von Robert Zach
Investing.com - Die US-Investorin Cathie Wood sieht die US-Notenbank Fed auf einem Irrweg und rechnet mit einer Deflation. Schon in drei bis sechs Monaten erwartet sie einen Kurswechsel der Federal Reserve.
"Ich wäre nicht überrascht, wenn es in den nächsten drei bis sechs Monaten zu einem signifikanten Kurswechsel käme", schrieb die ARK-Chefin in einem Tweet. "Die Fed scheint auf COVID-bedingte Angebotsschocks (…) auf die gleiche Art und Weise zu reagieren, wie Volcker damals im Kampf gegen die Inflation (…) …Powell greift zu Volckers Vorschlaghammer und macht meiner Meinung nach einen Fehler."
Wood verglich Fed-Chef Jerome Powell mit dem damaligen Notenbankchef Paul Volcker unter den US-Präsidenten Jimmy Carter und Ronald Reagan, der in den 1980er Jahren mit Leitzinsen von 20 % zur Eindämmung der Inflation beitrug.
Die auf innovative Unternehmen spezialisierte US-Investorin sagte, die Fed stütze sich bei ihren geldpolitischen Entscheidungen derzeit auf nachlaufende Indikatoren: Beschäftigung und Kerninflation. Mehrere Frühindikatoren deuten ihrer Einschätzung nach aber darauf hin, dass die Teuerung ihren Höhepunkt bereits überschritten haben könnte.
Dabei verwies sie auch auf die Tatsache, dass das traditionell zur Inflationsabsicherung gedachte Gold seinen Höchststand vor mehr als zwei Jahren erreicht hatte. Andere Rohstoffe wie Holz, Kupfer, Eisenerz und Öl seien allesamt um zweistellige Prozentbeträge gegenüber ihrem Höchststand gefallen, so Wood.
"Der Pipeline-Druck schlägt von Inflation in Deflation um", sagte Wood. "Frühindikatoren für die Inflation wie Gold und Kupfer weisen auf das Risiko einer Deflation hin. Sogar der Ölpreis ist seit seinem Höchststand um mehr als 35 % gefallen und hat damit einen Großteil des diesjährigen Preisanstiegs wieder eingebüßt."
Ob Wood mit ihrer Einschätzung richtig liegt, wird sich voraussichtlich schon am morgigen Dienstag zeigen. Dann werden die neuesten Inflationszahlen aus den USA bekannt gegeben.
Von Investing.com befragte Volkswirte rechnen mit einem Rückgang der Jahresrate von 8,5 auf 8,1 % im August. Die Kernrate, die schwankungsanfällige Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert und als guter Indikator für den grundsätzlichen Preisdruck gilt, dürfte dagegen von 5,9 auf 6,1 % zulegen.
Fed-Chef Jerome Powell hatte zuletzt immer wieder deutlich gemacht, dass die Bekämpfung der Inflation oberste Priorität hat. Die Leitzinsen sollen so lange erhöht werden, bis sich die Teuerung klar in Richtung des 2 %-Ziels der Fed bewegt.
Laut dem FedWatch-Tool von Investing.com beläuft sich die Wahrscheinlichkeit für eine 75 Basispunkte-Zinserhöhung auf der nächsten Sitzung in rund einer Woche auf 89 %. Das würde den Leitzins in die Spanne von 3,00 bis 3,25 % bringen.
Den Zins-Gipfel sieht die Mehrheit der Marktteilnehmer nun im Mai 2023 bei 4,00 bis 4,25 %.
Der von Wood verwaltete ARK Innovation ETF (NYSE:ARKK), der während der Corona-Pandemie überdurchschnittliche Renditen erzielen konnte, büßte in diesem Jahr angesichts des steigenden Zinsniveaus knapp 53 % an Wert ein.
Trotz der herben Verluste hält Wood an ihrem Ansatz für Investments in innovative Unternehmen fest: "Innovation löst Probleme, und die Welt steht heute vor viel mehr Problemen als noch vor zwei Jahren. Innovation ist der Schlüssel zu echtem Wachstum!"