Investing.com - Den Experten der Citi zufolge hat die jüngste Rallye an den US-Aktienmärkten das gesamte Negativszenario für den anstehenden Rückgang der Unternehmensgewinne ausgepreist. In Europa und in den Schwellenländern sei dagegen immer noch ein Gewinnrückgang von rund 10 Prozent in den Kursen enthalten.
Dank der Hoffnung auf einen Höhepunkt der Inflation und der damit einhergehenden Wetten auf einen Zinsstopp der Fed hat sich der S&P 500 seit seinem Tiefstand im Oktober um fast 10 Prozent erholt, während sich Aktien aus Europa (NYSE:IEV) und den Schwellenländern (NYSE:EEM) um 23 Prozent bzw. 12 Prozent von den Tiefs absetzen konnten.
"Die Hoffnung, dass die Zinsen ihren Höhepunkt erreicht haben könnten (und dass die Konjunkturabschwächung nicht allzu schlimm ausfällt), hat die Weltbörsen (ETR:SPPW) in den letzten Wochen nach oben getrieben. Unter diesen Umständen haben wir unsere Bewertungsanalyse überarbeitet und erweitert", heißt es in einer Mitteilung der Citi vom Donnerstag.
Ihrer Studie nach preist der MSCI US für das Jahr 2023 nicht länger eine Gewinnrezession ein. Stattdessen diskontiere der US-Aktienmarkt ein Gewinnwachstum von 4 Prozent, was in etwa dem aktuellen Analystenkonsens entspreche. Scott Chronert, US-Stratege bei Citi, ist da vorsichtiger und rechnet für 2023 mit einem Rückgang um 3 Prozent.
Die Märkte außerhalb der USA würden dagegen eine leichte Gewinnrezession goutieren, heißt es weiter.
"Die Bewertungen im Vereinigten Königreich fallen am pessimistischsten aus (hier suggerieren die Kurse einen EPS-Rückgang von 19 Prozent), auch wenn dies im Vergleich zum Durchschnittswert (-35 Prozent) immer noch recht optimistisch erscheint", schreiben die Analysten.
In den USA seien in der Vergangenheit mit einem durchschnittlichen Gewinnabfall von 28 Prozent die geringsten Rückgänge zu verzeichnen gewesen. Auch der MSCI EM wies geringere Rückgänge beim Gewinn je Aktie auf (durchschnittlich 31 Prozent), was die Citi auf die Diversität des Referenzindex zurückführt.
Weil für US-Aktien nach wie vor steigende Unternehmensgewinne erwartet werden, rät die Citi zu einer Untergewichtung amerikanischer Titel, gerade vor dem Hintergrund, dass die US-Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte 2023 in eine Rezession rutscht. Bei britischen Papieren, die bereits einen Gewinnrückgang von rund 20 Prozent je Aktie eingepreist hätten, raten die Experten hingegen zu einer Übergewichtung.
Auf Sektorebene befürworten sie ein Engagement in den Bereichen Gesundheit und Basiskonsumgüter. Klassische zyklische Sektoren wie Finanzen und Materials seien ebenfalls zu empfehlen, da hier bereits erhebliche EPS-Rückgänge eingepreist seien. Untergewichtet ist die Citi dagegen in den Sektoren IT, zyklische Konsumgüter und Industrie.
von Robert Zach