Von Peter Nurse
Investing.com - Nach dem starken Anstieg der US-Inflation steuern die europäischen Aktienmärkte auf eine uneinheitliche Eröffnung am Donnerstag zu. Zu verarbeiten hatten die Anleger außerdem schwache Wachstumszahlen aus Großbritannien sowie viele weitere Firmenbilanzen aus Corporate Europe.
Gegen 08.05 Uhr MEZ notierte der DAX Future in Deutschland 0,2% fester, der CAC 40 Future in Frankreich fiel um 0,3% und der FTSE 100 Future in Großbritannien legte um 0,1% zu.
In den USA stiegen die Verbraucherpreise im letzten Monat auf Jahresbasis um 6,2 %, wie das US-Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. So schnell stiegen die Preise seit 1990 nicht mehr, was für eine frühzeitige Straffung der Fed-Geldpolitik spräche.
Angesichts einer möglichen Straffung der Geldpolitik durch die US-Notenbank beendeten die wichtigsten Aktienindizes an der Wall Street den Handel am Mittwoch im Minus. Dabei kam es vor allem im schwergewichteten Technologiesektor (NYSE:XLK) zu massiven Kurseinbußen.
In Europa hingegen ist die Stimmung besser, schließlich hinkt die hiesige Zentralbank der Fed im Hinblick auf die Reduzierung ihrer akkommodierenden Geldpolitik weit hinterher. Erst letzte Woche erklärte EZB-Chefin Christine Lagarde, dass die Europäische Zentralbank die Leitzinsen im nächsten Jahr höchstwahrscheinlich nicht anheben werde, weil die Teuerung weiterhin zu niedrig sei.
Dass die europäischen Währungshüter die Geldpolitik nicht auf Biegen und Brechen straffen müssen, belegen aktuelle Wachstumszahlen: Das britische Bruttoinlandsprodukt (BIP) erhöhte sich im dritten Quartal nur noch um 1,3 %, was eine deutliche Verlangsamung gegenüber den 5,5 % im Vorquartal bedeutet. Die jährliche Wachstumsrate verlangsamte sich auf 6,6 %, nach 23,6 % im zweiten Quartal.
Unterdessen setzte sich die Berichtssaison in Europa am Donnerstag fort: Siemens (DE:SIEGn) meldete für das vierte Quartal besser als erwartet ausgefallene Umsätze und Auftragseingänge und das trotz der anhaltenden Engpässe in der Lieferkette.
Deutschlands größter Stromerzeuger RWE (DE:RWEG) verzeichnete in den ersten neun Monaten einen Anstieg des Kerngewinns um 6%, während die Zurich Insurance (SIX:ZURN) sich zuversichtlich zeigte, ihre Ziele für 2022 zu erreichen. Der Versicherungskonzern meldete einen Anstieg der Sach- und Unfallversicherungsprämien um 11% auf vergleichbarer Basis in den ersten neun Monaten. Der britische Versicherer Aviva (LON:AV) vermeldete ebenfalls ein solides Wachstum in allen Geschäftsbereichen.
Die Rohölpreise stiegen am Donnerstag leicht an und konnten sich nach den Verlusten der vorangegangenen Sitzung wieder etwas erholen. Grund für die gestrigen Verluste waren Befürchtungen, dass der starke Anstieg der US-Inflation, angeheizt durch himmelhohe Energiepreise, die Biden-Regierung zur Freigabe größerer Mengen aus der strategischen Reserve veranlassen könnte.
Wie die U.S. Energy Information Administration am Mittwoch mitteilte, gingen die Benzin- und Destillatbestände weiter zurück, während die Ölreserven um knapp über 1 Million Barrel anstiegen. Die Regierung hatte 3,1 Millionen Barrel aus der strategischen Erdölreserve freigegeben.
Präsident Joe Biden sagte, er habe den Nationalen Wirtschaftsrat gebeten, sich für eine Senkung der Energiepreise einzusetzen, was zu einer weiteren Freigabe aus der SPR führen könnte.
Gegen 08.15 Uhr MEZ notierte der Preis für die US-Ölsorte WTI 0,1% höher bei 81,39 Dollar pro Barrel, nachdem sie am Mittwoch um 3,3% gefallen waren. Der Preis der Nordseesorte Brent bewegte sich kaum von der Stelle und notierte bei 82,62 Dollar. In der vorangegangenen Sitzung war er um 2,5% gefallen.
Für den Gold-Future ging es um 0,4% auf 1.855,55 Dollar je Unze nach oben und der EUR/USD notierte konstant bei 1,1479.