Von Peter Nurse
Investing.com - An Europas Börsen geht es am Mittwoch steil bergab. Grund dafür ist die Befürchtung, dass die durch steigende Energiepreise angeheizte Inflation die Zentralbanken zu einer schnelleren Straffung der Geldpolitik bewegen könnte, was den Aufschwung nach der Pandemie frühzeitig zum Erliegen bringen würde.
Gegen 11.27 Uhr MEZ büßte der DAX in Deutschland 2,38% ein, der CAC 40 in Frankreich fiel um 2,2% und der FTSE 100 in Großbritannien sank um 1,6%.
Die deutschen Auftragseingänge, die für gewöhnlich ein verlässlicher Frühindikator für die Konjunktur in der größten europäischen Volkswirtschaft sind, sackten im August um satte 7,7 % ab. Gegenüber dem Zuwachs von 4,9 % im Juli stellte dies eine deutliche Abschwächung dar. Ursache für den Einbruch war vor allem der wichtige Automobilsektor, der in diesem Jahr wiederholt auf Probleme in seiner Lieferkette hingewiesen hatte.
Die europäischen Anleger erhielten bereits schwache Vorgaben aus Asien, nachdem die neuseeländische Zentralbank die Leitzinsen zum ersten Mal seit sieben Jahren angehoben hatte. Auf diese Weise soll die Inflation unter Kontrolle gebracht werden. Die Zentralbank deutete außerdem weitere Straffungen an. In Europa hob Rumänien am Dienstag als jüngstes Schwellenland die Zinsen an, Polen dürfte am Donnerstag nachziehen.
Die Energiemärkte bereiten der Industrie nach wie vor Kopfzerbrechen: die britischen Gaspreise erreichten mit 330 Pence pro Wärmeeinheit (rund 97 Euro pro Megawattstunde) ein neues Allzeithoch.
Währenddessen erreichte der Ölpreis angesichts der weltweiten Befürchtungen hinsichtlich der Energieversorgung ein Mehrjahreshoch, insbesondere nachdem die so genannte OPEC+ beschlossen hatte, die Tagesproduktion trotz der herrschenden Knappheit am Weltmarkt nur um die geplanten 400.000 Barrel zu erhöhen.
Gegen 11.30 Uhr MEZ notierte der US-Rohöl-Future 0,4 % tiefer auf 78,59 Dollar je Barrel, nachdem er zuvor auf den höchsten Stand seit November 2014 geklettert war. Der Brent-Kontrakt erhöhte sich um 0,95 % auf 82,05 Dollar. In der vorangegangenen Sitzung war die Nordseesorte auf ein Dreijahreshoch gestiegen.
In den Unternehmensnachrichten kletterte die Tesco-Aktie (LON:TSCO) um knapp 1 %, nachdem die britische Supermarktkette ihren Ausblick für das Gesamtjahr angehoben und einen Anstieg des Kerngewinns im Einzelhandelsgeschäft um 16,6 % gemeldet hatte. Das Unternehmen kündigte außerdem einen Aktienrückkauf an. Die erste Tranche in Höhe von 500 Millionen Pfund soll bis Oktober 2022 zurückgekauft werden.
Bayer (DE:BAYGN) hielt sich in einem ansonsten schwachen Marktumfeld recht stabil, nachdem ein Richter entschieden hatte, dass der Unkrautvernichter Roundup nicht die Ursache für eine seltene Krebserkrankung eines Jungen war - ein willkommener Sieg in einer Reihe von weitgehend erfolglosen Rechtsstreitigkeiten um das Produkt.
Auf der anderen Seite fiel die TUI (DE:TUIGn) Aktie um 0,9%. Das Reiseunternehmen kündigte eine weitere Kapitalerhöhung an, diesmal um 1,1 Milliarden Euro (1,27 Milliarden Dollar). Aus dem Erlös will TUI seine Zinskosten und Nettoverschuldung senken.