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HINTERGRUND: Tochter Germanwings zeigt die Probleme des Lufthansa-Konzerns

Veröffentlicht am 12.02.2015, 15:20
Aktualisiert 12.02.2015, 15:24
HINTERGRUND: Tochter Germanwings zeigt die Probleme des Lufthansa-Konzerns
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FRANKFURT/KÖLN (dpa-AFX) - Noch vor wenigen Monaten war die Germanwings im Lufthansa-Konzern (XETRA:LHAG) eine gefeierte Schönheit. Die Tochter aus Köln hatte mit einem cleveren, dreistufigen Buchungssystem im Europaverkehr von den kleineren deutschen Flughäfen Fuß gefasst und sollte 2015 erstmals schwarze Zahlen einfliegen. Doch Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat inzwischen entschieden, zumindest die Marke "Germanwings" sterben zu lassen. Wie lange es das gleichnamige Unternehmen noch gibt, hängt nicht zuletzt von den Tarifgesprächen mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) ab.

Germanwings ist mit ihren 58 Maschinen dem Management nicht mehr billig genug: Die Stückkosten der Airline liegen zwar rund 20 Prozent unter der Lufthansa-Mutter, aber auch weitere 20 Prozent oberhalb der Konzernschwester Eurowings (23 Jets) und ausländischer Wettbewerber.

Ein Faktor sind dabei die stark unterschiedlichen Gehälter der Piloten: Ein Germanwings-Kapitän kommt nach zehn Jahren auf eine Grundvergütung von 171 000 Euro im Jahr und erreicht damit fast Lufthansa-Niveau, schließlich fällt auch er unter den gerade so heftig umstrittenen Konzerntarifvertrag der Mutter. Von dem ist ein gleich qualifizierter Eurowings-Kollege mit einem Jahresgrundgehalt von 101 000 Euro meilenweit entfernt, er erhält weder Betriebsrente noch Übergangsversorgung und muss dennoch mehr fliegen.

Auch den Eurowings-Tarifvertrag hat die VC gerade für fünf Jahre neu ausgehandelt, allerdings unter dem Drohszenario massiver Jobverluste. Bei der geplanten Komplettumstellung der Flotte von den Canadair-90-Sitzern auf größere Airbus (XETRA:AIRG) (PARIS:AIR) A320 werden die bisherigen Piloten umgeschult und können ihre Jobs behalten. Dafür sind sie nun die konzerninterne Billigkonkurrenz auf den Kurz- und Mittelstrecken.

"Bei den Kollegen von Germanwings ist die Unsicherheit sicherlich besonders groß", sagt VC-Sprecher Markus Wahl. Anlass sind die vor einigen Wochen veröffentlichten Pläne Spohrs, die erst 2013 mit Millionen-Werbeaufwand neu aufgestellte Germanwings ab Herbst 2015 unter der neuen, weltweit einsetzbaren Billig-Dachmarke Eurowings zu vermarkten. Eine auch gesellschaftsrechtliche Fusion der beiden Gesellschaften ist zumindest vorstellbar.

Lufthansa-Sprecher Andreas Bartels verweist aber auf den individuellen Schutz der Piloten im Konzerntarif: "Versetzungen von Piloten gegen ihren Willen wird es nicht geben." Schon jetzt arbeiten Germanwings und Eurowings im Flugbetrieb eng zusammen, im Herbst wechselt nur die Marke, die die Passagiere sehen. "Die beiden Flugbetriebe Germanwings und Eurowings wird es auch im kommenden Jahr noch geben", versichert Bartels.

Doch möglicherweise mit höchst unterschiedlichen Perspektiven. Spohr hat schon kurz nach seinem Amtsantritt im Mai vergangenen Jahres klargemacht, dass Lufthansa nur dort wachsen könne, wo die Kosten marktgerecht seien. Erste Auswirkungen sind zu spüren: Die Mutter Lufthansa soll zwar zur ersten westlichen Airline mit Fünf-Sterne-Service aufgemöbelt werde, ihre Flotte schrumpft aber. Der Tochter Germanwings könnte es bald ähnlich gehen. Eine Maschine nach der anderen könnte zur Billigschwester Eurowings wechseln, wenn die hoch bezahlten Crews in den Ruhestand gehen oder zur Lufthansa-Mutter wechseln.

Neue Verbindungen werden im Konzern über kostengünstigere Einheiten wie die Lufthansa Cityline oder das deutsch-türkische Gemeinschaftsunternehmen SunExpress organisiert. Auch für neue Direktverbindungen aus europäischen Städten außerhalb Deutschlands steht die Plattform Eurowings bereit. Dass an den Steuerknüppeln der neuen Flugzeuge streikfreudige Piloten sitzen werden, die nach Lufthansa-Konzerntarif bezahlt werden, ist sehr unwahrscheinlich.

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