FRANKFURT (dpa-AFX) - Der sich zuspitzende Handelskonflikt zwischen den USA und China hat die Aktienmärkte am Dienstag stark belastet. Der deutsche Aktienindex Dax (DAX) rutschte um fast 2 Prozent ab. Zwischenzeitlich fiel der Dax erstmals seit drei Wochen unter 12 600 Punkte. Investoren sorgten sich, dass der Welthandel zunehmend unter den gegenseitig verhängten Strafzöllen leiden könnte. Dies könnte möglicherweise in einer Rezession münden.
US-Präsident Donald Trump drohte China mit weiteren Strafzöllen auf Waren im Wert von 200 Milliarden US-Dollar (172,3 Mrd Euro). Er beschrieb den Schritt als Vergeltungsmaßnahme. Die neuen Zölle von zehn Prozent sollten in Kraft treten, wenn die chinesische Regierung sich weigere, ihre Vorgehensweise zu ändern, und wie angekündigt mit ihren Zöllen Ernst mache, erklärte der US-Präsident.
Das hatte an der chinesischen Börse einen Ausverkauf zur Folge: Der Leitindex Shenzen Composite brach um bis zu 6,6 Prozent ein auf den tiefsten Stand seit 2015. Auch die Börsen in Japan und Südkorea meldeten hohe Verluste. Handelsrestriktionen dürften die vom Welthandel besonders abhängige asiatische Wirtschaft erheblich in Mitleidenschaft ziehen.
Auch die europäischen Börsen erlitten am Dienstag herbe Verluste. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) fiel um 1,4 Prozent. In Paris, Mailand, Madrid und London rutschten die Kurse weiter ab. Schon zu Wochenbeginn hatte der Handelsstreit die Aktienmärkte nach unten gedrückt. Investoren verkauften vor allem konjunkturabhängige Papiere aus den Branchen Automobilbau, Technologie, Chemie und Rohstoffproduktion.
Analyst Manfred Bucher von der BayernLB sprach von einer "Eskalationsspirale", die die Stimmung an den Finanzmärkten nachhaltig belasten könnte. Beobachter hatten in den vergangenen Wochen immer wieder vor einer übertrieben sorglosen Haltung vieler Anleger gewarnt. Der auch Angstbarometer genannte Volatilitäts-Dax (V:Dax) war am Montag bereits nach oben geschnellt und stieg am Dienstag weiter. Er signalisierte damit eine stark zunehmende Risikoscheu unter Anlegern.
Die Strafzölle könnten auch das bislang starke Wachstum in den USA drosseln. "Trump wirft in den Verhandlungen mit China alles in die Waagschale, vor allem aber die aktuelle Stärke der US-Wirtschaft", sagte Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Der US-Präsident stehe unter Zeitdruck, denn im Herbst stehen in den USA Zwischenwahlen an. Für die Börsen bleibe gegenwärtig nur die Hoffnung auf eine "Entschleunigung der unheilvollen Abwärtsspirale" in Sachen Strafzölle.
Am Devisenmarkt profitierte vom Handelskonflikt vor allem der japanische Yen. Er legte zu allen wichtigen Währungen zu. Der Yen wird in Krisenzeiten meist als sichere Alternative gesucht. Profitiert haben auch die Kurse der als sicher geltenden deutschen Staatsanleihen. Gemieden wurde riskantere Papiere wie italienische Staatsanleihen. Auch die Ölpreise gerieten unter Druck. Sollte die Konjunktur durch den Konflikt belastet werden, dann würde auch die Öl-Nachfrage gedämpft werden.