FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die Rede des Fed-Chefs scheint die Laune ziemlich verdorben zu haben, trotz Stabilisierung heute. Auch am ETF-Markt dominierten die Abgaben - allerdings nicht im großen Stil. Gefragt bleiben ESG- und Clean-Energy-Produkte.
30. August 2022 Frankfurt (Börse Frankfurt). Die deutlichen Kurseinbußen an den Aktienmärkten seit Mitte des Monats und vor allem der kräftige Kursrutsch vergangenen Freitag hinterlassen Spuren am ETF-Markt. "Wir hatten in unseren großen ETFs der allgemeinen Marktbewegung entsprechend etwa ein Drittel mehr Verkäufe als Käufe", berichtet Holger Heinrich von der Baader Bank. Auch Jan Duisberg von der ICF Bank meldet Abflüsse. "Angesichts des großen Absturzes am Aktienmarkt war es dann aber doch nicht so viel." Die Umsätze seien überschaubar geblieben.
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Am Freitag hatte die Rede von US-Notenbankchef Powell mit klaren Signalen in Richtung sehr straffer Geldpolitik für deutlich fallende Kurse gesorgt. Am gestrigen Montagmorgen fiel der DAX unter 12.800 Punkte, drehte dann aber nach oben. Am Dienstagmittag steht der Index schon wieder bei 13.124 Punkten. Allerdings waren es Mitte des Monats noch fast 14.000 Zähler.
Viel Umsatz mit Short-Produkten
Duisberg sieht den Fokus weiter auf klassischen Aktien-ETFs. Laut Heinrich sind die umsatzstärksten ETFs - wie immer - weltweit streuende Produkte, konkret der iShares Core MSCI World (3:IWDA) und der Vanguard FTSE All-World in thesaurierender und ausschüttender Version (IE00BK5BQT80, IE00B3RBWM25). Viel beachtet werden laut Duisberg auch weiter Nasdaq-Tracker wie der Lyxor Nasdaq 100 (4:NADQ). Der Technologieindex war am Freitag um über 4 Prozent eingebrochen, hat sich nun aber ebenfalls wieder gefangen.
An der Börse Frankfurt war der iShares Core MSCI World (3:IWDA) umsatzstärkster ETF der vergangenen fünf Handelstage, gefolgt von iShares-ETFs auf den DAX (4:GDAXIEX), den Euro Stoxx 50 (3:0MLJ) und den S&P 500 (3:CSPX). Hohe Umsätze weisen derzeit auch Short-Produkte auf, allen voran der Xtrackers Short DAX Daily Swap (3:XSDX) und der Xtrackers Short DAX x2 Daily Swap (4:DBPD). Duisberg zufolge geht auch im WisdomTree DAX 3x Daily Short (6:3DES) viel um, ein ETN, der die DAX-Entwicklung invers und mit Hebel 3 wiedergibt.
"Grüne" ETFs weiter gefragt
Heinrich meldet darüber hinaus anhaltend hohe Zuflüsse in Tracker mit ESG-Filter. "Die brachten auch in der letzten Woche die größten Umsatzsteigerungen." Beispiele sind der UBS (SIX:UBSG) MSCI World Socially Responsible (hedged to EUR) (4:4UB1), der Lyxor MSCI World ESG Leaders Extra (4:WGES) und der UBS MSCI EMU ESG Universal Low Carbon (ETR:SGCG) Select (6:EMUESG).
Ebenfalls gesucht bei Kund*innen der Baader Bank: Multifaktor-ETFs, etwa der währungsgesicherte iShares Edge MSCI World Multifactor (4:IS07). Multi-Faktor-ETFs kombinieren unterschiedliche Faktoren wie Value, Quality und Size. Sie wollen sich zunutze machen, dass diese zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Konjunkturzyklus ihre Stärken ausspielen.
Clean Energy-ETF: Kursplus von 21 Prozent seit Januar
Was Branchen angeht, zieht der iShares Global Clean Energy (3:INRG) einmal mehr viel Aufmerksamkeit auf sich, die Umsätze an der Börse Frankfurt sind hoch. Der ETF, die bis Ende 2020 starke Kursgewinne ausgewiesen hatte, dann aber kräftig verlor, ist nun wieder im Aufwind. Seit Jahresanfang kommt der ETF auf ein Kursplus von 21 Prozent. Ebenfalls viel gehandelt wird der iShares Euro Stoxx Banks 30-15 (4:SX7EEX). Der hat in diesem Jahr allerdings kräftig verloren.
Als Nischenprodukt gefragt bleibt laut Duisberg der VanEck Semiconductor (4:VVSM). Immer viel um gehe auch im Invesco Nasdaq Biotech (5:SBIO).
Morningstar: TINA gilt weiter.
Das Analysehaus Morningstar hat sich angesichts des schwierigen Börsenjahres 2022 angeschaut, ob TINA ("There is no alternative" zu Aktien) immer noch gilt. In diesem Jahr sieht es natürlich nicht gut aus: Hätte man zu Jahresanfang 10.000 US-Dollar in einen globalen Aktienindexfonds (S&P Global) investiert, läge der Wert nun nur noch bei 8.751 US-Dollar. In Anleihen (Global Aggregate Index von Bloomberg) wären es kaum mehr, während ein Rohstoffinvestment (Bloomberg Commodity) auf 12.500 US-Dollar angewachsen wäre. Doch langfristig hätten Aktien weiter die Nase vorn. "Auf Sicht von 20 Jahren kann es keine Anlageklasse mit Aktien aufnehmen", erklärt Morningstar. Hätte man vor 20 Jahren 10.000 US-Dollar in einen globalen Indexfonds investiert, hätte man heute 56.485 Dollar. In Anleihen investiert wären nur 18.932 US-Dollar herausgekommen, in Rohstoffe nur 15.681 US-Dollar. "Ein gut diversifiziertes Portfolio mit einem langfristigen Horizont ist der beste Freund der Anleger", lautet das Fazit.
Im Handel mit Anleihen-ETFs ist nicht viel los. "Nachdem in den Vorwochen das Interesse gestiegen war, ist es jetzt wieder ruhig", erklärt Duisberg. Umsatzstärkster Anleihen-ETF an der Börse Frankfurt ist aktuell der Xtrackers II Eurozone Government Bond 5-7 (4:X57E).
von: Anna-Maria Borse, 30. August 2022, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.