Von Geoffrey Smith und Peter Nurse
Investing.com -- Die Korrektur an Europas Börsen hat sich am Freitagnachmittag beschleunigt, als weitere Länder auf dem alten Kontinent im Zuge extrem steigender Infektionsraten neue Corona-Maßnahmen ergriffen und damit die Voraussetzungen für einen weiteren möglichen Wirtschaftsabschwung im Winter geschaffen haben.
Österreich kündigte einen landesweiten Lockdown und eine Impfpflicht ab Februar an, um die steigenden Fallzahlen in den Griff zu bekommen. Auch der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn wollte ähnliche Maßnahmen nicht komplett ausschließen. Das schürt die Befürchtung, dass die größte europäische Volkswirtschaft auch im dritten Winter in Folge heruntergefahren werden könnte.
Gegen 14.30 Uhr MEZ handelte der DAX in Deutschland 0,5% niedriger, der CAC 40 in Frankreich fiel um 0,7% und der FTSE 100 in Großbritannien notierte 0,5% schwächer. Besonders unter Druck steht der Markt des ölabhängigen Russlands (-1,8 %) und der des reise- und tourismuslastigen Spaniens (-1,7 %).
Aber auch abseits von Corona war die Nachrichtenlage am Freitag nicht gerade rosig: Der Erzeugerpreisindex in Deutschland ist im Oktober um weitere 3,8 % gestiegen, was die jährliche Inflationsrate in der größten europäischen Volkswirtschaft auf 18,4 % katapultiert hat.
In Frankreich stieg die Arbeitslosigkeit im dritten Quartal stärker als erwartet auf 8,1 % der Erwerbstätigen.
Im Gegensatz dazu stieg das GfK-Konsumklima in Großbritannien unerwartet auf -14 von -17 im Oktober, während die Einzelhandelsumsätze des Landes im selben Monat stärker als erwartet um 0,8% zulegten. Dies bestätigt das Bild einer Wirtschaft, die wohl robust genug ist, um einer moderaten Anhebung der Zinsen durch die Bank of England standzuhalten.
In den Unternehmensnachrichten fielen die Aktien von Kingfisher (LON:KGF) um 4 %, nachdem der Baumarktriese einen Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahr meldete.
Unter Druck standen auch die Aktien von Fluggesellschaften und der Flughafenbetreiber. So verloren die Aktien von IAG (LON:ICAG), dem Eigentümer von British Airways und Iberia, 4,9% und die von EasyJet (LON:EZJ) 5,3%. Das Online-Zahlungsunternehmen Adyen (AS:ADYEN) und der Essenslieferant HelloFresh (DE:HFGG) legten dagegen um 2,0 % bzw. 6,8 % zu. Delivery Hero (DE:DHER) stieg ebenfalls um 3,6%, Just Eat Takeaway (AS:TKWY) um 4,6%.
Im weiteren Tagesverlauf wird das US-Repräsentantenhaus über das 2 Billionen Dollar schwere Ausgabengesetz der Demokraten abstimmen, nachdem Sprecherin Nancy Pelosi offenbar endlich die parteiinternen Differenzen ausräumen konnte.