Frankfurt (Reuters) - Nach der Zurückeroberung der psychologisch wichtigen 12.000-Punkte-Marke zieht es den Dax weiter nach oben.
Der deutsche Leitindex kletterte am Dienstag um 0,8 Prozent auf 12.113 Punkte und erreichte den höchsten Stand seit Oktober. Der EuroStoxx50 erklomm mit 3465 Punkten ein Achteinhalb-Monats-Hoch. "Das Umfeld für den Aktienmarkt ist günstig, denn die Risikobereitschaft nimmt mit der Fristverlängerung beim Brexit und positiven Signalen vonseiten der Handelsgespräche zwischen den USA und China zu", sagte Marktanalyst Ulrich Wortberg von der Landesbank Helaba. Auch die Konjunktursorgen der Investoren hätten sich zuletzt nicht weiter verstärkt.
Einige Experten gehen davon aus, dass der Grundstein gelegt ist für einen weiteren Aufwärtstrend. "Die Chancen stehen gut, dass die aktuellen Kursniveaus nachhaltig verteidigt werden können", sagte Investmentstratege Thomas Metzger vom Bankhaus Bauer. Seit Jahresanfang hat der Dax knapp 14 Prozent zugelegt - sogar einen Tick mehr als der US-Leitindex Dow Jones, der als Triebfeder für die europäischen Börsen gilt.
Marktexperte Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader warnte vor möglichen Rücksetzern, sollte die laufende Berichtssaison in den USA enttäuschen. "Die Börsen brauchen für eine Fortsetzung der Erholungsrally auch gute Zahlen." Mit IBM, Bank of America (NYSE:BAC), Blackrock, Johnson & Johnson (NYSE:JNJ) und Netflix (NASDAQ:NFLX) stehen im Tagesverlauf mehrere Schwergewichte auf der Agenda. Goldman Sachs (NYSE:GS) hatte die Investoren am Montag mit einem Gewinneinbruch im ersten Quartal enttäuscht.
Dagegen kommen aus den USA und China positive Signale zum Handelsstreit und schüren die Spekulationen am Markt, dass der Konflikt bald beigelegt werden könnte. Auch in Sachen Brexit ist nach der Fristverlängerung für den EU-Ausstieg der Briten erst einmal Ruhe eingekehrt. Wie gering die Nervosität der Anleger derzeit ist, lässt sich an den "Angstbarometern" ablesen: Der Volatilitätsindex VDax, der die Schwankungsanfälligkeit des Dax misst, fiel auf den niedrigsten Stand seit 15 Monaten.
ZALANDO SCHREIBT SCHWARZE ZAHLEN
Die Lufthansa (DE:LHAG) trieb ihren Investoren dennoch Sorgenfalten auf die Stirn - mit einem Kursminus von bis zu fünf Prozent waren die Aktien zeitweise größter Verlierer im Dax. Die Fluggesellschaft verzeichnete von Januar bis März vor allem wegen höherer Treibstoffkosten einen operativen Verlust von 336 Millionen Euro. Auch der Preisdruck sei zum Jahresauftakt höher gewesen. Nach Ansicht von Luftfahrtexperte Dirk Schlamp von der DZ Bank ist das Risiko einer Gewinnwarnung damit gestiegen. Auch die Aktien der Rivalen Air France-KLM, Easyjet (LON:EZJ) und Ryanair (IR:RYA) lagen zeitweise im Minus.
Im Nebenwerteindex MDax schossen die Papiere von Zalando (DE:ZALG) um zwölf Prozent in die Höhe. Europas größter Online-Modehändler schrieb im ersten Quartal unerwartet schwarze Zahlen. Analysten hatten mit einem Verlust von zehn Millionen Euro gerechnet, ein Jahr zuvor hatte Zalando es mit 400.000 Euro operativ gerade so in die Gewinnzone geschafft.
An der Börse in London waren die Titel von JD Sports gefragt, die Titel kletterten zeitweise 5,3 Prozent auf ein Rekordhoch von 560 Pence. Der größte britische Sportartikel-Händler baute Umsatz und Gewinn stärker aus als erwartet.
Aus Erleichterung über den Abschluss eines Vergleichs im Zusammenhang mit Verstößen gegen US-Sanktionen gegen den Iran, Libyen und Syrien packten sich Anleger UniCredit-Aktien in ihre Depots. Die Titel legten 1,9 Prozent zu.