Frankfurt, 27. Aug (Reuters) - Der abrupte Abschied von BHF-Vorstandschef Björn Robens hat die Frankfurter Bank bisher nach eigenen Angaben kaum Kunden gekostet. "Wir haben bisher keine materiellen Abflüsse gesehen", sagte die Finanzchefin der Muttergesellschaft BHF Kleinwort Benson BHFKB.BR , Martha Böckenfeld, der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. Robens, der als wichtige Bezugsperson für die wohlhabende Klientel des Traditionsinstituts galt, hatte die BHF im Juni im Streit mit Aufsichtsratschef Leonhard ("Lenny") Fischer verlassen.
Ende Juni verwaltete die BHF-Bank für ihre Kunden 43,6 Milliarden Euro, acht Prozent mehr als im Dezember 2014. "BHF hat noch viel mehr Potenzial für wachsende Einnahmen", sagte Böckenfeld. Einschließlich der britischen Schwester Kleinwort Benson seien dem Konzern im ersten Halbjahr eine Milliarde Euro neues Geld zugeflossen, hieß es im Quartalsbericht.
BHF Kleinwort ist seit Monaten Zankapfel zwischen Fischer und dem chinesischen Großaktionär Fosun International 0656.HK . Fosun, bisher mit 19,5 Prozent an der Bank beteiligt, hat ein Übernahmeangebot für die gesamte Bank angekündigt und hat schon Zugriff auf weitere neun Prozent der Anteile. Ob sich die Kunden davon verunsichern ließen, wollte Böckenfeld nicht sagen. Der Vorstand hat zum Vorstoß von Fosun bisher keine Stellung genommen, das Übernahmeangebot muss erst von den belgischen Behörden genehmigt werden, weil BHF Kleinwort Benson an der Brüsseler Börse notiert ist.
Im ersten Halbjahr hat BHF Kleinwort Benson zum ersten Mal seit dem Zusammenschluss der beiden Geldhäuser schwarze Zahlen geschrieben. Der operative Gewinn lag bei acht Millionen Euro; ein Jahr zuvor hatte der Konzern noch fast 16 Millionen Verlust geschrieben. Bis 2017 soll der operative Gewinn auf mehr als 60 Millionen Euro steigen, das Verhältnis von Kosten zu Einnahmen soll bis dahin auf 70 bis 75 von zuletzt 94 Prozent sinken. Die Bank bezifferte ihren Buchwert auf 6,20 Euro je Aktie - Fosun bietet 5,10 Euro. In Zukunft sollen BHF und Kleinwort Benson vor allem im Nahen Osten neue Kunden finden. Auch in einer engeren Zusammenarbeit zwischen Frankfurt und London lägen große Potenziale.
Für die Suche nach einem dauerhaften Nachfolger für Robens will sich BHF Kleinwort Benson 12 bis 15 Monate Zeit lassen, wie Böckenfeld sagte. Bis dahin führt der ehemalige Merck-Finck-Chef Alexander Mettenheimer die Frankfurter Tochter.