Investing.com - Nach Einschätzung von Navellier könnten US-Aktien ihre Rallye trotz zahlreicher Problemfelder wie einer hawkischen Fed, der Ukraine-Krise und des Corona-Ausbruchs in China fortsetzen. Voraussetzung dafür sei, dass die Inflationsrate unter die Rendite der einjährigen T-Bills falle.
"Der Markt und alle Indizes erhalten dann grünes Licht für eine neue, breit angelegte Aufwärtsbewegung, wenn die Jahresteuerung unter das Niveau der Kurzfristzinsen fällt", schrieb Bryan Perry, Senior Director bei der Navellier Private Client Group.
Derzeit pendelt die Rendite einjähriger US-Anleihen um 4,72 Prozent, während der jährliche Verbraucherpreisindex bei 7,1 Prozent und die Kernrate bei 6,0 Prozent liegt.
Und Perry sieht einige Anzeichen für eine rückläufige Inflation, auch am Arbeitsmarkt. Hierzu verweist er auf die steigenden Zahlen der Erst- und Folgeanträge auf Arbeitslosenhilfe. Letztere stiegen kürzlich auf den höchsten Stand seit Februar.
"Da die Fed die Lohninflation als primären Katalysator ansieht, geht der jüngste Bericht im Hinblick auf die Fed-Geldpolitik in die richtige Richtung. Die Lebensmittel-, Energie- und Immobilienpreise sinken, aber die Mieten und Dienstleistungspreise bleiben hoch", so der Experte weiter.
Den "Lift-off" für den Markt sieht Perry dann, wenn die Kerninflation auf 5,0 Prozent sinkt und die Rendite einjähriger Schuldtitel bei 5,25 Prozent notiert.
"Der Markt wird dies als "Lift-off" für Wachstumsaktien interpretieren, die in den Indizes so stark gewichtet sind. Wenn der Markt aber auch nur vermutet, dass sich diese beiden Datenpunkte im Bereich von 5,0 Prozent überschneiden werden, ist es für die Bullen höchste Eisenbahn, voll in die Leitaktien zu investieren", glaubt er.
Den nächsten wichtigen Impulsgeber sieht Perry im Inflationsbericht Mitte Januar, der den Ton für die FOMC-Sitzung am 1. Februar bestimmen wird. Sollten die Daten wieder milder ausfallen, wäre dies seiner Meinung nach ein guter Grund für die Aktienmärkte, um angesichts der "stärker als üblich bärischen Stimmung" eine starke Aufwärtsbewegung zu starten.
Das größte Risiko sieht der Anlageexperte trotz der überkauften Marktlage in der bevorstehenden Berichtssaison. Falls die Unternehmen ihre Prognosen reihenweise kassieren sollten, drohe dem Aktienmarkt eine neue Verkaufswelle, so Perry.
Im S&P 500 nannte er den Bereich um 3.600 Punkte als wichtige Unterstützung, die sowohl während des Ausverkaufs im März 2020 als auch im Oktober 2022 dem Druck standhielt und die Kurse wieder ansteigen ließ.
von Robert Zach