von Robert Zach
Investing.com - Die Experten von JPMorgan (NYSE:JPM) sehen nach den moderater als erwartet ausgefallenen US-Inflationszahlen und dem sich abzeichnenden Abwärtsdruck in der Pipeline-Inflation noch kein Ende der jüngsten Aktien-Rallye.
"Die Inflation war der wichtigste Negativtreiber für die Aktienperformance im Jahresverlauf. So hat der Verbraucherpreisindex (VPI) in den letzten sechs Quartalen die Erwartungen der Börse stets deutlich übertroffen", schrieben die Analysten und fügten hinzu, dass die erwarteten Unternehmensgewinne zwar weiterhin unter Druck stünden, dass sich die Inflation jedoch "endlich drehen könnte" und die Multiples der Aktien etwas entlastet.
Der S&P 500 legte in der vergangenen Woche aufgrund der Hoffnung auf eine weniger restriktive Fed um 5,9 Prozent zu und verbuchte damit seine beste Woche seit Juni. Besonders starke Zuwächse gab es in den Sektoren Technologie (NYSE:XLK), zyklische Konsumgüter (NYSE:XLY) und Grundstoffe (NYSE:XLB) - alles Sektoren, die in diesem Jahr aufgrund der Zins- und Inflationssorgen stark unter Druck geraten waren. Für den technologielastigen NASDAQ Composite endete die beste Woche seit März mit einem Plus von 8,1 Prozent, während der Dow Jones 4,2 Prozent gewann.
Die US-Großbank glaubt zwar, dass die Kurse bis in den Dezember hinein steigen werden, sieht aber auch ein zunehmend schwierigeres Wachstumsumfeld im Jahr 2023, sollte die Zentralbankpolitik weiterhin restriktiv bleiben.
"Ohne eine ausgewachsene Rezession und eine Schrumpfung des Arbeitsmarktes dürften die geringeren Inflationszahlen für eine gewisse Entlastung der Aktienmultiples sorgen, die von 21,5x auf 15x an den Tiefstständen zurückgegangen sind, allen voran bei Vermögenswerten mit langer Duration (Technologie, Kommunikationsdienste (NYSE:XLC), Hyperwachstumssegmente), die eine starke Kompression ihrer Multiples erfahren haben. JPM Economics erwartet zwar, dass die Inflation von 6,3 Prozent im 3. Quartal 2022 auf 3,9 Prozent im 3. Quartal 2022 zurückgeht, doch könnte die Disinflationswelle bei einer stärkeren Konjunkturabschwächung viel schneller und stärker ausfallen, was aufgrund "der schwächeren Nachfrage und Preisgestaltungsmacht/Margen zu einem deutlich niedrigeren Gewinn pro Aktie führen würde", hieß es in der Studie.
"Wir halten die Wahrscheinlichkeit eines "Stagflationsszenarios" in den USA für gering, zumal sich die Fed fast ausschließlich auf die Inflation, den stärkeren USD und die jüngsten Rückgänge bei den Rohstoffen konzentriert. Nach den hohen Verbraucherpreisindizes der letzten Monate glauben wir, dass sich die Inflation nun in die andere Richtung bewegt (sofern es in diesem Winter nicht zu einem weiteren großen Rohstoffschock kommt)."