.
Brisant wird diese Einschätzung von Buffett jedoch, wenn man bedenkt, dass er im Jahr 2008 Aktien im Wert von etwa 230 Millionen US-Dollar von BYD (WKN: A0M4W9) kaufte. Wobei man dazu ehrlicherweise einräumen muss, dass dieses Investment nicht auf Buffetts Kappe geht, sondern die Idee seines Partners Charlie Munger war. Und sie war gar nicht schlecht. Während die Aktien 2008 noch für etwa 8 Hongkong-Dollar zu haben waren, notieren sie heute bei etwa 53 Hongkong-Dollar (Stand: 9.11.2018).
Allerdings erzählt das nicht die ganze Geschichte: Wenn man sich nämlich den Chart der letzten zehn Jahre von BYD ansieht, wird man erkennen, dass die Aktie ihren Höchststand im Oktober 2009 bei etwa 85 Hongkong-Dollar erreicht hatte und diese Marke seither nicht mehr erzielen konnte. Das heißt für viele Investoren, die nicht Warren Buffett und Charlie Munger heißen, dass BYD in Wahrheit ein furchtbares Investment war.
Sind Tesla und BYD nun gute Investments oder nicht? Und wenn ja, welches schneidet derzeit besser ab? Sehen wir es uns an.
Finanzielle Stärke In meinem ersten Aktienvergleichsartikel habe ich bereits erklärt, wieso ich vier Kennzahlen – Umsatzwachstum, Bruttomarge, Freier Cashflow und Net-Cash-Position – bei der Analyse von Unternehmen besondere Aufmerksamkeit schenke.
Unternehmen | Umsatzwachstum Q3 2018 | Bruttomarge Q3 2018 | Freier Cashflow (letzte zwölf Monate) | Netto-Cash-Position Q3 2018 |
Tesla | 129 % | 22 % | -1,5 Mrd. USD | -9,26 Mrd. USD |
BYD | 21 % | 17 % | -0,67 Mrd. USD | -1,7 Mrd USD |
Mir fallen sofort drei Red Flags (Warnsignale) auf:
Und an der Wachstumsfront hat Tesla die Nase weit vorne. Auch die Bruttomarge ist etwas besser. Daher geht der Punkt an Tesla.
Gewinner = Tesla
Bewertung
Unternehmen | Marktkapitalisierung | Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) | Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) |
Tesla | 60,19 Mrd. USD | 4,4 | N/A |
BYD | 17,58 Mrd. USD | 1,01 | 51,02 |
Auf den ersten Blick scheint es hier einen eindeutigen Gewinner zu geben, und zwar BYD. Doch vielleicht ist diese Einschätzung zu voreilig. Rechnet man mit den geschätzten Gewinnen des nächsten Jahres, hat Tesla ein KGV von 56,81, während BYD kein KGV hat, da es nächstes Jahr womöglich in die Verlustzone schlittern wird.
Auch das KUV ist im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung und die derzeitigen Wachstumsraten zu bewerten. Wenn Tesla seine Umsätze nur ansatzweise in gleicher Höhe wie bisher steigern kann, wird das KUV in kürzester Zeit drastisch sinken (bei gleichbleibendem Aktienkurs). BYDs derzeitige Wachstumsrate wird eine solche erhebliche Senkung des KUV nicht ermöglichen.
Gewinner = Gleichstand
Nachhaltige Wettbewerbsvorteile Ich muss hier auf meine Einleitung zurückverweisen. Wie kann ich Warren Buffett widersprechen, dass es in der Automobilbranche keine wirklich nachhaltigen Wettbewerbsvorteile gibt? Ich kann es nicht. Die Automobilbranche ist nun mal eine der umkämpftesten Branchen überhaupt. Wenn es so etwas wie nachhaltige Wettbewerbsvorteile in der Automobilbranche gibt, so würde ich diese am ehesten bei der Marke festmachen.
Nach einer Studie von BrandFinance war Tesla im Jahr 2018 auf Rang 19 (2017 noch auf Rang 31) der Top-100-Automarken. BYD schaffte es 2018 auf Rang 28 (nach Rang 72 im Jahr 2017). Wertvollste Marke war übrigens Mercedes-Benz.
Ob nun der Markenwert wirklich tauglich ist, um nachhaltige Wettbewerbsvorteile zu bewerten, zumal die Feststellung des Markenwertes objektiv sehr schwierig ist, wage ich zu bezweifeln.
In Ermangelung wirklich überzeugender Abgrenzungskriterien für nachhaltige Wettbewerbsvorteile könnte man sich auch umgekehrt die Frage stellen, ob es für eines der Unternehmen eventuell nachhaltige Wettbewerbsnachteile gibt.
Mir fällt da vor allem einer ein: China. Der chinesische Markt und das regulatorische Umfeld sind extrem dynamisch. Das kann zeitweise auch sehr nachteilig für Unternehmen sein. BYD musste das selbst schmerzlich feststellen, als die chinesische Regierung vor Kurzem die Regelungen zur Subventionierung von Elektrofahrzeugen änderte. Beispielweise wurden die Subventionen um 30 % gekürzt und die Reichweitengrenze, ab der Fahrzeuge für Subventionen in Frage kommen, um 50 % angehoben. Solche Maßnahmen wirken sich sowohl auf das Umsatzwachstum als auch auf die Profitabilität negativ aus. Ein Fakt, den BYD momentan hart zu spüren bekommt.
Gewinner = Tesla
Und mein Gewinner ist … Tesla! Aber um ganz ehrlich zu sein, haben mich beide Unternehmen nicht wirklich überzeugt. Drei Dinge habe ich aber aus dieser Gegenüberstellung gelernt: