FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - US-Aktien-Tracker führen die Markterholung an. Auch asiatische Aktien sowie Technologie- und Energiewerte (NYSE:XLE) werden im freundlichen Umfeld gekauft.
18. Oktober 2022. Frankfurt (Börse Frankfurt). Überwiegend positive Quartalszahlen, die die Rezessionssorgen dämpfen und Kursgewinne weltweit mit sich bringen, heben auch die Kaufstimmung am ETF-Markt. Die Rücknahme der Steuersenkungspläne Großbritanniens trägt vor allem zur Beruhigung der Anleihemärkte bei und sorgt ebenfalls für Erleichterung weltweit. Der DAX strebt der Marke von 13.000 Punkten entgegen.
Analysten warnen jedoch vor zu hohen Erwartungen: Der rückläufige ISM-Index in den USA mahnt vor zu viel Optimismus, ordnen Ralf Umlauf und Ulrich Wortberg von der Helaba ein. Zwar habe der ISM-Produktionsindex leicht zugelegt und der Pkw-Absatz sei gestiegen. "Bezüglich der Zinserwartungen wurden jedoch kaum Impulse gegeben." In den USA werde für Anfang November weiterhin ein kräftiger Zinsschritt erwartet und auch bei der EZB werde mehrheitlich mit einer Erhöhung um 75 Basispunkte gerechnet.
Die Angst, nicht dabei zu sein, kehrt zurück
Frank Mohr von der Société Générale (EPA:SOGN) erklärt, dass die Markterholung durch die bislang eher positiven Quartalszahlen die Anlegerinnen und Anleger wieder zu Aktien greifen lässt. "Wir sehen, dass die Nervosität der Angst, etwas zu verpassen, Platz macht. Von daher haben wir etwas mehr Käufe, wenngleich die Anlegerinnen und Anleger unsicher und vorsichtig sind." Hubert Heuclin von der BNP Paribas (ETR:BNPP) berichtet von einer ruhigen Handelswoche.
Auch Torben Bendt von Lang & Schwarz bemerkt anhaltende Zurückhaltung im ETF-Geschäft. "Wir vermerken im Jahresvergleich weniger Volumen."
US-Indizes bleiben Favoriten
Bei der Société Générale werden erneut vor allem US-Aktien-ETFs gekauft, während weltweit in.vestierende Indexfonds, die in den vergangenen Wochen ebenfalls unter den Favoriten waren, abgegeben werden. "30 Prozent des Umsatzes mit Aktien-ETFs entfällt auf US-Tracker." Unter den am meisten gekauften Titeln ist der iShares Core S&P 500 (3:CSPX), einer der Klassiker.
Asien kehrt in den Anlegerfokus zurück
Anders hingegen die Lage bei der BNP Paribas: Hubert Heuclin berichtet von Abgaben der US-Titel. Allen voran stehe der Lyxor S&P 500 () auf den Verkaufslisten. Auch ETFs mit Werten aus der Eurozone würden aus den Depots genommen wie der Amundi Euro Stoxx 50 (9:CD5). Hingegen seihen koreanische Aktien überdurchschnittlich nachgefragt mit dem iShares MSCI Korea (). Darüber hinaus engagierten sich die Kund*innen der BNP Paribas wie in der Vorwoche in Schweizer Aktien. Sie kaufen den Xtrackers Switzerland (6:XSMI) und den iShares Core SPI ETF CH ().
Im Tagesgeschäft von Lang & Schwarz rücken asiatische Indexfonds in das Anlegerinteresse. "Hier haben wir diese Woche deutlich mehr Nachfrage", berichtet Bendt. Gekauft werden sowohl chinesische Aktien mit dem Xtrackers FTSE China 50 (3:XX25) wie auch breiter aufgestellte Emerging Markets-ETFs, darunter der Amundi MSCI Emerging Markets (9:AEEM).
