Frankfurt, 10. Sep (Reuters) - Die EZB und die Notenbanken der Euro-Zone haben laut EZB-Präsidentin Christine Lagarde noch nicht entschieden, ob sie einen digitalen Euro einführen wollen. "Aber wie viele andere Zentralbanken rund um die Welt, untersuchen wir die Vorzüge, Risiken und Herausforderungen bei der Handhabe eines solchen Schritts", sagte sie am Donnerstagabend auf einer Online-Konferenz der Bundesbank. Die Ergebnisse einer Arbeitsgruppe der Notenbanken sollen laut Lagarde in den nächsten Wochen der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Mit der Einführung eines digitalen Euro würden die EZB und die nationalen Notenbanken der Euro-Länder auf dem neusten Stand der Innovationen sein, sagte Lagarde. Nach einer Erhebung der EZB sei Bargeld zwar das am meisten genutzte Zahlungsmittel für kleine Einkäufe. 73 Prozent aller Zahlungen im Einzelhandel seien 2019 bar bezahlt worden. "Aber fast die Hälfte der Verbraucher sagte, dass sie es bevorzugen, digital zu zahlen und das hat während der Pandemie zugenommen," sagte die EZB-Chefin. Bei der Einführung eines digitalen Euros müssten aber auch die damit verbundenen Risiken beachtet werden.
Die deutschen Privatbanken hatten unlängst auf eine zügige Einführung des digitalen Euros gedrängt. Damit wollen sie verhindern, dass Europa im Vergleich mit China und den USA weiter zurückfällt. Die Einführung eines programmierbaren Euros sei unabdingbar. Er sei die zwingende Antwort auf die Bedrohung der digitalen Souveränität Europas durch die Facebook-Cyberwährung Libra oder eines digitalen Renminbi in China.