Die Ölpreise haben sich in den vergangenen Monaten wieder deutlich erholt. Derzeit (05.09.2018, maßgeblich für alle Kurse) kostet ein Barrel der Sorte Brent rund 77,41 US-Dollar. Die Leichtsorte WTI hingegen notiert bei 69,05 US-Dollar je Barrel.
Für viele Öl- und Gasunternehmen sind derartige Preisniveaus ein überaus ansprechendes Marktumfeld. Nicht nur, dass die Zeiten der Ölschwemme damit endgültig passé sind. Nein, viele der großen Ölunternehmen erzielen bei den derzeitigen Preisen auch endlich mal wieder passable Gewinne.
Und das Beste: Das derzeitige Preisniveau könnte einen kleinen Einblick auf das geben, was womöglich noch kommt.
Die kurzfristigen Preistreiber Derzeit existieren einige kurzfristig relevante Preistreiber, die die Ölpreise zumindest temporär stützen und weiter steigen lassen könnten. Zum einen sind das nach wie vor schwelende Konflikte mit und im Nahen Osten. Besonders bemerkenswert dürfte an dieser Stelle die Fehde zwischen den USA und dem Iran sein. Die USA haben den Iran nämlich letztlich mit erneuten Sanktionen belegt, die dazu führen könnten, dass der Iran nach Expertenschätzungen Einbußen von 0,5 bis 1,5 Millionen Barrel pro Tag im Exportgeschäft hinnehmen muss. Das verringert natürlich erheblich die Angebotsseite des Ölmarktes.
Zum anderen könnte auch das Wetter im Herbst den Ölpreisen einen gewissen Kick geben. Der bisherige Tropensturm Gordon könnte so beispielsweise zu einem ausgewachsenen Hurrikan heranreifen und zu Produktionsausfällen in den USA, speziell im Golf von Mexiko, führen. Auch das dürfte die Angebotsseite verknappen und zu seinem Anstieg der gängigen Ölnotierungen führen.
Die langwierigen Preistreiber Neben diesen doch eher zeitlich begrenzten Faktoren gibt es jedoch auch einige Aspekte mit langfristigen Auswirkungen.
Besonders erwähnenswert ist in diesem Kontext, dass sich der Ölmarkt innerhalb der letzten Jahre in einem starken Investitionsdefizit befunden hat. Als die Ölpreise im Zuge der letzten Ölschwemme stark in den Keller gingen, blieben wichtige Investitionen in weitere Förderquellen aus. Ein Umstand, der vielleicht langfristig für eine regelrechte Knappheit im Markt des Schwarzen Goldes sorgen könnte.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Nachfrage nach dem Wirtschaftsschmiermittel nach wie vor steigend ist. Die OPEC rechnet beispielsweise damit, dass Öl bis in das Jahr 2040 zunehmend stärker nachgefragt sein wird. Vor allem aufstrebende Schwellenländer hätten in den folgenden Jahrzehnten weiterhin erheblichen Durst nach dem Rohstoff.
Ebenfalls preistreibend: Viele der derzeitigen Ölmächte fördern gegenwärtig schon auf Rekordniveau. Eine die Knappheit und steigende Nachfrage kompensierende Förderung rückt damit zumindest im Augenblick in weite Ferne.
Des einen Leid, des anderen Freud Die Chancen dürften daher weiterhin nicht schlecht dafür stehen, dass Öl auch künftig zu den derzeitigen Preisen gehandelt wird und diese womöglich sogar noch steigen. Was den gemeinen Autofahrer an der Benzinsäule stört, freut jedoch alle Anleger, die in diesem Segment vertreten sind.
Vielleicht sollte so mancher Investor daher überlegen, in diesem Markt aktiv zu werden. Viele Aktien bieten angesichts üppiger Dividendenzahlungen schließlich gewissermaßen eine Versicherung gegen steigende Benzinpreise.