Ein ETF (börsengehandelter Fonds), der jedes Jahr konstant liefert, ist selten. Selbst die besten ihres Fachs müssen hin und wieder durch eine Flaute segeln.
Nicht so der iShares Edge MSCI World Momentum Factor (WKN: A12ATF). Mit diesem ETF konnten ETF-Investoren bisher jedes einzelne Jahr abräumen.
Ein ETF mit Schwung Den MSCI World Index dürften ETF-Investoren in- und auswendig kennen. Mit einem ETF dieser Sorte holt man sich (in der Theorie) auf einen Schlag die gesamte Aktienwelt ins Depot. In der Praxis sind es überwiegend US-Aktien.
Im iShares Edge MSCI World Momentum Factor werkelt hingegen der kleine Bruder des MSCI World: Der MSCI World Momentum Index. Der diversifiziert keineswegs besser. Rund 70 % der 355 Positionen haben ihr Hauptquartier in Nordamerika (Stand: 10.06.2020).
ETF-Experten werden direkt erkennen, dass diese Version des MSCI World extrem ausgedünnt ist. Das Original führt rund 1.600 Aktien. Den Regeln des MSCI World Momentum Index waren somit nur etwa 22 % der Positionen im Original gewachsen.
Das ist kein Fehler, sondern erwünscht. Denn dieser Index will ausschließlich Aktien mit Schwung. Das sind Aktien, die in den vergangenen sechs bis zwölf Monaten Kursanstiege zu verzeichnen hatten.
Regelbrecher mit hervorragenden Zahlen Auf den ersten Blick unterscheidet sich das Portfolio des MSCI World Momentum Index nur marginal vom Portfolio des MSCI World Index. Die Spitzenpositionen sind die altbekannten Superstars. Microsoft (NASDAQ:MSFT) (WKN: 870747), Amazon (NASDAQ:AMZN) (WKN: 906866), Alphabet (NASDAQ:GOOGL) (WKN: A14Y6F) – man kennt sich!
Das Problem eines marktbreiten Index sind selten die Spitzenpositionen, sondern vor allem der große Anteil an Minderleistern. Die sind kaum zu vermeiden, drücken allerdings kräftig die Rendite.
Praktisch jeder Index ist mal mehr, mal weniger schwerwiegend mit Nieten verseucht. Es ist eben ein Kompromiss. Einerseits erhält man ein Paket mit großen, etablierten Unternehmen. Andererseits sind das aber nicht zwingend solche, die noch Luft nach oben haben. Oft haben die ihr Pulver auf dem Weg in den Index bereits verschossen.
Der MSCI World Momentum Index scheint dieses Problem entschärfen zu können. Die Zahlen des iShares Edge MSCI World Momentum Factor ETF sprechen da eine klare Sprache (Stand: 16.06.2020):
Zeitraum | Rendite |
2016 | 7,47 % |
2017 | 15,92 % |
2018 | 1,64 % |
2019 | 29,88 % |
laufendes Jahr | 1,34 % |
Auch die COVID-19-Krise scheint bisher keine bleibenden Spuren zu hinterlassen. Während sich andere ETFs noch immer aus den roten Zahlen herausarbeiten, kann der iShares Edge MSCI World Momentum Factor ETF in diesem Jahr schon wieder schwarze Zahlen präsentieren.
Super-ETF ohne Macken? Vorsicht! Ein Geheimtipp ist der iShares Edge MSCI World Momentum Factor ETF nicht mehr. Mit einem Volumen von rund 1,2 Mrd. Euro gehört man im ETF-Universum bereits zu den Großen.
Dass bei diesem ETF nicht ausgeschüttet, sondern thesauriert wird, versteht sich von selbst. ETF-Investoren, die Aktien mit Schwung bevorzugen, dürften kaum an regelmäßigen Ausschüttungen interessiert sein.
Die pure Rendite ist alles, was dieser ETF verspricht. Offenbar mit Erfolg. Ausschließlich auf Aktien mit Aufwärtstendenz zu setzen, scheint in den vergangenen Jahren genau die richtige Strategie gewesen zu sein.
Doch vergangene Erfolge sind keine Garantie für zukünftige Erfolge. Insbesondere dann, wenn die Erfahrungswerte so dünn sind wie bei diesem ETF.
Man darf nicht vergessen: Der iShares Edge MSCI World Momentum Factor ETF ist erst seit Ende 2014 im Geschäft. In den vergangenen fünf Jahren mag die Momentumstrategie voll ins Schwarze getroffen haben. Doch spezielle Strategien sind oft nur so lange erfolgreich, bis sie es nicht mehr sind.
Daher gehört dieser ETF aus meiner Sicht fürs Erste auf die Beobachtungsliste und nicht ins Depot. Die Zeit wird zeigen, ob es auch langfristig eine gute Idee ist, auf rund 80 % der Aktien im MSCI World zu verzichten.
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Stefan Naerger besitzt keine der erwähnten Aktien. John Mackey, CEO von Amazon-Tochter Whole Foods Market, sitzt im Board of Directors von The Motley Fool. Suzanne Frey arbeitet als Führungskraft bei Alphabet und sitzt im Board of Directors von The Motley Fool. Teresa Kersten arbeitet für LinkedIn (NYSE:LNKD) und sitzt im Board of Directors von The Motley Fool. LinkedIn gehört zu Microsoft. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Alphabet (A-Aktien) und Alphabet (C-Aktien), Amazon und Microsoft und empfiehlt die folgenden Optionen: Short January 2022 $1940 Call auf Amazon und Long January 2022 $1920 Call auf Amazon, Long Januar 2021 $85 Calls und Short January 2021 $115 Call auf Microsoft.
Motley Fool Deutschland 2020