Investing.com - Der Tag nach dem Big Short an der Wall Street ist überstanden. Zunächst standen die Zeichen der Zeit auf Erholung. Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq schlossen zügig ihre Gaps, doch dann bröckelten die Gewinne wieder ab und der Ausverkauf setzte sich mit hohem Tempo fort.
Der Dow Jones schloss mit einem Verlust von 2,13 Prozent auf 25.052 Punkten, der marktbreitere S&P 500 mit einem Minus von 2,06 Prozent auf 2.728 Zählern und die Tech-Börse Nasdaq „nur“ mit 1,2 Prozent auf 7.964 Punkten.
Viele sprechen mittlerweile schon von einem echten Crash, aber wenn man mal auf die Performance der US-Aktienmärkte in den letzten knapp 3 Jahren blickt, dann muss man feststellen, dass der S&P 500 am Mittwoch vor der Markteröffnung noch immer 59 Prozent im Plus lag. Insofern kann der gestrige und heutige Ausverkauf auch als gesunde Korrektur betitelt werden, wie das auch US-Finanzminister Steven Mnuchin tat.
Ausgelöst hat die Korrektur, so will ich das jetzt mal nennen, die Furcht der Anleger vor den Auswirkungen des Handelskriegs zwischen den USA und China sowie die steigenden US-Renditen, da die Anleger eine aggressivere Fed erwarten. Diese Angst wurde den Investoren aber heute wieder etwas genommen, als sich die US-Inflation von 2,7 Prozent im August auf 2,2 Prozent im September abkühlte. In die Karten gespielt hat den Bären natürlich auch das Theater in Italien, wo die Regierung auf ihre Defizitpläne beharrt.
Die hohe Risikoaversion und der überraschend starke Anstieg der US-Ölbestände hat auch die Ölpreise am Donnerstag belastet und so verlor der S&P 500 Energy Index 3,09 Prozent an Wert. Der S&P 500 Financials Index rutschte um 2,93 Prozent ab, was auch die Sorgen der Marktteilnehmer über die Auswirkungen von höheren US-Leitzinsen auf das Wirtschaftswachstum widerspiegelt.
Morgen beginnt dann endlich die US-Berichtssaison zum 3. Quartal 2018. Im Fokus dabei stehen JP Morgan (NYSE:JPM) (NYSE:JPM), Citigroup (NYSE:C) (NYSE:C) und Wells Fargo (NYSE:WFC) (NYSE:WFC). Zwar wurden die Umsatz- und Gewinnerwartungen im Vergleich zum Mai und August etwas heruntergeschraubt. Anleger gehen aber immer noch von einem soliden Umsatzwachstum von 7,3 Prozent und einem Gewinnwachstum von 19,2 Prozent aus Unternehmen im S&P 500 aus.
Sollten die morgigen Berichte der drei US-Großbanken enttäuschen, so sollten sich Anleger auf den nächsten Run auf der Unterseite einstellen. Gleiches gilt bei einem gemischten Zahlenwerk, während gute Quartalszahlen die Stimmung ganz schnell ins Positive umschwenken lassen könnte.
Am Ende wird es aber wohl doch an US-Präsident Donald Trump liegen, um die Wogen am Aktienmarkt wieder zu glätten. Nur ein Deal mit China, der nach wie vor doch recht unwahrscheinlich erscheint, zumindest vor den US-Zwischenwahlen im November, dürfte den Bären Steine in den Weg legen und den Bullen wieder Oberwasser verleihen.
Geschrieben von Robert Zach