San Francisco (Reuters) - Der jüngste Skandal um den Missbrauch von Nutzerdaten im Internet hat in der Bilanz von Google bisher keine Spuren hinterlassen: Dank sprudelnder Werbequellen verbuchte Alphabet (NASDAQ:GOOGL), der Mutterkonzern des weltgrößten Suchmaschinenbetreibers, im ersten Quartal einen Gewinnsprung von 73 Prozent auf 9,4 Milliarden Dollar.
Das teilte Alphabet am Montagabend mit. Wegen einer neuen Bilanzierungsmethode wies der Konzern unrealisierte Gewinne aus Beteiligungen an Start-up-Firmen wie Uber aus. Allerdings stiegen auch die Ausgaben, weil Alphabet vehement in neue Geschäftsfelder jenseits der Suchmaschinendienste investiert. Deshalb ging die operative Gewinnmarge auf 22 Prozent von 27 Prozent im Vorjahreszeitraum zurück.
Der Skandal um Facebook-Nutzerdaten habe "sehr geringe Auswirkungen" auf Google, sagte Analyst Ivan Feinseth von Tigress Financial Partners. Seit herauskam, dass Daten von bis zu 87 Millionen Facebook-Nutzern von einer britischen Firma für Wahlkampfzwecke missbraucht wurden, steigt die Angst, dass das Vertrauen auch in andere Internet-Giganten sinkt. Google-Chef Sundar Pichai erläuterte den Unterschied des Geschäftsmodells einer Suchmaschine zu sozialen Netzwerken, bei denen die Nutzer persönliche Daten eingeben und dann maßgeschneiderte Werbung erhalten: "Wir benutzen sehr wenige Informationen, vor allem die Suchwörter, um relevante Werbung anzuzeigen." Facebook (NASDAQ:FB) legt seine Quartalszahlen am Mittwoch vor.
INVESTITIONEN DRÜCKEN GEWINNMARGE
Alphabet steigerte seinen Umsatz im ersten Quartal um ein Viertel auf 31,15 Milliarden Dollar. Zwar lagen die Zahlen über den Schätzungen der Analysten, doch allein 2,4 Milliarden Gewinn strich der Konzern wegen der neuen Bilanzierungsmethode ein. "Der Gewinnsprung kommt nur von Sondereffekten", konstatierte Atlantic-Equities-Analyst Jomes Cordwell. Nachbörslich verbuchten die Alphabet-Aktien zunächst Gewinne, später bröckelten diese aber wieder ab.
Auf der anderen Seite stiegen die Ausgaben - etwa für Werbekampagnen und Streaming-Rechte für den neuen TV-Kanal von You Tube. Die langfristigen Investitionen verdreifachten sich im ersten Quartal annähernd auf 7,3 von 2,5 Milliarden Dollar. Alphabet will mit Online-Riesen wie Amazon (NASDAQ:AMZN) Schritt halten und die Trends in den sich schnell ändernden Märkten nicht verpassen. Deshalb investiert der Konzern in Projekte etwa im Cloud-Computing, beim autonomen Fahren oder beim Verkauf von Hardware. Die Ausgaben dafür hatten bereits in den vergangenen Quartalen zu sinkenden Gewinnmargen geführt.
Das florierende Werbegeschäft machte allerdings einiges wett. "Die starke Wirtschaft verleitet Unternehmen dazu, immer mehr für Werbung auszugeben", sagte Analyst Feinseth. "Dabei dominiert Google nach wie vor die Suche auf mobilen Geräten und am Desktop."