Frankfurt (Reuters) - Die schwindende Furcht vor harten Scheidungsverhandlungen zwischen Großbritannien und der EU hat dem Pfund Sterling am Mittwoch Auftrieb gegeben.
Auch der US-Dollar war gefragt, der von der Aussicht auf eine nahende Zinserhöhung der Notenbank Fed profitierte. Bei Aktienanlegern schlugen die mögliche Straffung der Geldpolitik und durchwachsene Firmenbilanzen dagegen auf die Stimmung.
Der Dax verlor 0,5 Prozent auf 10.523,07 Punkte, der EuroStoxx50 büßte 0,4 Prozent auf 3008,03 Zähler ein. An der Wall Street kamen Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 kaum vom Fleck.
Das britische Pfund verteuerte sich zeitweise um 1,7 Prozent auf 1,2325 Dollar. "Die Entscheidung der Premierministerin Theresa May, vor dem offiziellen Antrag zum Austritt Großbritanniens aus der EU eine Parlamentsdebatte zuzulassen, dämpfe offenbar die Furcht vor einem 'harten Brexit'", sagte Analyst Neil Wilson vom Brokerhaus ETX Capital. Diese Spekulationen hatten dem Pfund am Freitag einen kurzzeitigen, zehnprozentigen Kurseinbruch eingebrockt.
Zahlreiche britische Abgeordnete favorisieren offenbar einen "sanften Brexit", bei dem das Vereinigte Königreich durch Kompromisse weiterhin Zugang zum EU-Binnenmarkt erhält. Einige wollen die Entscheidung des Referendums auch umkehren. Eine Abstimmung über den Austrittsantrag schloss eine Sprecherin Mays aber aus. Da sich die Premierministerin bei den Brexit-Verhandlungen das Heft kaum aus der Hand nehmen lassen werde, müsse abhängig vom Verlauf der Scheidungsverhandlungen mit weitere Kursausschlägen beim Pfund gerechnet werden, betonte ETX-Experte Wilson. Die aktuelle Erholung sei nur ein Zwischenhoch auf dem Weg des Pfund-Kurses in Richtung 1,20 Dollar. Die britische Regierung pocht auf stärkere Einwanderungskontrollen. Für die EU ist die Freizügigkeit aber Vorbedingung für den Zugang zum europäischen Binnenmarkt.
US-ZINSERHÖHUNG VORAUS
Gleichzeitig warteten Investoren gespannt auf die Veröffentlichung der Protokolle der jüngsten Fed-Sitzung. Von den Mitschriften erhofften sie sich größere Klarheit über Zeitpunkt und Tempo der geplanten US-Zinserhöhungen. "Da der Markt eine Zinserhöhung im Dezember noch nicht vollständig eingepreist hat, sollte der Dollar bis zum Jahresende noch Aufwärtspotenzial haben", schrieben die Analysten der Rabobank in einem Kommentar. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen wie Euro oder Yen widerspiegelt, kletterte wenige Stunden vor Veröffentlichung der Fed-Protokolle auf ein Sieben-Monats-Hoch von 98,033 Punkten. Der Euro verbilligte sich im Gegenzug um einen halben US-Cent auf 1,1006 Dollar.
Da die Aktienrally der vergangenen Jahre vor allem den Geldspritzen der großen Notenbanken zu verdanken sei, mache die Aussicht auf steigende US-Zinsen den Dax & Co. zu schaffen, sagte Jochen Stanzl, Analyst des Online-Brokers CMC Markets. Da zudem die enttäuschenden Geschäftszahlen des US-Aluminiumkonzerns Alcoa ein schlechtes Omen für die anlaufende Bilanzsaison seien, fehlten die Argumente für weitere Aktienkäufe. Alcoa-Papiere bauten ihr gut elfprozentiges Vortagesminus im US-Geschäft am Mittwoch um 2,9 Prozent aus.
BASF (DE:BASFN) NACH ZAHLEN GEFRAGT - ERICSSON STÜRZEN AB
Am Aktienmarkt stand BASF im Rampenlicht. Der Gewinn des Ludwigshafener Konzerns ging im dritten Quartal weniger stark zurück als befürchtet. "Die Königin der Chemie ist zurück auf Kurs", urteilte Analyst Christian Faitz vom Vermögensberater Kepler Cheuvreux. BASF-Aktien stiegen zeitweise auf ein 14-Monats-Hoch von 79,99 Euro und gingen unverändert bei 78,33 Euro aus dem Handel.
In Stockholm brachen Ericsson dagegen um gut 20 Prozent ein. Das ist der größte Tagesverlust seit neun Jahren. Mit 49,35 Kronen schlossen die Papiere zudem so niedrig wie zuletzt im Herbst 2008. Der Gewinn des Mobilfunk-Ausrüsters brach im abgelaufenen Quartal um mehr als 90 Prozent ein. Da es dem Unternehmen an Produktneuheiten mangele, sei ein Ende der Talfahrt vorerst nicht in Sicht, betonte Finanzmarkt-Experte Jonathan Roy vom Vermögensverwalter Charles Hanover.