Sektoren: Käufe von Gesundheit-, Technologie-, Finanz- und Energie-ETFs
Der Technologiesektor, bei dem die Käufe überwiegen, ist von den Branchen im Handel bei der Société Générale am stärksten im Blickpunkt. Besonders hohe Nachfrage erfahren hier europäische Unternehmen (4:SX8PEX).
Käufe überwiegen nach Mohrs Angaben auch bei Energiewerten, der Nummer zwei im Handel mit Branchen-ETFs. Hier würden Anleger*innen vor allem den SPDR S&P US Energy Select Sector (104:ZPDE) ins Depot nehmen. Er war in der Woche zeitweise von 29 auf mehr als 31,50 Euro gestiegen, hat aber einen Teil der Kursgewinne wieder abgegeben.
Auch Bendt berichtet, dass die Nachfrage nach Energie-ETFs zunimmt. "Nach den Streiks in Frankreich und mit Blick auf den Winter wird hier auf steigende Preise spekuliert." Gern gekauft werden der Lyxor New Energy (4:LYM9) sowie der Klassiker Global Clean Energy (NASDAQ:ICLN) () von iShares.
Mohr ergänzt, dass auch im Konsumgütersektor, der auf Platz der Umsätze unter den Sektoren der Société Générale steht, die Käufe überwiegen, etwa beim SPDR S&P U.S. Consumer Staples (NASDAQ:SPLS) Select Sector (104:ZPDS). Er legt auf Wochensicht rund 2,5 Prozent zu.
Dagegen sind bei Lang & Schwarz je nach Nachrichtenlage Nischen gesucht. Aktuell steige die Nachfrage nach Goldproduzenten. Anleger*innen würden wie in der Vorwoche den VanEck Junior Gold Miners (3:GDXJ) erwerben, aber auch den VanEck Gold Miners (3:GDX).
Anleihen: Entspannung
Am Rentenmarkt entspannen sich die Renditen, nachdem die britische Regierung die Abkehr von ihren Steuersenkungsplänen, deren Finanzierung nicht gesichert war, bekanntgegeben hatte.
Im Handel mit Renten-ETFs vermerkt Mohr etwas mehr Handelsvolumen im Wochenvergleich. "Der Verkaufsüberhang setzt sich aber bei Staatsanleihen, die auch in dieser Woche im Fokus des Anleihenhandels stehen, fort." Die Verkäufe beträfen kurzlaufende europäische Staatsanleihen wie im Amundi Govt Bond EuroMTS Broad Investment Grade 1-3 (4:C13) und europäische Schuldtitel längerer Laufzeiten, darunter den Deka Deutsche Boerse EUROGOV Germany 10+ (4:ETFGS10).
Europäische Unternehmensanleihen (3:IEAC), auch hochrentierliche (3:IHYG), würden hingegen gekauft.
Auch Heuclin vermerkt Nachfrage nach Unternehmenspapieren der Eurozone. Bei der BNP Paribas wird der Xtrackers II ESG EUR Corporate Bond Short Duration (4:XZE5) gekauft. Allerdings erführen auch Staatsanleihen der Eurozone kurzer (4:X13E) und mittlerer Laufzeiten (6:GEMU) wie auch US-Papiere Zuflüsse. Von den festverzinslichen Papieren der USA seien alle Laufzeiten nachgefragt. Das höchste Volumen in dieser Kategorie verzeichnet die BNP Paribas beim iShares USD Treasury Bond 7-10yr (4:SXRM). Von den kürzer laufenden Papieren prägen Käufe des iShares USD Treasury Bond 1-3yr () den Handel
Bei der BNP Paribas ist der Handel mit Unternehmens- wie Staatspapieren recht ausgeglichen. Die Geschäfte mit festverzinslichen Wertpapieren seien wie in der Vorwoche stärker im Vergleich zu Aktien.
von: Antje Erhard, 18. Oktober 2022, © Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.