Frankfurt, 10. Mrz (Reuters) - Der Privatbankier Friedrich von Metzler wirbt für Frankfurt als Hauptsitz einer fusionierten deutsch-britischen Börse. "Europa braucht eine international wettbewerbsfähige Börse", sagte von Metzler am Mittwochabend im Frankfurter Wirtschaftspresseclub und stellte sich ausdrücklich hinter die Fusionspläne von Deutscher Börse DB1Gn.DE und London Stock Exchange (LSE) LSE.L . "Größe und Finanzkraft sind die entscheidenden Faktoren, um zukünftig in diesem Wettbewerb bestehen zu können." Doch nach seiner Ansicht droht der Mainmetropole ein Bedeutungsverlust, sollte die neue Holding wie geplant in London angesiedelt werden. "So ganz vertrauen wir den Engländern nicht", betonte von Metzler. Die Deutsche Börse müsse ihre Vorteile besser ausspielen: Sie sei größer und insbesondere im Terminmarkt, Clearing und der Verwahrung von Wertpapieren leistungsfähiger. Außerdem sei die IT-Kompetenz in Frankfurt angesiedelt. Gegen London spreche zudem die Unsicherheit wegen des geplanten Referendums über den Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union ("Brexit").
Friedrich von Metzler, der jahrelang die gleichnamige Privatbank führte, ist einer der prominentesten Köpfe am Finanzplatz Frankfurt, wo er sich regelmäßig in öffentliche Debatten einmischt. Zur Deutschen Börse hat er ein besonders enges Verhältnis, war er doch in verschiedenen Funktionen an der Umwandlung der Frankfurter Wertpapierbörse in die Deutsche Börse AG beteiligt: Von 1989 bis 1993 war er Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Wertpapierbörse, von 1993 bis 2008 saß er im Aufsichtsrat der Deutschen Börse. Diese wird inzwischen von Carsten Kengeter geführt, einem früheren Investmentbanker, dessen Familie in London lebt. Vor allem vor diesem Hintergrund befürchten Kritiker einen Ausverkauf Frankfurts. Von Metzler sagte, er habe Kengeter seine Sicht der Dinge mitgeteilt. "Aber er hat mir nicht gesagt, was er davon hält."
Deutsche Börse und LSE hatten Mitte Februar angekündigt, zum mit Abstand größten Börsenbetreiber Europas verschmelzen zu wollen. Die Details des gut 25 Milliarden Euro schweren Zusammenschlusses müssen beide Unternehmen bis zum 22. März vorlegen. ID:nL5N16G3WZ Kengeter hat mehrfach betont, dass der Finanzplatz Frankfurt von der Fusion profitieren werde. "Der Sitz der Holding ist in diesem Gesamtkonstrukt von untergeordneter Bedeutung", sagte er kürzlich im hessischen Rundfunk. Insidern zufolge stand es niemals zur Debatte, die Holding der Mega-Börse am Main anzusiedeln. Dagegen spreche aus Sicht der Unternehmen unter anderem, dass in einer Holding laut deutschem Recht auch Arbeitnehmervertreter vertreten sein müssten. Unterhalb der Holding soll jedoch die Deutsche Börse AG erhalten bleiben, in deren Aufsichtsrat auch Arbeitnehmervertreter sitzen.