Von Peter Nurse
Investing.com - Dank der Ankündigung eines außerplanmäßigen Zusammentreffens von Vertretern der Europäischen Zentralbank (EZB) im Vorfeld der Fed-Sitzung, bei der eine aggressive Straffung zur Eindämmung der galoppierenden Inflation erwartet wird, legten die europäischen Aktienmärkte am Mittwoch zu.
Gegen 12.42 Uhr MEZ notierte der deutsche DAX um 1,12 % höher, der französische CAC 40 stieg um 1,0 %, und der britische FTSE 100 kletterte um 0,5 %.
Zu Beginn der Sitzung bestätigte die EZB, dass sie im Laufe des Mittwochs eine außerplanmäßige Ratssitzung abhalten wird, auf der die aktuelle Marktlage diskutiert werden soll.
Dieser Schritt folgt auf eine starke Ausweitung der Spreads zwischen den Renditen Deutschlands und der höher verschuldeten südlichen Länder, insbesondere Italiens, nachdem EZB-Präsidentin Christine Lagarde keine detaillierten Angaben darüber gemacht hatte, was sie tun könnte, um die von ihr so genannte "finanzielle Fragmentierung" zu stoppen, sobald die Zentralbank im Juli mit der Erhöhung der Zinssätze beginnt.
Eine Rede von EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel am Montagabend hatte bereits sehr anklingen lassen, dass die EZB ihre Kommunikation verbessern muss. Die unerwartete Zusammenkunft weckt Hoffnungen, dass die Zentralbank nun Klarheit darüber schafft, welche Art von Maßnahmen sie zur Stützung hoch verschuldeter Länder ergreifen könnte.
Abseits von Europa richtet sich das Augenmerk der Märkte auf das Ergebnis der jüngsten zweitägigen Sitzung der Federal Reserve. Erwartet wird eine Anhebung des Leitzinses um 75 Basispunkte. Die Entscheidung wird um 20.00 Uhr MEZ bekannt gegeben.
Befürchtungen, dass eine aggressivere Haltung der Fed das US-Wachstum und damit auch das globale Wachstum beeinträchtigen könnte, haben die Aktienmärkte weltweit unter Druck gesetzt und den Leitindex S&P 500 Index in Bären-Terrain gedrückt, das auf eine bevorstehende Rezession hinweisen könnte.
Frankreichs Verbraucherpreise stiegen im Mai um 0,7 % im Vergleich zum Vormonat und lagen damit leicht über den Erwartungen; im Jahresvergleich erhöhten sie sich um 5,2 %. Zu Beginn des Tages zeigte Chinas Wirtschaft im Mai Anzeichen einer Erholung: Die Industrieproduktion wuchs im Mai um 0,7 % gegenüber dem Vorjahr, nachdem sie im April um 2,9% gefallen war.
Die Aktien von H&M (ST:HMb) verloren 3,4 %, obwohl der Bekleidungshändler einen unerwartet hohen Anstieg des Nettoumsatzes im zweiten Quartal erwartet.
Stellantis-Aktien (EPA:STLA) zogen um 1,7 % an, nachdem der viertgrößte Automobilhersteller der Welt Pläne zur Kostensenkung in Form von Entlassungen in den USA angekündigt hatte. Nach oben ging es auch für die Titel von Bloomsbury Publishing (LON:BLPU). Das Verlagshaus, das u.a. Harry Potter herausgibt, meldete einen Anstieg des Jahresgewinns um 40 % und erhöhte seine Schlussdividende.
Die Ölpreise stabilisierten sich am Mittwoch. Der Fokus der Händler gilt der Fed-Entscheidung und der Möglichkeit einer weiteren geldpolitischen Straffung in den USA.
Die US-amerikanischen Rohöllagerbestände stiegen in der vergangenen Woche unerwartet an, wie aus Daten des Branchenverbandes American Petroleum Institute hervorgeht. Gleichzeitig gingen die Benzinvorräte in der vergangenen Woche um 2,2 Millionen Barrel zurück, woraus sich schließen lässt, dass die Nachfrage der amerikanischen Autofahrer trotz der Rekordpreise weiterhin hoch ist.
Die offiziellen Zahlen der US-amerikanischen Energy Information Administration werden im weiteren Verlauf der Sitzung erwartet.
Gegen 12.45 Uhr büßte der US-Ölpreis knapp 1 % auf 117,67 Dollar ein, während der Brent-Preis um 1,1 % auf 119,84 Dollar sank.
Für den Gold-Future ging es um 0,5 % auf 1.822,05 Dollar je Unze nach oben, der EUR/USD notierte 0,5 % höher auf 1,0464.