Frankfurt (Reuters) - Nach dem Notenbank-Marathon der vergangenen Tagen haben sich die Anleger in Europa am Freitag eine Verschnaufpause gegönnt.
Sie mussten sich wegen des Hexensabbats außerdem auf stärkere Kursschwankungen einstellen. An diesem Tag, den es vier Mal im Jahr gibt, verfallen Optionen und Terminkontrakte auf den Dax sowie Optionspapiere auf einzelne Aktien. "Heute dürfte einer der umsatzstärksten Tage des gesamten Börsenjahres werden. Größere Kursbewegungen sind jederzeit möglich", sagte Fondsmanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Der Dax lag 0,4 Prozent tiefer bei 13.016 Punkten, der EuroStoxx50 verlor 0,3 Prozent auf 3546 Zähler.
Für Unruhe an den Börsen sorgten auch Spekulationen, dass in den USA die Verabschiedung der größten Steuerreform seit drei Jahrzehnten auf der Zielgeraden noch schiefgehen könnte. Zwei Senatoren forderten Änderungen. An der Wall Street waren die Kurse deswegen bereits unter Druck geraten. Über den finalen Gesetzentwurf der Reform soll kommende Woche im Senat und im Repräsentantenhaus abgestimmt werden.
Investoren verdauten noch die zahlreichen Zinsentscheidungen wichtiger Zentralbanken in den vergangenen beiden Tagen. Am Mittwoch hatte die US-Notenbank Fed wie erwartet ihren Leitzins angehoben und drei weitere Erhöhungen für 2018 in Aussicht gestellt. Die Europäische Zentralbank (EZB) ist dagegen davon noch weit entfernt. Ihr Präsident Mario Draghi rüttelte am Donnerstag nicht am rekordniedrigen Leitzins von 0,0 Prozent und hielt an der expansiven Geldpolitik fest. Der Euro war daraufhin unter Druck geraten, am Freitag hielt er sich stabil bei rund 1,1789 Dollar. Auch die Zentralbanken in der Schweiz und Großbritannien änderten ihre Zinsen nicht.
MODEKETTE H&M LAUFEN KUNDEN UND AKTIONÄRE DAVON
Unter den größten Verlierern im Dax waren die Aktien von SAP (DE:SAPG) mit einem Minus von 1,2 Prozent. Anleger reagierten nervös auf die schwächer als erwartet ausgefallenen Umsätze im Cloud-Geschäft des US-Rivalen Oracle. Dessen Aktien gaben nach der Bilanzvorlage am Donnerstag im nachbörslichen Handel an der Wall Street rund drei Prozent nach.
Im Nebenwerteindex MDax standen erneut die Titel von Steinhoff unter Beschuss, sie rutschten zeitweise um mehr als zehn Prozent auf 51 Cent ab. In der vergangenen Handelswoche hatte der unter dem Verdacht der Bilanzfälschung stehende Möbelhändler mehr als 80 Prozent an Börsenwert eingebüßt. Anfang Dezember hatten die Titel 3,40 Euro gekostet.
In Schweden verschreckte die Modekette H&M ihre Anleger mit einem Umsatzrückgang im Zeitraum September bis November um vier Prozent auf umgerechnet gut fünf Milliarden Euro. Analysten hatten eigentlich mit einem Plus gerechnet. Die Aktien brachen um 16 Prozent auf den tiefsten Stand seit fast neun Jahren ein.
Der Luxusgüterhersteller Salvatore Ferragamo enttäuschte die Aktionäre mit einem düsteren Ausblick. Die Papiere rutschten um bis zu 9,5 Prozent ab, nachdem der italienische Hersteller von Schuhen, Taschen und Accessoires einräumte, seine Geschäftsprognosen bis zum Jahr 2020 nicht erfüllen zu können.