54 % hat die Volkswagen-Aktie (DE:VOWG_p) (WKN: 766400) seit Anfang Januar dieses Jahres gewonnen. Auf Sicht eines Jahres wuchs die Marktkapitalisierung um sagenhafte 92 %. Die Stammaktie kostet uns Anleger aktuell 229,85 Euro (Stand: 23. April 2021).
Ist der Höhenflug damit schon beendet? Oder wird der traditionsreiche deutsche Automobilkonzern im Zuge des wachsenden E-Auto-Segments jetzt erst so richtig durchstarten?
Volkswagen (DE:VOWG) steigert seinen Absatz deutlich Der Wolfsburger Konzern meldete für das erste Quartal 2021 2,4 Mio. weltweit verkaufte Fahrzeuge. Die Premium-Marken Audi und Porsche (DE:PSHG_p), mit einem Plus von 31,1 bzw. 35,5 %, legten dabei besonders stark zu.
Allein in China schnellten die Auslieferungen von Januar bis März um 61,4 % nach oben. Dort setzte Volkswagen mehr als 990.000 Fahrzeuge ab. In Westeuropa wurden dagegen mit 735.000 rund 4,6 % weniger Autos an die Kunden übergeben als im ersten Quartal 2020.
Volkswagen dreht an der Effizienzschraube
Die Zahlen zum Geschäftsjahr 2020, in dem der Konzern einen Nettogewinn von 8,9 Mrd. Euro auswies, nutzte CEO Herbert Diess zur Präsentation einer neuen Plattformstrategie.
Das Plattformprinzip wird auf Technologien wie Software, Batterien und das Laden von Elektroautos ausgeweitet. Die verschiedenen Konzernmarken wie VW, Audi, Porsche und Skoda sollen diese Plattformen später einheitlich nutzen.
Dies ermöglicht langfristig starke Synergieeffekte und reduziert die Kosten in der Produktion.
Volkswagen muss investieren
Der Free Cashflow erreichte im Geschäftsjahr 2020 mit 7,1 Mrd. Euro ein neues Hoch. Auch der Nettogewinn war mit 8,9 Mrd. Euro deutlich positiv. Die Nettomarge lag bei 4,3 %.
Das Eigenkapital verzinste sich im Jahr 2020 zu 6,7 %. Der Abstand zu den früheren Spitzenwerten im zweistelligen Bereich ist dennoch groß.
Die Bilanz könnte solider sein. Das Umlaufvermögen übersteigt die kurzfristigen Verbindlichkeiten lediglich um 18 %. Die Gesamtschulden entsprechen 88 % des Eigenkapitals.
Die Elektromobilität ist ein teures Business Bis zum Jahr 2024 wird Volkswagen nach eigenen Angaben rund 35 Mrd. Euro in die Transformation investieren. Und mit der Digitalisierung des Autos läuft bereits eine grundlegende und vor allem kostenintensive Veränderung des Geschäftsmodells.
Autos wandeln sich zu „Smartphones auf vier Rädern“. Deshalb muss auch Volkswagen nicht nur Hardware in Form der Fahrzeuge, sondern auch Software produzieren.
Die Investitionen in die Zukunft kosten viel Geld und werden auch in Zukunft die Margen drücken. Das Geschäftsfeld ist hoch kompetitiv. Die Konkurrenz aus Asien wächst unentwegt. Dank des Niedrigzinsumfeldes kann Volkswagen die nötigen Investitionen jedoch solide stemmen.
Volkswagen droht Umsatzverlust
Der weltweite Chipmangel hat die Automobilindustrie aktuell weltweit in der Mangel. Seit dem Jahreswechsel ruht auch in vielen Werken von Volkswagen immer wieder tage- oder wochenweise die Produktion.
Besonders hart traf es zuletzt das Werk in Emden. Hier produziert VW sein Mittelklasse-Fahrzeug Passat als Limousine sowie als Kombi-Modell.
Volkswagen stellt sich darauf ein, dass die Versorgungslage bei Halbleitern während des gesamten zweiten Quartals 2021 noch angespannt bleiben wird. Laut VW-Konzernchef Herbert Diess konnten in diesem Jahr bereits etwa 100.000 Fahrzeuge nicht gebaut werden. Es drohe damit ein Umsatzverlust im niedrigen einstelligen Milliardenbereich.
Handelskonflikte mit China können Geschäft belasten
Der chinesische Markt ist bislang eines der wichtigsten Vehikel für die positive Kursentwicklung der letzten Wochen. Volkswagen verkaufte im ersten Quartal 2021 rund 41 % seiner Fahrzeuge in China. Doch angesichts der immer wieder aufflammenden Handelskonflikte zwischen den USA und China sind geopolitische Risiken nicht von der Hand zu weisen.
Trotz Höhenflug ist die Aktie weiterhin interessant
Die beschriebenen Risiken spiegeln sich im aktuell immer noch recht niedrigen Kurs. Gemessen am Unternehmensgewinn zählt Europas größter Autobauer zu den günstigsten Aktien im DAX. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei 17, das Kurs-Buchwert-Verhältnis bei 1,1 und das Kurs-Umsatz-Verhältnis bei 0,7.
Die Aussichten für Volkswagen sind aktuell gut, aber nicht rosig. Dafür sind Tesla (NASDAQ:TSLA) (WKN: A1CX3T) und die Konkurrenten aus Asien viel zu hungrig. Aus meiner Sicht ist Volkswagen jedoch gut positioniert, um im Wettkampf um die Markthoheit bei Elektroautos ganz oben mitspielen zu können – vorausgesetzt, der Konzern schafft es, seine Finanzlage weiter zu stabilisieren und die notwendigen Investitionen solide zu finanzieren. Bis zu einem Kurs von 250 Euro werde ich womöglich eine kleine Abenteuerposition aufbauen.
Henning Lindhoff besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2021