* Chip-Werte europaweit im Aufwind
* Positive Analystenkommentare treiben Stahlwerte
* Auto-Aktien bleiben bei Anlegern der Renner
(neu: Autowerte, RWE, Münchener Rück, Händler)
Frankfurt, 20. Apr (Reuters) - Der kräftige Gewinnanstieg
beim weltgrößten Chipherstellers Intel hat am Mittwoch
auch in Deutschland viele Anleger an die Aktienmärkte gelockt.
Der Dax<.GDAXI> kletterte bis zum frühen Nachmittag um 2,8
Prozent auf 7238 Punkte. Der deutsche Leitindex legte damit
stärker zu als die Indizes in London, Paris und Zürich, die
jeweils um rund zwei Prozent kletterten.
"Die Bilanzsaison in den USA ist ja noch in der
Anfangsphase, und so hoffen viele, dass es noch weitere positive
Überraschungen gibt", sagte ein Händler. Viele Börsianer zeigten
sich jedoch überrascht von dem deutlichen Kurs-Plus in
Frankfurt. "Die Probleme sind ja nicht fort: immer noch steht
eine mögliche Umschuldung Griechenlands im Raum, die USA könnten
bald die Bestnote bei der Bonität verlieren, und die Folgen der
Atomkatastrophe von Fukushima sind alles andere als klar",
fasste einer zusammen.
Im Sog von Intel legten europaweit Halbleiterwerte zu: Die
Aktien von Infineon gewannen rund vier Prozent,
STMicroelectronics und Alcatel-Lucent in Paris
sogar bis zu sechs Prozent. Im TecDax<.TECDAX> zogen die Titel
des Chip-Entwicklers Dialog Semiconductor um rund sechs
Prozent an. In seinen am Dienstagabend vorgelegten
Quartalszahlen wies Intel einen Umsatzsprung von 25 Prozent auf
und wischte damit Bedenken weg, das Geschäft könnte unter dem
abflauenden Wachstum des PC-Markt leiden.
VERKAUF DER BENELUX-TÖCHTER HILFT PROSIEBEN NUR KURZ
Der Dax wurde zudem erneut von den Autowerten nach oben
getragen. "Die Automesse in Shanghai hat die Stimmung weiter
angehoben", sagte ein Händler. Dazu trugen auch die
Quartalszahlen von Peugeot bei. Die Franzosen
steigerten den Umsatz stärker als erwartet, was den Kurs um über
vier Prozent in die Höhe katapultierte. Im Dax zählten
Daimler und VW mit Kursgewinnen von bis zu
vier Prozent zu den größten Gewinnern. Die Stimmung in der
Branche kam auch den Zulieferern zu gute: Im MDax stiegen die
Papiere von Continental um 4,5 Prozent, die von
Leoni um drei Prozent.
Positive Analystenkommentare verhalfen zudem den Stahlwerten
auf breiter Front ins Plus: ThyssenKrupp, Salzgitter
und KlöCo legten bis zu gut vier Prozent zu.
Die Aktien des weltgrößten Stahlkochers Arcelor Mittal
verbuchten ein Plus von über drei Prozent. Größte Gewinner im
Dax waren BASF-Aktien, die nach charttechnischen Kaufsignalen
über vier Prozent kletterten. Die Index-Schwergewichte Siemens
und Bayer gewannen drei bis vier Prozent.
Doch nicht alle Aktien machten den Run mit: So hinkten auch
am Tag der Hauptversammlung die Aktien von RWE - durch
die Diskussion um einen Atomausstieg meist ohnehin gemieden -
dem Dax mit einem Plus von 1,8 Prozent hinterher. Auch Münchener
Rück kam am HV-Tag bei den Aktionären nicht gut an:
die Titel legten nur ein Prozent zu. Der Rückversicherer
erwartet nach dem Japan-Beben im ersten Quartal einen Verlust.
Nicht punkten konnte auch ProSiebenSat.1 mit dem
Verkauf seiner Benelux-Töchter für 1,23 Milliarden Euro nach
Finnland. Die Aktien der TV-Senderkette verloren 1,1 Prozent auf
18,49 Euro. Der Verkaufspreis sei für einige Anleger offenbar
enttäuschend, sagte ein Börsianer. Die Aktien des Käufers
Sanoma profitierten dagegen von dem Deal und stiegen
in Helsinki um 3,4 Prozent.
(Reporter: Andrea Lentz, Daniela Pegna und Hakan Ersen;
redigiert von Andreas Kröner)