Öl und die Notierungen von Brent und WTI sind im Moment ein wenig im Spannungsfeld. Die Marke von 100 US-Dollar je Barrel ist das Niveau, auf dem sich die Preise derzeit offenbar stabilisieren. Oder wo es mal drunter und drüber geht, aber eben im Moment nicht darüber hinaus.
Dafür gibt es zwei Gründe. Man könnte Uch sagen: Öl befindet sich in einem Setting zweier konkurrierender Ereignisse. Blicken wir auf die jetzige Ausgangslage und was Investoren davon mitnehmen sollten. Kleiner Hinweis vorab: Für Öl-Aktien bleibt die Ausgangslage weiterhin hoch. Ein Preisniveau von ca. 100 US-Dollar bildet schließlich eine profitable Ausgangslage, in der die jeweiligen Akteure eine Menge freien Cashflow und Gewinn einfahren können.
Öl im Spannungsfeld: China vs. Ukraine! Es ist natürlich nicht China gegen die Ukraine, aber im Endeffekt sind hier die regionalen Schwerpunkte, die den Markt des schwarzen Goldes momentan bestimmen. Konkret geht es darum, dass es einerseits einen Angebotsrückgang durch das Ausblenden des russischen Öls gibt. Mehr und mehr Nationen ziehen sich aufgrund des Kriegs in der Ukraine von diesem Produzenten zurück. Wofür es offenbar kein Mittel gibt.
Die OPEC+ erklärte, dass man die Kapazitäten hinsichtlich der Förderung von Russland nicht ersetzen könne. Russland ist schließlich eine der weltweit größten Fördernationen. Das heißt, dass das Angebot durch den Krieg weiterhin verknappt wird und die Sorgen wachsen, dass das Angebot eben zu knapp ist. Wobei der Mangel an freien Kapazitäten der weitere Preistreiber ist.
Im krassen Gegensatz dazu bremst eine Entwicklung in China die Preistreiberei beim Öl. Aufgrund hoher Infektionszahlen mit dem Coronavirus gibt es dort erneut regionale Lockdowns. Das schürt die Furcht, dass die Produktion in Teilen zum Erliegen kommt und die Nachfrage von China nach dem schwarzen Gold weniger wird. Im ersten Corona-Crash haben wir unter anderem gesehen, dass auch ein solches Setting kurzfristig einen Nachfrage-Schock auslösen kann. Entsprechend sinken die Barrelpreise zwischenzeitlich auch mal. Was bleibt ist die Frage: Welche dieser zwei gegensätzlichen Entwicklungen ist gewichtiger?
Es hängt davon ab, was sich wie entwickelt Grundsätzlich bin ich geneigt zu sagen: Öl-Investoren sollten lieber schauen, wie sich der Ukraine-Krieg und das Meiden von Russland entwickelt. Für mich scheint das die größere und länger anhaltende Baustelle in diesem Markt zu sein. Knappes Angebot verschwindet so schnell nicht, wohingegen ein Lockdown in China lediglich ein temporäres Phänomen sein kann.
Trotzdem ist diese Aussage mit Vorsicht zu genießen. Je nachdem, wie sich der Markt insgesamt entwickelt, kann die Stimmung auch schnell kippen, sollte es weiter eskalierende Fallzahlen und notwendige Maßnahmen in China geben. Das Spannungsfeld ist jedoch insgesamt interessant. Auch, weil die Notierungen von Brent und WTI weiterhin sehr hoch sind.
Der Artikel Öl im Spannungsfeld: Ukraine-Krieg vs. China-Lockdown ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
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