Frankfurt (Reuters) - Vor dem neuen Corona-Gipfel von Bund und Ländern haben die Anleger in Deutschland auf die Bremse getreten.
Der Dax notierte am Mittwochmittag 0,1 Prozent schwächer bei 13.273 Punkten. Der EuroStoxx50 lag ebenfalls etwas tiefer bei 3502 Zählern. Im Tagesverlauf will Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den 16 Ministerpräsidenten der Bundesländer über weitere Beschränkungen im Kampf gegen die Pandemie beraten. Im Raum stehen unter anderem neue Auflagen für den Einzelhandel und Einschränkungen bei Gastronomie und Hotels auch im Januar.
Die Stimmung am Aktienmarkt werde aber nach wie vor durch die Beseitigung politischer Unsicherheit in den USA und ermutigenden Konjunkturdaten hochgehalten, sagte Analyst Ricardo Evangelista vom Broker ActivTrades. Am Dienstag hatte der US-Standardwerteindex Dow Jones erstmals in seiner Geschichte die magische 30.000er-Marke übersprungen. Anleger reagierten erleichtert auf das Einlenken von US-Präsident Donald Trump im Streit über die Übergabe der Amtsgeschäfte an seinen Nachfolger Joe Biden und sehen das Risiko einer Verfassungskrise in den Vereinigten Staaten nun gebannt.
IMPFSTOFFHOFFNUNGEN TREIBEN ANLEGER IN ROHSTOFFE
Am Ölmarkt setzen Anleger seit rund zwei Wochen auf eine rasche Eindämmung der Corona-Pandemie. Die Nordseesorte Brent verteuerte sich zur Wochenmitte erneut um ein Prozent auf 48,37 Dollar je Fass. Die Anleger beruhige, dass es nicht nur um einen einzigen Impfstoff gehe, sondern gleich mehrere Pharmakonzerne Mittel und damit Lösungen für die Krise in Aussicht stellten, sagte Analyst Evangelista. “Die Märkte preisen dies nicht als einen sporadischen Versuch ein, das Virus einzudämmen, sondern als einen gut strukturierten Plan, der in der Lage sein sollte, die Zahl der von diesem Virus betroffenen Menschen ernsthaft einzudämmen und der langen Reihe von Sperren der letzten Monate ein Ende zu setzen.”
Die Hoffnung auf eine Konjunkturerholung nach einem Impfstoff-Erfolg trieb die Anleger zudem in Kupfer. Das Industriemetall verteuerte sich um bis zu 0,9 Prozent auf 7360 Dollar je Tonne und damit auf den höchsten Stand seit Januar 2014. Für Rückenwind sorgte auch die anhaltend hohe Nachfrage des weltgrößten Abnehmers China.
ALTICE IM SINKFLUG
Dem Energiesektor half der Ölpreis-Anstieg: Im Dax waren E.ON-Aktien mit einem Plus von rund zwei Prozent größter Gewinner, RWE (DE:RWEG) zogen 1,8 Prozent an. Zu den größten Verlierern zählten hingegen Auto- und Finanzwerte.
In London warfen Anleger Virgin Money aus den Depots. Die Aktien der britischen Bank fielen um mehr als sechs Prozent angesichts eines Gewinneinbruchs im Geschäftsjahr. Wegen eines erwarteten Anstiegs an faulen Krediten muss das Institut 501 Millionen Pfund abschreiben.
Die Aktien des Kabelnetz-Betreibers Altice gaben in Amsterdam bis zu fünf Prozent auf 4,20 Euro nach, nachdem Firmengründer Patrick Drahi sein Übernahmeangebot auf den Weg gebracht hat. Drahi will das Unternehmen von der Börse nehmen und bietet über seine Firma Next Private den übrigen Eignern 4,11 Euro je Aktie. Die Angebotsfrist läuft von Mittwoch bis zum 21. Januar.
Weiter auf Rekordkurs blieb Bitcoin, nachdem die älteste und wichtigste Cyber-Devise das erste Mal seit fast drei Jahren die 19.000er Marke geknackt hatte. Bitcoin verteuerte sich am Mittwoch um 1,5 Prozent auf 19.241 Dollar. Ende 2017 war die Devise nach einer rund 2000-prozentigen Kursexplosion an der Schwelle von 20.000 Dollar knapp gescheitert.