Menlo Park (Reuters) - Facebook (NASDAQ:FB) greift auf Druck der Politik strenger bei der Bekämpfung von extremistischen Inhalten durch.
Von Januar bis März verdoppelte das weltgrößte soziale Netzwerk zum Vorquartal die Zahl der Einträge, die größtenteils gelöscht oder in geringerem Umfang angezählt wurden, auf insgesamt 1,9 Millionen. Zudem gab der US-Konzern am Dienstag erstmals detaillierten Einblick darin, welche Inhalte erlaubt und welche verboten sind. Unter anderem wird definiert, in welcher Form sich Nutzer zu Drogen, Sexarbeit, Mobbing, Hassrede oder Gewalt äußern dürfen. "Wenn du zu Facebook kommst, solltest du verstehen, wo wir diese Linien ziehen und was ok und was nicht ok ist", sagte die für die Produktpolitik verantwortliche Facebook-Vizepräsidentin Monika Bickert.
Nach dem Datenskandal rund um den Missbrauch von Informationen von bis zu 87 Millionen Mitgliedern, der russischen Einmischung in den US-Wahlkampf und Problemen mit Hassrede steht Facebook im Visier von Kritikern. Um das Heft wieder in die Hand zu bekommen, geht das Unternehmen aus Menlo Park in die Offensive. Facebook verspricht seinen mehr als zwei Milliarden Mitgliedern weltweit mehr Transparenz und Kontrolle über ihre Daten. Zugleich sollen die Veränderungen dafür sorgen, einer stärkeren Regulierung zu entgehen und das einträgliche Werbegeschäft am Laufen zu halten.
Einen ersten Eindruck davon, ob der Plan aufgeht, werden die für Mittwochabend erwarteten Quartalszahlen liefern. Konkurrent Alphabet (NASDAQ:GOOGL), der Mutterkonzern des weltgrößten Suchmaschinenbetreibers Google, steigerte seinen Gewinn im ersten Quartal um 73 Prozent auf 9,4 Milliarden Dollar.
ISIS UND AL-KAIDA IM VISIER
Die Europäische Union hatte Facebook und seine Konkurrenten aufgefordert, extremistische Inhalte schneller zu entfernen. Facebook verwendet automatisierte Software und setzt weltweit rund 7500 Mitarbeitern ein, um umstrittene Texte, Bilder und Videos ausfindig zu machen. Laut dem Konzern dauerte es zuletzt keine Minute, um Posts zu löschen.
Facebook veröffentlichte zudem erstmals sein Regelbuch, das auch den Begriff "Terrorismus" definiert. Zuvor war nicht bekannt, nach welchen Kriterien Einträge als extremistisch eingestuft werden. Facebook erklärte, terroristisch sei "jede Nicht-Regierungsorganisation, die vorsätzliche Gewalthandlungen gegen Personen oder Eigentum betreibe, um eine Zivilbevölkerung, eine Regierung oder internationale Organisation einzuschüchtern, um ein politisches, religiöses oder ideologisches Ziel zu erreichen."
Im Rahmen der Transparenz-Offensive wird es Nutzern künftig möglich sein, gegen das Löschen von Inhalten Einspruch einzulegen. Das war bisher nur bei Konten möglich. Zudem will Facebook besser erklären, warum Inhalte vom Netzwerk entfernt wurden. In zweiwöchentlichen Treffen will die frühere Staatsanwältin Bickert mit Mitarbeitern über Standards diskutieren und mögliche Veränderungen vornehmen. Zudem sollen öffentliche Foren in verschiedenen Ländern ausgerichtet werden.