Berlin, 26. Apr (Reuters) - Die Versicherungen können ihre Rolle als Stabilisatoren des internationalen Finanzsystems nach Analysen des IWF nicht mehr so stark ausfüllen wie früher. Der Sektor sei nicht mehr so stark in der Lage, mit längerfristigen Anlagestrategien als Puffer an den Finanzmärkten zu wirken, wenn andere Akteure, wie die Banken, mit Problemen zu kämpfen hätten, sagte der Abteilungsleiter Globale Finanzstabilität beim Internationalen Währungsfonds (IWF), Gaston Gelos, am Dienstag in Berlin.
Zwar hätten die großen Versicherer im Niedrigzinsumfeld ihre Anlagestrategien nicht stärker auf risikoträchtige Produkte umgestellt. Es gelte aber: "Der Sektor ist heute in vielen Ländern stärker dem allgemeinen Marktrisiko ausgesetzt als früher, er ist heute empfindlicher gegenüber dem Zinssatz." Er sei insgesamt stärker von den generellen Markt-Unsicherheiten in Mitleidenschaft gezogen.
Wenn es bei den Kapitalanlagen mehr Risikobereitschaft gebe, dann am ehesten bei den kleinen und schwächeren Versicherern, sagte Gelos. Daher dürften die Aufsichtsbehörden dieses Segment nicht aus den Augen verlieren. Auch wenn ein einzelner dieser kleineren Versicherer das Finanzsystem durch einen Zusammenbruch nicht gefährden könne, so könnte doch parallele Probleme von mehreren Anbietern Gefahren auslösen. "Selbst wenn kein einziges Unternehmen systemrelevant ist, kann es trotzdem sein, dass in der Gesamtheit dieser Sektor ein Risiko darstellen kann für das System", sagte er.