FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Nicht nur der DAX ist stark ins neue Jahr gestartet, auch der ETF-Handel läuft gut an. Favoriten sind wieder einmal US- und globale Aktien - diesmal aber auch Schwellenländerwerte.
10. Januar 2023. Frankfurt (Börse Frankfurt). Der furiose Jahresauftakt an den Börsen hebt die Stimmung - doch das ist nicht alles: "Wie immer zu Jahresbeginn kommt viel frisches Geld in den Markt", berichtet Frank Mohr von der Société Générale (EPA:SOGN). Er meldet hohe ETF-Umsätze und einen klaren Käuferüberhang für die erste Handelswoche im neuen Jahr. Schwerpunkt seien aktuell eindeutig Aktien-ETFs. "Die machen bei uns drei Viertel der Umsätze aus."
Heinrich Holger, der bei der Baader Bank ETFs und Fonds handelt, sieht das ähnlich: "Wir hatten in der ersten Woche rund 50 Prozent mehr Käufe als Verkäufe - analog zum gelungenen Jahresauftakt an den Aktienmärkten." Vor allem bei klassischen Indextrackern sei zugegriffen worden, auch in den ESG-Varianten.
"Wieder mehr Fokus USA und Welt als Europa"
Neues Jahr, alte Trends: Wie bereits in den vergangenen Monaten sind im Handel mit Aktien-ETFs vor allem globale und US-Tracker gefragt. Laut Mohr stehen auf den Einkaufslisten etwa der Lyxor MSCI North America (4:X013) und der iShares Core S&P 500 (3:CSPX) sowie MSCI World-Tracker von Lyxor (4:X010) und iShares (3:IWDA).
"Tendenziell wurden mehr ETFs mit Fokus auf USA und Welt gehandelt als solche auf Europa", stellt auch Heinrich fest. Zu den Favoriten gehörten Produkte wie der währungsgesicherte Lyxor Nasdaq 100 (6:USTH), der ebenfalls währungsgesicherte Xtrackers S&P 500 Equal Weight mit Gleichgewichtung der Titel (4:XDEE) und der iShares Stoxx Europe 50 (4:STX50EX). Gut an kommen laut Heinrich weiterhin auch ESG- und SRI-Varianten der großen Indizes (IE00BDZZTM54, LU2109786660, IE000CR7DJI8).
Der iShares Core DAX (4:GDAXIEX) war der meist gehandelte ETF auf Xetra im Jahr 2022: Er erzielte Umsätze in Höhe von 11,6 Milliarden Euro.
Schwellenländer mit guten Jahresstart
Doch bringt das neue Jahr auch Neues: "Auffällig ist das hohe Interesse an Schwellenländer-Trackern wie dem Lyxor MSCI Emerging Markets (4:E127)", ergänzt Mohr. Diese fänden sich auf der Liste der beliebtesten Regionen gleich auf dem dritten Platz hinter USA und Welt - und vor europäischen. "Hier überwiegen ganz klar die Käufe". Schwellenländer-ETFs haben 2022 enttäuscht, in diesem Jahr geht es aber nach oben. Etwa hat der Lyxor-ETF schon über 6 Prozent zugelegt.
Türkei-ETFs mit Nase vorn
Der Online-ETF-Ratgeber justETF hat ausgerechnet, welche Länder-ETFs 2022 am besten abgeschnitten haben: Auf Platz eins findet sich die Türkei, der MSCI Turkey hat sich mehr als verdoppelt (101,6 Prozent). Es folgen - jeweils gemessen an MSCI und FTSE-Trackern - Brasilien mit 20 Prozent, Thailand mit 11 Prozent, Indonesien mit 9 Prozent und Mexiko mit 3 Prozent. Schlusslicht ist Vietnam, der Index ist um 42 Prozent eingebrochen. Auch ETFs mit Zugang zu Aktien aus Schweden (minus 26 Prozent), Taiwan und Pakistan (beide minus 25 Prozent) sowie Südkorea (minus 24 Prozent) verloren, nachzulesen auf justetf.com.
Kasse machen bei Gesundheitsaktien
Auch bei den meistgehandelten Branchen findet sich Altbekanntes mit kleinen Variationen: Umsatzstark sind laut Mohr vor allem ETFs, die die Gesundheits-, die Technologie- und die Finanzbranche abbilden. "Gesundheitsaktien (9:LYXHLTW), die vergangenes Jahr ja gut gelaufen sind, werden jetzt meist verkauft." Für Technologieaktien meldet er Käufe (104:ZPDT) und Verkäufe (3:ECAR), für die Finanzbranche (3:BNKS) Verkäufe. "Dabei rechnen viele damit, dass die Banken 2023 von den höheren Zinsen profitieren werden."
Wasserstoffbranche vor dem großen Sprung?
Was Themen-ETFs angeht, sieht Mohr Zuflüsse in den VanEck Hydrogen Economy (6:HDRO) und Abflüsse aus dem Lyxor MSCI Millennials ESG Filtered (9:MILLE). Letzterer bietet Zugang zu Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern, deren Geschäftsmodell auf die Generation der Millennials ausgerichtet ist, gefiltert nach ESG-Kriterien.
Auch von Morningstar kommt eine Liste mit den besten und schlechtesten Tracker-Produkte 2022, die neben ETFs auch ETC und ETNs beinhalten. Spitzenreiter sind hier ebenfalls Türkei-ETFs, außerdem noch Energie-ETFs und -ETCs. Am unteren Ende finden sich Produkte, die auf Kryptowährungen und digitale Vermögenswerte sowie auf Cannabis und Cloud Computing ausgerichtet sind. Das Produkt mit der schlechtesten Wertentwicklung 2022: der VanEck Crypto & Blockchain Innovators ETF (3:DAPP). Er verlor 84 Prozent.
Am liebsten Unternehmensanleihen mit SRI-Filter
Für Anleihen-ETFs rechnet so mancher angesichts der gestiegenen Zinsen für das neue Jahr mit einer hohen Nachfrage, jetzt ist es aber noch ruhig: Bei der Société Générale sind derzeit vor allem europäische und US-amerikanische Unternehmensanleihen gefragt, gerne auch mit SRI-Filter. Zugegriffen werde etwa beim Amundi Index Euro Corporate SRI (6:ECRPI) und beim Amundi Index US Corp SRI Hedged Euro (4:UCRH). Im Geschäft mit Staatsanleihen hielten sich Zu- und Abflüsse hingegen die Waage. "Klare Abgaben sehen wir bei Geldmarkt-ETFs (9:LYXEUC)", erklärt Mohr.
von: Anna-Maria Borse, 10. Januar 2023, © Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.