Zürich/Singapur (Reuters) - Eine zweite Schweizer Bank ist über den milliardenschweren Korruptionsskandal rund um den malaysischen Staatsfonds 1MDB gestolpert.
Die Zentralbank in Singapur ordnete am Dienstag die Schließung der Niederlassung der Falcon Private Bank in dem Stadtstaat an. Das Zürcher Institut habe Geldwäsche-Bestimmungen verletzt. Im Mai hatten die Behörden in Singapur und in der Schweiz bereits den Vermögensverwalter BSI aufgelöst. Insgesamt hatte die Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma) Verfahren gegen sechs Institute eingeleitet. Die Untersuchung gegen die Großbank UBS (SIX:UBSG) laufe weiter, sagte ein Finma-Sprecher.
Mit dem Druck westlicher Länder auf das Bankgeheimnis haben viele Schweizer Banken ihr Heil in den vergangenen Jahren in Wachstumsmärkten gesucht. Doch die Jagd nach reichen Kunden in Asien birgt auch Risiken, wie der Fall 1MDB zeigt. Falcon muss nun das Geschäft in Singapur mit rund 35 Mitarbeitern einstellen. Zudem sei der Chef der lokalen Niederlassung vergangene Woche verhaftet worden, erklärte die Notenbank. Die UBS und das lokale Kreditinstitut DBS verletzten den Behörden zufolge zwar ebenfalls Geldwäschebestimmungen, kommen aber mit Bußen von umgerechnet weniger als einer Million Dollar davon. Die Begutachtung der britischen Standard Chartered (LON:STAN) stehe in den Endzügen.
In Zusammenhang mit 1MDB laufen in mindestens sechs Ländern Untersuchungen, darunter auch in den USA. Die Schweizer Finma stellte bei Falcon von 2012 bis Sommer 2015 schwerwiegende Mängel in der Geldwäschebekämpfung und im Risikomanagement fest. Vermögenswerte von rund 3,8 Milliarden Dollar aus dem Umfeld von 1MDB seien auf Konten bei Falcon überwiesen worden. Die Behörde zieht den unrechtmäßig erzielten Gewinn von 2,5 Millionen Franken ein. Zudem droht im Wiederholungsfall der Entzug der Bewilligung. Die Schweizer Bundesanwaltschaft prüft, ob sie ein Strafverfahren gegen Falcon eröffnen soll.
Die Finma lobte aber auch, dass die Bank im Verwaltungsrat und in der Geschäftsleitung inzwischen personelle Wechsel vorgenommen habe. Im September hatte Falcon überraschend den langjährigen Firmenchef Eduardo Leemann durch den frühere Credit-Suisse-Manager Walter Berchtold ersetzt. Mit der 1MDB-Untersuchung hab dies aber nichts zu tun, bekräftige Berchtold am Dienstag auf einer Pressekonferenz. Falcon, die Kundengelder von rund 18 Milliarden Franken verwaltet und schwarze Zahlen schreibt, wolle nun das Geschäft in der Schweiz, im Nahen Osten und in London vorantreiben, sagte Berchtold. Die Bank sei gut kapitalisiert.
Der Falcon-Eigner International Petroleum Investment Company (IPIC) stärkte Falcon den Rücken. Der Staatsfonds aus Abu Dhabi habe gegenwärtig keine Absicht, diese strategische Anlage zu verkaufen. Auf die Frage nach einem möglichen Zusammenschluss mit einem anderen Geldhaus sagte Berchtold: "Eine Fusion steht zur Zeit nicht zur Diskussion, aber Opportunitäten werden selbstverständlich geprüft."