FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 21. Mai 2015. Die wirtschaftliche Entwicklung in Europa und Amerika ist unklar. Es gibt Daten und Indikatoren, die auf ein moderates Wachstum hinweisen. Doch belastbare Prognosen sind kaum vorhanden. Das verunsichert die Anleger genauso wie die Finanzlage Griechenlands. Grexit oder Transferlösung? Das bleibt die große Frage. Diese und weitere Themen werden auch in dieser Woche die Börsen beschäftigen.
Die Finanzmärkte bleiben in Bewegung. Die Dynamik des bisherigen Wochenverlaufs des DAX stockte zwar, dennoch zeigte sich das Aktienbarometer von seiner konstruktiven Seite. Schließlich verfestigt sich der positive Trend mit dem Spurt über das Hoch vom 8. Mai bei 11.710 Punkten. Der Markt für Bundesanleihen hat sich beruhigt. Die Renditen zehnjähriger Papiere bewegen sich in einer Seitwärtsbewegung nach den letzten Turbulenzen. Der US-Dollar verlor zum Euro 3 Cent auf 1.11 Euro, was die Aktienmärkte mit einer straffen Erholung quittierten konnten. Der deutsche Aktienmarkt konnte so Verluste der Vorwochen wieder wettmachen.
Schließlich erreichten US-Titel wieder Rekordniveau in Dow Jones und S&P auf Schlusskursbasis. Auf Quartalssicht ist aber eine gegenläufige Tendenz zwischen Europa und USA zu erkennen: Die europäischen Indizes weisen leichte Verluste auf, während sich die zu Jahresbeginn schwächelnden US-Aktien verteuern.
Damit laufen die Aktien etwas den wirtschaftlichen Entwicklungen entgegen. Während die US-Konjunkturdaten leicht enttäuschten, konnte die Wirtschaft der Eurozone im ersten Vierteljahr mit 0,4 Prozent immerhin den stärksten Quartalszuwachs seit knapp zwei Jahren aufweisen. Spanien, Frankreich und Italien überzeugten mit ihren Wachstumsraten. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt enttäuschte zwar, aber das ist nur als Wasserstandsmeldung zu sehen. Auf Jahressicht ist alles noch möglich.
Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ist im ersten Quartal um 0,3 Prozent gestiegen. Das enttäuschte einige, die mit 0,5 Prozent gerechnet hatten. Trotz gesteigerte Exportraten reichte es nicht zu mehr. Der Grund: Auch die Importe stiegen kräftig, was die Dynamik neutralisierte. Zwar sind auch vom Konsum deutliche Impulse erkennbar, aber bei niedrigen Ölpreisen, steigenden Realeinkommen und einem sich weiter bessernden Arbeitsmarkt war dies nicht anders zu erwarten. Auch Investitionen blieben im Rahmen der Erwartungen. Der Außenhandel wird zwar vom schwachen Euro weiter profitieren, aber die Krise in einzelnen Schwellenländern setzt sich fort. Zum Glück erholt sich die Eurozone, die fast ein Drittel der deutschen Waren abnimmt.
Griechenland hingegen befindet sich einmal mehr in einer Rezession. Der schwache Start der neuen Regierung und der Schlingerkurs der letzten Wochen lassen grüßen. Und Besserung ist nicht in Sicht. 6,7 Milliarden Schulden müssen in den nächsten Wochen getilgt oder umfinanziert werden. Beides stellt sich derzeit als schwierig da. Die Verhandlungen mit der EU sind festgefahren.
Der steigende Euro, ein steigende Ölpreis und die Turbulenzen am Renten- und Aktienmarkt, dürften auch das Potenzial für weitere Schwankungen haben.
Die Aussichten
Die Anlage-Ampel steht auf Gelb. Der mittelfristige Aufwärtstrend bleibt erhalten, der kurzfristige Abwärtstrend geht langsam in eine Seitswärtsbewegung über. Griechenland bleibt das Thema und ein Grexit schwebt als Bedrohung im Hintergrund über den Börsen. Wenn es hier knallt, wird es zu weitere Abschlägen kommen. Diese Woche wird die Konjunkturerwartung eine größere Rolle spielen. Die Kursspanne im Dax liegt zwischen 11.600 und 12.050 Punkten.
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© 21. Mai 2015/Oliver Roth*
* Oliver Roth ist der Kapitalmarktstratege der ODDO SEYDLER Bank AG, ein eigenständiges Tochterunternehmen von Oddo & Cie Paris. Mehr über Oliver Roth auf www.oliver-roth.de
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