Aktuell geht an den Märkten wieder die Angst vor Zinserhöhungen um. „Es könnte sein, dass die Zinsen etwas ansteigen müssen, um sicherzustellen, dass unsere Wirtschaft nicht überhitzt“, äußerte sich die US-Finanzministerin Janet Yellen. Die gängige Meinung lautet, dass dieses Umfeld Technologiewerte belastet und diese besonders von diesen Zinserhöhungen betroffen sind.
Der Gedanke dahinter klingt auf den ersten Blick logisch. Durch steigende Zinsen werden Anleihen attraktiver, die mehr Sicherheit als Aktien bieten. Das betrifft aber den gesamten Aktienmarkt. Die zukünftigen Geldzuflüsse verlieren bei stärker wachsenden Unternehmen aber auch an Wert. Aufgrund von höheren Zinsen sinkt der heutige, abgezinste Barwert. Außerdem wird es vor allem für Firmen, die heute noch keine Gewinne erwirtschaften, teurer, sich mit Fremdkapital zu finanzieren.
Nicht verschuldet und keine Überbewertung Es gibt eigentlich keinen Grund, warum die großen US-Technologieaktien zu den großen Verlierern bei steigenden Zinsen zählen sollten. Facebook (NASDAQ:FB) (WKN: A1JWVX) hat zum Beispiel keine Bankschulden oder Anleihegläubiger. Gleichzeitig schwimmt das Unternehmen in Geld. Zum Ende des ersten Quartals 2021 hatte der Social-Media-Konzern 64 Mrd. US-Dollar in kurzfristigen Wertpapieren in der Kasse. Daher profitiert die Firma von Mark Zuckerberg sogar eher, wenn die liquiden Mittel wieder ein Finanzergebnis erwirtschaften.
Auch die aktuelle Bewertung spricht gegen eine erhöhte Abwertungsgefahr bei den Technologieaktien. Die erwartete Free-Cashflow-Rendite für das Geschäftsjahr 2021 liegt bei 3,7 %. Für ein Unternehmen, dass im jüngsten Quartal seine Umsätze um 48 % steigern konnte, ist das nicht wirklich teuer. Bei der Bewertung spielt daher nicht nur die weit entfernte Zukunft eine zentrale Rolle. Zum Vergleich, Nestlé (WKN: A0Q4DC) ist mit einer erwarteten Free-Cashflow-Rendite von 3,2 % bewertet. Die Umsätze sollen dieses Jahr laut den Analysten bei Marketscreener um 1,4 % wachsen.
Die Angst bei Technologiewerten ist unbegründet Egal wie sich die Zinsen entwickeln, ich werde an den großen amerikanischen Technologiewerten festhalten und Rücksetzer für Nachkäufe nutzen. Die Geschäftsmodelle bieten sensationelle Burggräben und es werden ständig neue Märkte angegangen und erobert. Kleinere Korrekturen mögen durch die Anpassung der Zinsen begründbar sein. Die große Panik ist es aber definitiv nicht. Dafür haben die Unternehmen ihren Wert auch schon zu sehr während der letzten größeren konjunkturellen Dellen unter Beweis gestellt.
Tatsächlich belegt eine Studie von Standard & Poor’s für den Zeitraum von 1946 bis 2008, dass der Technologiesektor zwölf Monate nach der ersten Zinserhöhung durch die Notenbank am besten von allen Sektoren abgeschnitten hat. Während bei Zinssenkungen der gesamte Markt deutlich besser abschneidet und der Vorsprung des Technologiesektors kleiner ist, ist die Spitzenposition bei steigenden Zinsen unangefochten. Mich bestätigt die Studie in der Ansicht, dass steigende Zinsen keine ernsthafte Gefahr für die großen US-Technologieaktien darstellen.
Der Artikel Die Panik um Zinserhöhungen bei US-Technologieaktien ist übertrieben ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
Florian Hainzl besitzt Aktien von Facebook. Randi Zuckerberg, eine frühere Leiterin der Marktentwicklung und Sprecherin von Facebook sowie Schwester von CEO Mark Zuckerberg, sitzt im Board of Directors von The Motley Fool. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Facebook und empfiehlt Nestlé.
Motley Fool Deutschland 2021