Frankfurt (Reuters) - Vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank (Fed) haben europafreundliche Töne aus Italien die Anspannung der Anleger etwas gelindert.
Dax und EuroStoxx50 lagen am Mittwoch jeweils 0,3 Prozent im Plus bei 12.880 beziehungsweise 3484 Punkten. Auch an der Wall Street zeichnete sich am Nachmittag eine freundliche Eröffnung ab. Unter Investoren galt als sicher, dass die Fed am Abend (20.00 Uhr MESZ) die Anhebung des Leitzinses um einen Viertel Prozentpunkt auf 1,75 bis zwei Prozent verkünden wird. "Die Märkte warten deshalb mit Spannung darauf, ob es Hinweise auf weitere Zinserhöhungen geben wird", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Der jüngste Anstieg der Inflationsrate dürfte den Druck auf die Fed erhöht haben."
Aus Sicht der Commerzbank-Analystin Esther Reichelt müssen die Ausführungen von Fed-Chef Jerome Powell auch aus anderen Gründen unter die Lupe genommen werden. "Denn es gibt durchaus Entwicklungen, die den Zinserhöhungszyklus aus dem derzeitigen Autopilotenmodus reißen könnten, wie zum Beispiel der drohende Handelskrieg oder die Folgen der Steuerreform. Für den Dollar ist entscheidend, wie die Fed die sich daraus ergebenden Risiken bewertet."
Daneben richtete sich die Aufmerksamkeit auf Italien. Investoren reagierten erleichtert auf die Äußerung des italienischen EU-Ministers Paolo Savona, dass der Euro "unverzichtbar" sei. Von anderen Mitgliedern der Regierung wären solche Aussagen wenig überraschend, von Savona seien sie dagegen bemerkenswert, sagte Commerzbank-Anlagestratege Christoph Rieger. Der 81-Jährige ehemalige Professor Savona hatte die Gemeinschaftswährung einst einen "historischen Fehler" genannt.
Anleger griffen bei italienischen Aktien zu: der Leitindex in Mailand war mit einem Plus von 1,2 Prozent der größte Gewinner in Europa. Auch die Staatsanleihen des Landes zogen an, dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf bis zu 2,765 von zuvor 2,874 Prozent. Der Euro legte 0,2 Prozent auf 1,1762 Dollar zu.
FULMINANTES BÖRSENDEBÜT FÜR WIRECARD-RIVALEN ADYEN
Bei den Aktienwerten sorgte das Börsendebüt von Adyen für Furore. Die Papiere des niederländischen Zahlungsdienstleisters kosteten in Amsterdam zeitweise 480 Euro - ein Plus von 100 Prozent im Vergleich zum Ausgabepreis. Börsianern zufolge könnte die 7,1 Milliarden Euro schwere Emission des Wirecard-Rivalen, der Facebook (NASDAQ:FB), Netflix und Ebay zu seinen Kunden zählt, ein gutes Omen für Home24 sein. Der Ausgabepreis für den deutschen Möbelversender wurde im Tagesverlauf erwartet. Im Windschatten von Ayden legten die Titel von Wirecard 2,8 Prozent zu.
An der französischen Börse waren die Papiere von Aeroports de Paris (ADP) mit 196,20 Euro zeitweise so teuer wie noch nie. Die Regierung in Paris bereitet ein Gesetz vor, um die Staatsbeteiligungen am Flughafenbetreiber ADP und anderen Firmen wie dem Versorger Engie und der Lotteriegesellschaft FDJ reduzieren zu können. Die Aktien des deutschen Flughafenbetreibers Fraport (DE:FRAG) gewannen mehr als vier Prozent.
Händler führten das auch auf das starke Passagierwachstum in Frankfurt im Mai zurück. Das beflügelte auch die Papiere der Lufthansa (DE:LHAG), die um 4,6 Prozent stiegen.