Frankfurt, 09. Nov (Reuters) - Deutsche-Wohnen DWNG.DE -Chef Michael Zahn versucht den Aktionären des Rivalen Vonovia VNAn.DE die Übernahme seines Unternehmens madig zu machen. "Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Sie die Transaktion ablehnen sollten, um den Wert Ihres gegenwärtigen Anteilsbesitzes in Vonovia zu schützen", schrieb Zahn in dem Reuters vorliegenden Brief, der am Montag im Internet-Auftritt von Deutsche Wohnen veröffentlicht werden sollte. "Sie können von uns erwarten, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun, um unsere eigenen Aktionäre vor diesem wertzerstörenden Übernahmeversuch zu schützen." Zahn forderte in dem offenen Brief die Vonovia-Aktionäre stattdessen auf, Aktien von Deutsche Wohnen kaufen.
In so drastischen Worten hatte sich Zahn bisher nicht gegen die als feindlich erachtete Übernahme gewandt. Vonovia muss zwei Hürden überwinden: Die eigenen Aktionäre müssen dem Schritt auf einer Hauptversammlung am 30. November mit mindestens 75 Prozent zustimmen. Danach müssen mehr als 50 Prozent der Deutsche-Wohnen-Aktionäre ihre Anteilsscheine an Vonovia verkaufen. Die Aktionärsbasis beider Unternehmen überlappt sich zu großen Teilen. Dass Vonovia bei der Deutschen Wohnen schnell auf 75 Prozent komme und das Unternehmen damit beherrschen könne, sei unwahrscheinlich, schrieb Zahn. Damit drohe nach dem deutschen Übernahmerecht ein langwieriger und möglicherweise sehr teurer Prozess, bis Deutsche Wohnen richtig integriert werden könne.
Vonovia-Aktien fielen am Montag um 1,5 Prozent, Deutsche Wohnen sogar um 1,6 Prozent.
Deutsche Wohnen hat die Veröffentlichung der Quartalszahlen auf Dienstag vorgezogen, um danach mit den Zahlen auf Werbetour bei Investoren gegen die Übernahme zu gehen. Zahn schrieb in dem Brief, mit der Aussicht auf Synergien von 84 Millionen Euro lasse sich eine 14 Milliarden Euro schwere Übernahme nicht rechtfertigen - "was noch dadurch verschlimmert wird, dass es Vonovia nicht gelingen wird, mehr Effizienz aus Deutsche Wohnen herauszuquetschen - im Gegenteil". Während Vonovia darauf setzt, die Wohnungen selbst zu betreuen und zu bewirtschaften und damit auf Größe angewiesen ist, hat Deutsche Wohnen diese Hausmeister- und Wartungs-Aufgaben an Dritte vergeben.
Der Aufschlag auf den Deutsche-Wohnen-Kurs sei "eine der geringsten jemals gebotenen Übernahmeprämien", rügt Zahn. Die Deutsche Wohnen werde damit unterbewertet. Der Verlust von Verlustvorträgen, steigende Finanzierungskosten und die mit der Übernahme verbundenen Kosten von 80 bis 100 Millionen Euro führten für das fusionierte Unternehmen zu Einbußen von 25 bis 30 Millionen Euro pro Jahr beim operativen Ergebnis (FFO).