Du überlegst, ob der chinesische Aktienmarkt seine jüngsten Kursgewinne halten oder sogar ausbauen kann? Unsere Antwort: Wir sind vorsichtig optimistisch für die kurzfristige Entwicklung, doch die langfristigen Aussichten bleiben düster.
Ein Blick auf die jüngste Rallye
Chinas Aktienmarkt hat in den letzten Wochen ordentlich zugelegt, vor allem durch staatliche Unterstützungsmaßnahmen und ein umfangreiches Konjunkturpaket. Doch bevor die chinesischen Onshore-Märkte nach der Golden Week wieder öffnen, solltest du als Anleger vier Schlüsselfragen im Blick haben.
1. Kann der Markt seine Gewinne halten?
Kurzfristig stehen die Zeichen gut. Aber wir sollten die Risiken nicht unterschätzen. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Welle proaktiver Maßnahmen der chinesischen Regierung zu einer Rallye führt, die dann wieder verpufft. Tatsächlich liegt der Shanghai Composite trotz starker Phasen wie 2020 immer noch in einer seit Ende 2015 etablierten Range. Zum Vergleich: Der S&P 500 ist seitdem um mehr als 75 % gestiegen.
Der eigentliche Test wird sein, ob die chinesische Regierung wirklich konsequent Wachstum priorisiert. In der Vergangenheit erlebten Anleger oft Enttäuschungen, wenn politische Maßnahmen nicht durchgezogen wurden oder die Regierung ihre Prioritäten verschob. Wenn dieses Mal das Wachstum, wie erwartet, für einige Quartale anzieht, könnte die Rallye weitergehen – aber der eigentliche Knackpunkt wird kommen, wenn das Wirtschaftswachstum erneut ins Stocken gerät.
2. Kann der Markt noch weiter steigen?
Ja, vor allem bei Offshore-Indizes. Chinas Aktienbewertungen waren zuletzt extrem niedrig, was auf die anhaltende Skepsis der Anleger gegenüber der chinesischen Wirtschaft und der politischen Stabilität zurückzuführen ist. Selbst nach den jüngsten Kursgewinnen sind die Bewertungen im historischen Vergleich immer noch moderat – insbesondere beim Hang Seng Index.
Die globalen Realzinsen sind zwar gestiegen, was nachhaltige Aktienbewertungen beeinflusst, aber Chinas Offshore-Aktien bleiben relativ günstig. Wenn wir das Vergleichsmaß der Ertragsrenditen heranziehen, könnte der MSCI China Index noch um 25 % steigen, bevor er sich den Bewertungsniveaus anderer globaler Indizes nähert. Der Onshore CSI 300 hat weniger Spielraum, könnte aber auch noch um 10 % zulegen, bevor er überbewertet wirkt.
3. Welche Sektoren bieten jetzt die besten Chancen?
Technologieaktien stehen im Fokus. In den letzten Wochen schnitten die Tech-Sektoren – dazu zählen diskretionäre Konsumgüter, Informationstechnologie und Kommunikationsdienste – nur geringfügig besser ab als der Gesamtmarkt. Das ist erstaunlich, wenn man bedenkt, dass gerade diese Bereiche die größten Bewertungsrückgänge erlebt haben und gleichzeitig die einzigen sind, die ein stetiges Gewinnwachstum vorweisen können.
Warum ist das wichtig? Weil diese Sektoren am meisten von einer fortgesetzten Rallye profitieren dürften. Sie haben nicht nur den größten Bewertungsabschlag wettzumachen, sondern auch einen starken Gewinnrückwind. Das bedeutet: Hier könnte dein Kapital besonders gut arbeiten.
4. Was bedeutet das für die langfristigen Aussichten?
Leider bleibt der langfristiger Ausblick für Chinas Aktienmarkt trüb. Selbst wenn die Bewertungen kurzfristig steigen, hängt die langfristige Performance von einem nachhaltigen Gewinnwachstum ab – und genau hier hatten chinesische Unternehmen in der Vergangenheit Schwierigkeiten. Es gibt keine eindeutigen Anzeichen, dass das aktuelle Konjunkturpaket dieses strukturelle Problem lösen wird. Trotz unseres kurzfristigen Optimismus bleibt der langfristige Ausblick daher gedämpft.
Fazit
Kurzfristig könnte der chinesische Aktienmarkt noch zulegen, besonders im Technologiebereich, wo die Bewertungen historisch niedrig sind und das Gewinnwachstum weiterhin stark bleibt. Doch langfristig bleiben die Herausforderungen bestehen – sei es durch geopolitische Risiken, den schwächelnden Immobilienmarkt oder die Unsicherheiten in der Wirtschaftspolitik. Anleger sollten die kurzfristigen Chancen nutzen, aber sich der Risiken bewusst sein, die langfristig bestehen bleiben.
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