von Robert Zach
Investing.com - Der Ausverkauf an den US-Börsen beschleunigte sich am Freitag. Der Dow Jones gab seine gesamten Monatsgewinne ab, weil die Anleger zunehmend besorgt über die möglichen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft durch die chinesische Coronaseuche sind. Gerade eben hat US-Präsident Donald Trump den Coronavirus zur gesundheitlichen Notlage in den USA erklärt und ein Einreiseverbot für Personen erlassen, die den tödlichen Virus übertragen könnten.
Der Dow Jones verlor 2,01 Prozent auf 28.208 Punkte und testete sein Monatstief, nachdem Delta und American alle ihre Flüge zwischen China und den USA absagten. Der S&P 500 sank 1,95 Prozent auf 3.225,62 Punkte und der Nasdaq kollabierte 2,27 Prozent auf 9.008,50 Punkte. Für den Russell 2000 ging es um 1,97 Prozent nach unten und der VIX, das Angstbarometer an der Wall Street, sprang um 14 Prozent gen Norden auf den höchsten Stand seit Anfang Oktober 2019.
Die Analysten von Goldman Sachs (NYSE:GS) schätzen, dass der Virus-Ausbruch das chinesische BIP-Wachstum in diesem Jahr um etwa 0,4 Prozent verringern wird. Dem US-BIP-Wachstum im Auftaktquartal dürfte der Virus-Ausbruch ebenfalls 0,4 Prozent kosten.
Auch die Danske Bank aus Dänemark ist inzwischen pessimistischer gestimmt. Sie glaubt, dass der Coronavirus dem chinesischen BIP gut einen Prozentpunkt kosten wird.
"Mehr und mehr chinesische Städte und Provinzen verlängern die Neujahresfeiertage bis 10. Februar, was auf dem Markt Befürchtungen über die globalen wirtschaftlichen Auswirkungen des Virus schürt", so die Experten in einer Notiz. "Verglichen mit dem SARS-Ausbruch in den Jahren 2002-03 ist die chinesische Wirtschaft heute ein viel größerer Motor für die Weltwirtschaft".
Die hohe Risikoaversion spiegelte sich auch in den einzelnen Sektoren im S&P 500. 10 Sektoren erstrahlen tiefrot. Energie- (NYSE:XLE) und Technologiewerte (NYSE:XLK) bekamen heute richtig eins auf die Mütze. Computer Hardware und Semiconductors waren besonders schwach im Tech-Sektor.
Transportation und Delivery Services peitschten den Industrial Select Sector Fund (MX:XLI) 2,20 Prozent nach unten.
Im Plus schloss lediglich der Consumer Discretionary Sector Fund (NYSE:XLY), der sich aus Industrien wie Medien, Automobil, Bekleidung, Freizeit und Einzelhandel zusammensetzt. Hier stachen am Freitag die Amazon-Aktien (NASDAQ:AMZN) hervor, die dank guter Quartalszahlen um 7,33 Prozent zulegten und nun zu dem Kreis der 1-Billion-Dollar-Konzerne gehören - wo sich bereits Apple (NASDAQ:AAPL), Microsoft (NASDAQ:MSFT) und Alphabet (NASDAQ:GOOGL) befinden.
Wer am Freitag auf der Suche nach Outperformern war, musste schon ziemlich tief in den Markt hereinzoomen. Der Health Care Sector Fund (NYSE:XLV) sank zwar 2,28 Prozent, aber bei den Pharma-Werten ging eine Aktie durch die Decke. Konkret handelte es sich dabei NanoViricides (NYSE:NNVC) - das Unternehmen ist führend in der Entwicklung von nanomedizinischen Medikamenten gegen Viren. Dank der chinesischen Coronavirus-Krise legte das Papier am Freitag um 39,17 Prozent zu.
Konjunkturseitig wurden überwiegend enttäuschende Daten veröffentlicht. Der Chicago Einkaufsmanagerindex per Januar sank von 48,2 auf 42,9. Erwartet wurden 48,8. Damit markiert der Index den tiefsten Stand seit mehr als vier Jahren.
Enttäuscht hatten auch die Einkommen per Dezember, die nur um 0,2 Prozent gewachsen sind. Hier wurden 0,3 Prozent erwartet. Das Konsumwachstum legte erwartungsgemäß um 0,3 Prozent zu. (alles nominal)
Das von der Uni-Michigan erhobene Verbrauchervertrauen kletterte indes von 99,3 auf 99,8. Die Konsumerwartungen legten um 1,6 auf 90,5 zu.